Der Radweg-Thread

Begonnen von green_future, 27 03, 2022, 16:24

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ptg

Zu allererst: Kann den "Diskutanten" (insbesondere 7jgt und cost) einiges abgewinnen.


Zitat von: cost am  01 07, 2022, 20:51Von der Platzeffizients her ist der Radverkehr aber deutlicher näher ÖV als MIV:

Ist aber auch ein Interessanter Vergleich. 3m Breite für eine Richtung bei Autos und ÖV werden mit Zweirichtungsverkehr bei Fuß- und Radverkehr verglichen. Wenn es um den Vergleich der Kapazitäten geht sollte - eigentlich muss - man alle Fortbewegungsarten in nur eine Richtung vergleichen oder alle in beide Richtungen (und da schaut es dann eher schlecht aus bei ÖV und MIV, weil dann gar nichts mehr geht bei 3m Breite.)


Dort wo es eigene Radwege bzw. gemischte Geh- und Radwege gibt, gehören diese ausreichend breit und durchgehend ausgeführt und wo es möglich ist, sollte es mMn auch eigene Infrastruktur geben, der dann aber auch entsprechende Priorität zugeordnet wird.

Exemplarisch die Parkstraße: Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Ost-West-Verbindung durch den innerstädtischen Bereich. Dort stehen dem MIV ~14m zum Fahren und Parken in eine Richtung zur Verfügung. Der Geh- und Radweg ist nicht einmal 3m breit und wird durch Hecke und Bäume direkt daneben zusätzlich eingeengt; Fußgänger + Radgegenverkehr gleichzeitig geht sich gefahrlos nicht aus. Dafür ist es aber auch nicht möglich den Vorrang bei der Jahngasse zu ändern, da den "massenhaft" Autofahrern zur ÖVP-Zentrale bzw. zur Polizei das anscheinend nicht zuzumuten ist.
Gleicher Radweg etwas weiter bei der Keplerbrücke. Für den MIV können stets alle möglichen Maßnahmen (Brücken, Geländer, Bäume wegreissen, Bäche verlegt) ergriffen werden, um Straßen auszubauen. Auf meine Anfrage, als anno dazumals die Keplerbrücke saniert wurde, ob es nicht möglich wäre ostseitig der Keplerbrücke die Wartefläche zu vergrößern, weil dort Fußgeher aus 4, Radfahrer aus 3 Richtungen zusammenkommen und warten müssen, war die Antwort, dass das nicht möglich ist, weil angeblich das Geländer unter Denkmalschutz steht.

7jgt

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Ich würde sagen, der Bau von dezidierte Infrastruktur ist von der Definition her schon genau das Gegenteil von Marginalisierung.
Leider hast du meinen Beitrag nicht aufmerksam gelesen, was schade ist. Ich habe mich auf die Interaktion/die Schnittpunkte, sprich dort, wo Radwege und reguläre Fahrspuren aufeinander treffen, bezogen.

Und diese Kreuzungs- und Überfahrtsituationen sind unvermeidbar. Wobei getrennte Radwege dann eine gefährliche "out-of-sight-out-of-mind"-Mentalität fördern, zumal es gerade in Nebenstraßen (großfläches Tempo 30!) entsprechend schmal ist, und selbst wenn es dort möglich ist, einen baulich getrennten Radweg zu schaffen, gut einsichtige Kreuzungssituationen aufgrund der großen Zahl (auch an Zufahrten) in der Regel nicht machbar sind.

