Nachtzug nach Split | Teil 3: Nach Split

Begonnen von flow, 27 10, 2022, 00:39

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flow

So, endlich ist nun der titelgebende Nachtzug Thema. Die MAV bietet schon lange einen sommerlichen Nachtzug von Budapest nach Split an. Über die Jahre gab es da ja verschiedenste Inkarnationen, mit Kurswagen aus Prag und Moskau, mit WR, ohne WR, mit Görlitzer WL (alt und neu), mit CAF-WL, täglich, drei Mal die Woche,...
Aktuell ist es ein richtiger Prestigezug, den die MAV quasi mit dem besten Material was zur Verfügung steht auf die Reise schickt. Planmäßig kommen so (je nach Saison) zwei bis drei modernisierte CAF-WL, der WR "Pannonia" von MAV Nosztalgia (aus dem ehemaligen Regierungszug) und (je nach Saison) zwei bis drei modernisierte Liegewagen zum Einsatz. In der Vorsaison fährt der Zug zwei Mal, in der Hauptsaison dann drei Mal die Woche.
Bis dato hat der Zug nie in meine Reiseplanung gepasst, obwohl Budapest so nah ist. Für heuer stand eine Befahrung daher (wieder einmal) hoch oben auf der Liste und ich bin sehr froh, dass es sich endlich auch ausgegangen ist.

Am Keleti angekommen bleibt noch etwas Zeit, um die Lounge aufzusuchen. Dort hat man ja mit einem Ticket für den Schlafwagen Zutritt. Nach ein wenig Hin und Her und nachdem es auch die Kollegin bestätigt, lässt man mich dann auch tatsächlich eintreten. Die Lounge ist nicht riesig groß, aber angenehm und dezent gestaltet. Es gibt eine Reihe von inkludierten Getränken und kleinen Speisen sowie eine zweite Karte, deren Produkte zu zahlen sind. Selbstbedienung gibt es nicht, es wird am Platz serviert. Nach einer kleinen Stärkung begebe ich mich dann wieder in die Halle, mein Zug steht mittlerweile mit Abfahrtsbahnsteig am Monitor.

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Die altehrwürdige Halle von Keleti.

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In der Lounge.

Am Bahnsteig wird schnell klar, dass der Zug vollständig ist, also mit (da Nebensaison) jeweils zwei Liege- und Schlafwagen, getrennt vom Speisewagen. In Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich (nightjet, hüstel)...
Mein Schlafwagen ist gleich neben dem Speisewagen und wird von einem alten Haudegen von Utasellato betreut - es wirkt irgendwie so, als ob auf diesem Zug nur besonders verdienstvolles Personal Dienst tun darf. Ich mache es mir im Abteil gemütlich, es ist ein modernisierter CAF-Wagen. Die wilden Pastellfarben wurden durch ein deutlich ruhigeres Design ersetzt, das die Abteile frisch und geräumig wirken lässt. Gefällt mir gut. Leider hat die Modernisierung aber offenbar nichts am Status der Dusche am Gang als Abstellkammerl geändert. Da müsste man einmal bei MAV START nachfragen...

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Da ist das Ding! NIC 1204 Budapest - Split.

Die Zeit bis zur Abfahrt vergeht dann wie im Flug, sodass ich gar nicht mehr dazu komme, ein Foto vom gesamten Zug zu machen. Stattdessen beschäftige ich mich mit den diversen Goodies im Abteil (es gibt ein Wasser, Saft und Sekt sowie eine Schokorolle im MAV-Branding (Csokirolo, sehr gut übrigens) und einen Gutschein fürs Frühstück - dieses kann man sich entweder ins Abteil servieren lassen oder im Speisewagen zu sich nehmen, dazu noch später mehr.

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Das ansprechend modernisierte Abteil im CAF-Schlafwagen.

Bald nach der pünktlichen Abfahrt gehe ich in den Speisewagen, der ein ganz anderes Flair versprüht als der frisch modernisierte Schlafwagen. Hier dominiert alte Eisenbahn, viel Plüsch und Holz, sehr fein. So kurz nach Fahrtbeginn gibt es noch freie Platzwahl, ich mache es mir also auf einem Zweier in Fahrtrichtung rechts gemütlich - so sollten sich dann später auch ein paar Blicke auf den Balaton ausgehen. Der Kellner ist flink bei mir und nimmt die Bestellung auf. Die Speisekarte ist vielfältig und zur Feier des Tages gibt es heute Steak (das man im hiesigen Steaklokal auch nicht viel besser bekommmt).