Im Übrigen wird es nicht möglich sein, für 100% der Wege baulich getrennte Radwege zu schaffen. Dementsprechend schafft Präsenz sehr wohl Sicherheit. Anekdotische Evidenz: Graz jedes Jahr im Wechsel Winter auf Frühling/Sommer. Einfach mal das Verhalten der Autofahrer dabei beobachten, und wie wenige Wochen Unterschied eine neue Normalität schaffen.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56[...]Hier mal Artikel dazu:
Eine Interpretation aus einem Meinungs(!)blog über eine Studie, die zwölf US-Großstädte untersucht hat, auf Graz anzuwenden, ist - höflich ausgedrückt - gewagt.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Nachdem es viel mehr Leute gibt, am Wochenende zur Erholung Radfahren als Autofahren (und darauf habe ich mich bezogen) bist du hier wahrscheinlich eher die Ausnahme.
Wo habe ich geschrieben, dass ich am Wochenende (oder überhaupt) mit dem Auto zur Erholung herumfahre? Willst du mir mein persönliches Erleben absprechen?! - Ich habe deiner absolute Aussage ("Es ist, wenn die Infrastruktur da ist, deutlich angenehmer als Autofahren.") meine Wahrnehmung gegenübergestellt. Und auch objektiv betrachtet ist die nötige persönliche Kraftanstrengung, um mit einem Auto von A nach B zu kommen, deutlich geringer als beim Fahrrad (auch beim E-Bike). Insofern ließe sich formulieren: "Autofahren ist, wenn die Infrastruktur da ist, deutlich angenehmer als Rafahren." (was ich nicht befürworten würde)

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Möbeltransporten und ähnliches passiert bei den meisten Leuten so selten, dass es in der Regel sinnvoller ist das benötigte Fahrzeug zu leihen.
Wo habe ich geschrieben, dass ich Eigentümer eines Autos oder eines LKWs bin? Wo habe ich gefordert, dass (alle) Leute sich ein eigenes Auto kaufen sollen? Bei Bedarf kann man sich eines leihen, so wie du schreibst - und das wird für viele Menschen ausreichend sein.

Genauso kann man sich auch ein Lastenrad leihen, wenn man eines braucht. Nur dessen Anwendungsbereich ist  eben mMn sehr gering. Die Menge, die ich nicht zu Fuß (ggf Rucksack, zusätzliche Taschen etc) transportieren kann, aber noch mit dem Lastenrad ist einfach sehr, sehr gering. Sprich: Mir fällt nicht wirklich etwas ein, was ich mit einem Lastenrand transportieren würde. Und alles was mir einfällt, das ich transportieren möchte, ich aber nicht zu Fuß erledigt bekomme, ist eben so groß, dass es ein Auto/einen LKW braucht. Wie oft, ist ja nur vom Lebensstil abhängig.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Verbrauchen trotzdem deutlicher weniger Platz als jeder Kleinwagen.
Isoliert betrachtet ja; aber nachdem die meisten Lastenradbesitzer, die ich kenne, zum Zweit- und sogar Drittfahrrad tendieren, relativiert sich dieser Platz. Anekdotische Evidenz: Der Citroen C2 meines Nachbarn verbraucht am Parkplatz im Hof weniger Platz als der Fahrradfuhrpark meiner (alleinlebenden) Nachbarin.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Kann ich gut verstehen, weil die Radwege nicht gut sind und regelmäßig einfach aufhören
Nein, ich fahre ganz grundsätzlich nicht gern Rad, weil es körperlich anstrengend ist und ich gerne die Umgebung intensiv(er) wahrnehmen möchte. Daher am liebsten zu Fuß. Wenn ich weite Strecken zurücklegen möchte, dann nehme ich den ÖV. Das hat nichts mit der Radinfrastruktur zu tun; auch in den Niederlanden wollte ich nicht freiwillig Fahradfahren.

Leider tendieren umkehrt viele (mittelgroße) "Fahrradstädte" (auch in den Niederlanden) dazu, den ÖV durch Fahrradwege zu kannibalisieren. Dieser Effekt ist auch gut wissenschaftlich untersucht. Nebenbei: Bei gutem ÖV-Angebot gibt es idR auch einen hohen Modal Split-Anteil des Fußverkehrs - etwas, dass in Graz vollkommen ignoriert wird.

Außerdem werden sich nie durchgehenden Radwege mit 100% Wegabdeckung errichten lassen (in vielen Nebenstraßen gibt es überhaupt nur eine Spur). Sie werden auch notgedrungen idR immer schmäler sein, als reguläre Fahrspuren (in Graz, wo es der Querschnitt oft nicht anders hergibt. Und nein, man kann die regulären Fahrspuren nicht ersatzlos streichen!). Dann ist die Übersichtlichkeit immer noch der regulären Fahrspur unterlegen und es gibt für mich keinen Grund, den Radweg zu benutzen.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56in den Niederlande erledigen 80 jährige ihren Alltag mit dem Rad
Diese Menschen gibt es auch bei uns. Und natürlich kann eine bessere Infrastruktur einen Anreiz schaffen, mit dem Rad zu fahren. Das macht es aber nicht grundsätzlich inklusiv: Die, die nicht fit genug sind, verschwinden eben mangels Alternativen dann ganz. Aus der Abwesenheit einer marginalisierten Gruppe aus dem öffentlichen Raum lässt sich nie schließen, dass es diese nicht gäbe. Und nicht alle sind gestählte, gesunde 80-, 70-, 60-, oder auch 20-Jährige mit zwei gesunden Beinen, funktionierendem Augenlicht und auch sonst mit den körperlichen und geistigen Voraussetzungen zum Radfahren ausgestattet.

NICHT JEDER KANN RADFAHREN. Und man muss Menschen, die das nicht (mehr) können, nicht herablassend ausrichten, sie hätten ja einfach nur gesund/nicht behindert bleiben müssen. Das ist nämlich eine ganz ekelhafte Ideologie.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Wenn wir für den Rest die Straße sperren dann haben wir schon sehr viel erreicht. In der Herrengasse klappt das wunderbar.
Wie viele Straßen in Graz haben den Querschnitt der Herrengasse? Wie viel Versorgung für die Innere Stadt wird über die Herrengasse abgewickelt (außer den direkten Anrainern)? Wie viel notwendigen Durchzugsverkehr muss sie aufnehmen?

Die Herrengasse ist kein Modell, dass sich Stadtweit ausrollen lässt. Und auch in der Altstadt, zB in der Sporgasse führen die vielen Radler zu Problemen. Historisch gewachsene Kernstadt und zu viel Individualverkehr (ja, das Rad ist gemeint) mit Anspruchsdenken auf Abstellplätze - das kann nicht gut gehen.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Wenn man die Fahrbahn noch etwas schmaler macht geht das in der Regel schon.
Das wird in Nebenstraßen in der Regel nicht möglich sein (Zufahrt für Müllabfuhr, Feuerwehr, sonstige LKW muss gesichert bleiben; zudem: Gegenverkehr oft nötig, weil keine regelmäßig angeordneten Straßen für ein Einbahnnetz).

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56[...] ich möchte nicht so tun als ob ich genau wüsste was am besten ist, aber man sieht an anderen Städten dass es geht und es oft nicht am Weg sondern am Willen scheitert.
Gut. Ich finde Radverkehr grundsätzlich auch ok. Aber er ist nicht das drängendste Anliegen im städtischen Mobilitätsbereich. Er ist auch kein Allheilmittel. In einer Welt mit beschränkten Ressourcen (zB auch Straßenquerschnitt) hat der Radverkehr kein Anrecht auf absolute Bevorzugung. Tempo 30 ist eine gute Sache und in diesen Bereichen wird es idR keine Radwege brauchen/keine Radwege möglich sein.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Wenn man nach der gefahrenen Geschwindigkeit geht, wird der Radverkehr näher an Bus und Bim sein als an Autos.
Im Durchschnitt gleichen sich Bus/MIV/Rad in der Stadt an, sofern es an baulich getrennter Infrastruktur fehlt (insb für ÖV). Die Spitzen sind trotzdem anders, bzw ist es für den ÖV besonders wichtig, ihm diese Spitzengeschwindigkeit zuzugestehen. Auch daher Trennung ÖV-Rad. Trotzdem gehören Radfahrer zu den schnelleren Verkehrsteilnehmern (mit 20-30km/h gut im Schnitt der motorisierten Verkehrsteilnehmer). Rad-Fußgänger haben einen enormen relativen Geschwindigkeitsunterschied und gehören daher getrennt.

Meine ursprüngliche Aussage war "Der Radverkehr ist dem MIV näher als dem ÖV oder dem Fußverkehr". Radverkehr ist ein Individualverkehrsmittel und damit vom ÖV prinzipiell zu unterscheiden. Die Zuteilung zu MIV/Fußgänger erfolgt anhand der Geschwindigkeit, daher hab ich auch geschrieben: "Radverkehr ist von der Geschwindigkeit (im Stadtverkehr) eindeutig näher am MIV, als an Fußgängern."