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Zur Einstimmung ein kaltes Soproni vom Fass.

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Speisewagenflair "wie früher".

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Steak wie im feinen Restaurant.

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Übers flache Land hinter Szekesfehervar.

Während draußen der Balaton vorbei zieht und es langsam dunkel wird füllt sich der Speisewagen dann immer mehr und die Entscheidung, gleich nach der Abfahrt herzukommen, stellt sich als goldrichtig heraus. Das Personal (eine Köchin und zwei Kellner, soweit ich das überblicke) hat alle Hände voll zu tun um alle Gäste zu versorgen. Das führt dann teilweise auch zu unschönen Szenen, wie bei der siebenköpfigen Familie auf Island, die wirklich lange auf ihr Essen warten muss - so lange, bis der Vater dann einen der Kellner zur Rede stellt, der aber auch nix machen kann außer sich zu entschuldigen und auf den vollen Wagen zu verweisen. Auf mich vergisst man unterdessen ein wenig, macht aber nix, so muss das Dessert einfach etwas warten. In der Zwischenzeit informiert ein Mail der MAV über eine Umleitung wegen Bauarbeiten und einer dadurch etwa zwei Stunden verspäteten Ankunft. Jackpot! So muss man in der Früh beim Frühstück nicht stressen und sieht gleichzeitig mehr von der Strecke bei Tageslicht.

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Endlich wieder am Balaton, auch wenn wir nur dran vorbei fahren.

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Abendstimmung hinter Zamardi.

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Am Südufer öffnen sich meist nur kurz Blicke auf den See...

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...aber kurz hinter Fonyod geht es direkt am Ufer entlang.

Nachdem wir den Balaton verlassen haben legt sich langsam das Chaos und ich kann mich meiner Nachspeise widmen. Der Genuss wird jäh unterbrochen als in Murakeresztur die ungarischen Grenzer aufmarschieren - alles klar, dann überqueren wir umleitungsbedingt also schon hier die Grenze. Nachdem dieses Schauspiel auch vorbei ist begleiche ich die Rechnung und mache mit dem Kellner einen Frühstückstermin für den nächsten Morgen aus. Eigentlich wäre mein Schlafwagen für 7:15 bis 8:00 vorgesehen, was aber aufgrund der erwarteten Verspätung zu früh sein wird. Dann geht es zurück ins Abteil, während draußen in der Dunkelheit die kleinen Bahnhöfe der Medimurje vorbeiziehen bis Cakovec erreicht ist. Spätestens in Varazdin ist dann Schlafenszeit. Gute Nacht!

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Nachspeise mit Bahnbezug...

Nach einer erholsamen Nacht (die CAF-Wagen sind gut gefedert und klimatisiert) wache ich am nächsten Morgen auf. Draußen ist es sonnig, die Landschaft ist grün. Ich habe keine Ahnung wo wir sind, Handyempfang gibt es nicht und falls einmal ein kleiner Bahnhof durchfahren wird geht das so schnell, dass ich den Bahnhofsnamen nicht erkenne - und wenn doch, wüsste ich ihn wahrscheinlich eh nicht zu verorten. Trotzdem vermute ich, dass wir noch nicht in Knin sind, dazu ist die Landschaft zu unbekannt (bis jetzt bin ich einmal mit dem Nachtzug Zagreb - Split gefahren).

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Irgendwo in Kroatien. Nachträgliches Kartenstudium verortet es kurz vor Gracac.

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Morgenstimmung.

Schnell rüber in den Speisewagen und am gleichen Tisch wie gestern Platz genommen. Im Zug werden interessanterweise zwei Frühstücksvarianten angeboten: Entweder ein klassisches "Komponentenfrühstück" im Schlafwagen serviert oder ein Frühstück mehr oder weniger a la Carte serviert im Speisewagen. Die Aussicht auf klassiche Ham and Eggs und Speisewagenambiente lassen da eigentlich eh nur eine Entscheidung zu.

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Frühstück a la MAV bzw Utasellato.

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Bahnhof Knin, hier ist die Zeit ein wenig stehen geblieben.