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Wobei dieser Punkt mir, für die Frage mit wem sich der Radverkehr eher die Spur teilen sollte, nicht relevant erscheint.
Doch. Eben weil der Radverkehr durch seine geringere Spitzengeschwindigkeit (wenn auch ähnliche Durchschnittsgeschwindigkeit) den ÖV und damit die Vielen blockiert, gehört er nicht mit dem ÖV in eine Spur.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Wenn wir das auch auf den MIV anwenden, der nochmal deutlicher weniger platzineffizienter ist, dann passt das für mich.
Ich habe den MIV nicht ausgenommen ("[Vorrang des ÖVs] gegenüber jeder Form der Individualmobilität"). Das macht das Fahrrad aber nicht heilig und immun vor Kritik.

Es ist eben kein Wundermittel, sondern nur (etwas) besser als der MIV. Ja, er gehört gefördert und gegenüber dem MIV bevorzugt, darüber hinaus hat er sich aber unterzuordnen. Bei Verteilungskonflikten werden Rad und MIV auch öfter gemeinsam das "verlierende" Los ziehen müssen, das ist den tatsächlichen Platzverhältnissen und Versorgungserfordernissen geschuldet.

Zitat von: cost am  03 07, 2022, 16:56Generell geht es für mich nicht um ein entweder Fahrrad oder Öffis und Laufen. Rad-, Fuß- und Öffentlicher Verkehr brauchen einander um eine möglichst gute Alternativen zum Auto zu schaffen, weil vor allem der Autoverkehr die Städte belastet.
Das würde ich mir auch wünschen. Aber meiner Meinung nach - und ich hoffe, du kannst diese akzeptieren - wird auch der Radverkehr bei der Verteilung der begrenzten Ressource Platz gegenüber dem ÖV und Fußgängern zurückstecken müssen.

cost

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53
ZitatIch würde sagen, der Bau von dezidierte Infrastruktur ist von der Definition her schon genau das Gegenteil von Marginalisierung.
Leider hast du meinen Beitrag nicht aufmerksam gelesen, was schade ist. Ich habe mich auf die Interaktion/die Schnittpunkte, sprich dort, wo Radwege und reguläre Fahrspuren aufeinander treffen, bezogen.
Ich habe mich in dem anderen Satz aus dem Absatz den du von mir zitiert hast darauf bezogen, das war zumindest die Intention.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Und diese Kreuzungs- und Überfahrtsituationen sind unvermeidbar. Wobei getrennte Radwege dann eine gefährliche "out-of-sight-out-of-mind"-Mentalität fördern
Das ist richtig, wird aber in der Regel durch die höhere Anzahl an Radfahrer und dass mehr von den Autofahrern die auch Radfahren ausgeglichen. Sieht man recht gut in Städten mit viel dezidierter Radinfrastruktur.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53zumal es gerade in Nebenstraßen (großfläches Tempo 30!) entsprechend schmal ist, und selbst wenn es dort möglich ist, einen baulich getrennten Radweg zu schaffen, gut einsichtige Kreuzungssituationen aufgrund der großen Zahl (auch an Zufahrten) in der Regel nicht machbar sind.
In diesen Stellen mag das auch stimmen, aber für alle Straßen mit viel Verkehrsaufkommen oder höheren Geschwindigkeiten nicht. In dem folgenden Dokument des ADFC wird ab Seite 18 ganz gut erklärt welche Verkehrsführung wofür geeignet ist:
https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Politik_und_Verwaltung/Download/adfc_radverkehr_infrastruktur_2019_sw_web.pdf