Während dem Frühstück erreichen wir dann auch tatsächlich Knin, wo der Zug eigentlich gegen sechs Uhr sein sollte. Jetzt ist es kurz vor halb neun... Aber ich hab ja nix vor und genieße es, sowohl ausgeschlafen zu sein als mehr als geplant von Landschaft und Strecke zu sehen. Hinter Perkovic läutet die Rampe hinauf nach Labin dann das Grande Finale ein. Am offenen Fenster den Fahrtwind und das Wummern der 2044 erleben, ein Traum! Mittlerweile haben sich auch die meisten bekannten Gesichter von gestern Abend wieder eingefunden. Spätestens, als es dann hinter Labin hinunter zum Meer geht finden sich die meisten Mitreisenden auch auf der rechten Seite des Wagens ein, es wird fotografiert und allgemeine Urlaubsstimmung macht sich breit.

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Full House in Perkovic. Kreuzung mit dem ICN nach Split, daneben der Regio nach Split.

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Full Power bei der Ausfahrt aus Perkovic. Rechts geht es nach Sibenik.

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Irgendo auf der Rampe nach Labin...

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...und schon am Weg bergab.

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Endlich, das Meer!

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Split ist quasi schon in Sicht.

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Ankunft in Split.

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Bahnhof Split.

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Die Lok hat schon umgesetzt und bringt den Zug jetzt in die Abstellung nach Predgrade.

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Der Regio aus Perkovic überrascht mich mit einer Einfahrt auf einem der hinteren Bahnsteige.

Die Fahrt runter nach Split vergeht dann auch viel zu schnell - Predgrade, dann der lange Tunnel und "schon" (mit eh nur +150) ist der Endbahnhof erreicht. Die anderen Reisenden vertschüssen sich entsprechend rasch in Richtung Unterkunft, Bus oder Fähre, während ich noch den Zug dokumentiere und dann auf der Abfahrtstafel das restliche Tagesprogramm abstimme. Der Regiojet ist schon als Bus angekündigt, der EN aus Bratislava mit +180 (ergo Ankunft gegen 13:00). So lange warte ich hier nicht, also kurz ein Bummel an die Riva und durch die Stadt - dann zieht es mich aber nach Bacvice an den Strand. Dort verbringe ich dann auch den restlichen Tag entweder im Wasser, am Strand oder im Gastgarten der kleinen Bar oberhalb davon.

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An der Riva.

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Kleine Impression beim Bankomaten.

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Am Narodni trg gleich außerhalb des Diokletianspalastes.

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Gleisabschluss des Bahnhofs gleich neben dem Strand von Bacvice.

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Strandleben.

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Ein letzter Blick zurück.

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Moderne Architektur am Weg zurück zum Bahnhof.

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Interessierte Blicke beim EN 1152 Split - Bratislava.

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Und Ausfahrt.

Am späten Nachmittag mache ich mich dann wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof (der ja gleich ums Eck ist) um die Abfahrt des Bratislaver EN zu beobachten. Danach dauert es dann eh nicht mehr lange, bis "mein" EN wieder zurück nach Budapest fährt. Dieser wird dann tatsächlich auch bald darauf bereit gestellt. Über die Rückfahrt nach Hause wird es dann im letzten Teil zu lesen geben.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

Stipe

Wow, danke. Der Spliter Banhof hat sich aber seit meiner ersten und einzigen Fahrt dorthin (1990) nicht wesentlich verändert...

Commanderr

Zitat von: flow am  27 10, 2022, 00:39traffic.gif
Gleisabschluss des Bahnhofs gleich neben dem Strand von Bacvice.

Herrlich!
Einen Strand mit Bahnanschluss sieht man auch nicht alle Tage!  8)

flow

Zitat von: Stipe am  27 10, 2022, 10:23Wow, danke. Der Spliter Banhof hat sich aber seit meiner ersten und einzigen Fahrt dorthin (1990) nicht wesentlich verändert...

Angesichts des überschaubaren Angebots besteht dafür ja auch keine echte Notwendigkeit (leider).

Zitat von: Commanderr am  27 10, 2022, 15:12Einen Strand mit Bahnanschluss sieht man auch nicht alle Tage!  8)

500 Meter Fußweg muss man schon einrechnen von den Bahnsteigen, da gibt es schon noch eine Reihe anderer Stationen die näher am Strand liegen.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

5047er

Hui, stilvoller lässt sich eine solche Reise kaum gestalten.
Da freue ich mich schon auf die Retourfahrt, vielleicht hält ja auch der den einen oder anderen "Umweg" bereit.



whz

Großartiger Bericht und traumhafte Bilder!! Da bekommt man richtig Lust, deine Reise auch zu machen :):) freue mich auf weitere Bilder!!

lg
Wolfgang