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Im Übrigen wird es nicht möglich sein, für 100% der Wege baulich getrennte Radwege zu schaffen
Habe ich auch nie behauptet. Ich bin nur der Meinung, dass es an mehr Stellen machbar und sinnvoll als du.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Eine Interpretation aus einem Meinungs(!)blog über eine Studie, die zwölf US-Großstädte untersucht hat, auf Graz anzuwenden, ist - höflich ausgedrückt - gewagt.
Wenn ich mir den Ergebnisteil des Forschungsberichts durchlese ist das eher eine Übersetzung als eine Interpretation:
ZitatThe results suggest that more bicyclists is not the reason these cities are safer for all road users. Better safety outcomes are instead associated with a greater prevalence of bike facilities – particularly protected and separated bike facilities – at the block group level and, more strongly so, across the overall city.
Es gibt natürlich auch noch was für Europa und Österreich:
https://www.sazbike.de/markt-politik/studie/sicherheitsbedenken-halten-radfahren-ab-2768617.html
https://radkompetenz.at/7799/studie-bestaetigt-die-positiven-wirkungen-von-pop-up-radinfrastruktur/

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Und auch objektiv betrachtet ist die nötige persönliche Kraftanstrengung, um mit einem Auto von A nach B zu kommen, deutlich geringer als beim Fahrrad (auch beim E-Bike).
Das mag sein, aber die eigene Bequemlichkeit ist für die meisten kaum ein Grund:

Ich glaube dir dass Anstrengung für dich ein Grund ist, aber in diesem Fall solltest du nicht von dir auf andere schließen. Falls du einen Gegenbeweis hast, abseits deines eigenen Empfindens, gerne her damit.


Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Mir fällt nicht wirklich etwas ein, was ich mit einem Lastenrand transportieren würde. Und alles was mir einfällt, das ich transportieren möchte, ich aber nicht zu Fuß erledigt bekomme, ist eben so groß, dass es ein Auto/einen LKW braucht. Wie oft, ist ja nur vom Lebensstil abhängig.
Hast du wohl Glück, dass es bei dem Lebensstil nicht nötig ist. Die häufigsten Alltagsgegenstände die mit Lastenrädern transportiert werden die nicht in den Rucksack passen, aber kein Auto gebrauchen sind sind wohl Einkauf und Kinder. Das trifft vor allem auf Familien zu. Zusätzlich gibt es die vielen Dinge die man einzeln gesehen nicht so oft braucht, aber zusammen schon, wie Getränkekisten, Pakete, Haustiere, Bohrmaschine oder ein Sack Blumenerde. Gibt glaub viele deren Lebensstil dazu passt. Für viele Gewerbebetriebe ist das auch interessant und damit meine ich nicht nur Lieferdienste, sondern auch für einige Handwerker. Hier ein Bespiel aus Graz, aber ich hab auch schon Schornsteinfeger das verwenden sehen.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Isoliert betrachtet ja; aber nachdem die meisten Lastenradbesitzer, die ich kenne, zum Zweit- und sogar Drittfahrrad tendieren, relativiert sich dieser Platz. Anekdotische Evidenz: Der Citroen C2 meines Nachbarn verbraucht am Parkplatz im Hof weniger Platz als der Fahrradfuhrpark meiner (alleinlebenden) Nachbarin.
Die meisten Autofahrer die ich kenne tendieren auch dazu keinen Citroen C2 zu fahren, sondern etwas deutlich größeres.
Trotzdem fällt es mir schwer zu glauben dass die Fahrräder deiner Nachbarin mehr Platz zum Parken brauchen als ein C2. Der C2 ist ca. 6m² (3,67m x 1,67m ohne Außenspiegel) groß, ein normales Rad ca. 1m² (1,8m x 0,55m) und ein Lastenrad liegt bei ca. 1,5 - 2m² (schwankt stark nach Art von Rad, ein großes dreirädriges hat 2,20m x 0,90m). Man bräuchte als 4 normale Räder und ein Lastenrad um etwa die gleiche Fläche wie ein C2 zu belegen. So wären die Fahrräder nicht mal eng gestellt, bei uns in der Garage stehen 4 Fahrräder auf 3m² (1,9m x 1,6m) und wir können jedes rausholen ohne ein anderes zu bewegen.
Wenn dein Nachbar und deine Nachbarin unterwegs sind braucht dein Nachbar aber in jedem Fall deutlich mehr Platz.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53NICHT JEDER KANN RADFAHREN. Und man muss Menschen, die das nicht (mehr) können, nicht herablassend ausrichten, sie hätten ja einfach nur gesund/nicht behindert bleiben müssen. Das ist nämlich eine ganz ekelhafte Ideologie.
Ich wollte nur sagen, dass man auch als alte Person meist noch Radfahren kann, weil es ein recht inklusives Verkehrsmittel (vor allem im Vergleich zum MIV) ist und das es sogar Vorteil zu ÖV und MIV hat. Aber das habe ich vielleicht etwas falsch formuliert oder es wurde zumindest von dir falsch verstanden.


Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Die Herrengasse ist kein Modell, dass sich Stadtweit ausrollen lässt.
Habe ich auch nie behauptet und das gilt für alle Vorschläge die ich gemacht habe. Ich bin der Meinung, dass es für die meisten Straßen ein Möglichkeit gibt sie für Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehr zu verbessern. Wenn es kaum bis gar nicht möglich ist, dann oft auch weil es schon gute Straßen sind, wie z.B. die Herrengasse.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Es ist eben kein Wundermittel, sondern nur (etwas) besser als der MIV. Ja, er gehört gefördert und gegenüber dem MIV bevorzugt, darüber hinaus hat er sich aber unterzuordnen.
Ich glaube das ist das grundlegende Problem in dieser Diskussion. Ich bin der Meinung, dass das Fahrrad nicht nur etwas besser ist als der MIV ist, sondern sehr sehr viel besser und dass Rad-, Fuß- und öffentlicher Verkehr für eine Stadt im Großen und Ganzen gleich wichtig ist. Je nachdem wo man ist, ist die Wichtigkeit dieser Verkehrsmittel stark unterschiedlich und der Modal-Split muss nicht bei allen drei genau gleich groß sein, aber wenn eins davon beim Modal-Split nach unten ausreißt, ist es ein starkes Indiz dafür das man Potenzial zum verdrängen des MIV liegen lässt und das ist am Ende des Tag mein größtes Ziel. Ob das mit viel oder wenig Radverkehr (oder ÖV) erreicht wird ist mir im Prinzip egal, aber ich glaube halt das wir verschiedene sehr gute Alternativen brauchen. Welche dieser Alternativen jetzt insgesamt am wichtigsten ist, ist meiner Meinung nach irrelevant.

Zitat von: 7jgt am  05 07, 2022, 14:53Das würde ich mir auch wünschen. Aber meiner Meinung nach - und ich hoffe, du kannst diese akzeptieren - wird auch der Radverkehr bei der Verteilung der begrenzten Ressource Platz gegenüber dem ÖV und Fußgängern zurückstecken müssen.
Ich kann absolut akzeptieren, dass Fuß- und öffentlicher Verkehr in der Herrengasse Vorrang hat, aber ich hoffe, dass du akzeptieren kannst, dass ich anderorts (z.B. Alte Poststraße) einen guten dezidierten Radweg wichtiger finde als eine eigene Spur für den ÖV. Wobei wichtiger nicht heißt dass ich gegen eine eigene Spur für den ÖV wäre.

ptg

Das Baustellenumleitungskonzept für Radfahrer ist wieder einmal überaus durchdacht.
Der Radweg Keplerstraße wird gesperrt und parallel wird auf der empfohlenen/beschilderten Ausweichstrecke über die Weißeneggergasse die eine Seite der Straße aufgegraben, auf der anderen Seite das Material gelagert, auf der verbleibenden Fahrspur steht ein LKW und ein Mann regelt den Verkehr für Radfahrer, die auf dem verbleibenden Meter? (zwischen Bauzaun und LKW) in beiden Richtungen fahren dürfen/sollen/müssen.   :o  >:(

FlipsP

Ich würde mal sagen, dass der LKW dort nicht 24/7 steht?

ptg

Das nicht. Aber nach dem sie dort Aushubarbeiten durchführen, steht dort einer und/oder ein Bagger vermutlich 12/5 (sonst bräuchte man auch keinen extra Regelposten dort hinstellen). Für eine ausgeschilderte Ausweichstrecke einer gesperrten Hauptradroute finde ich es nicht besonders durchdacht.


Man hätte ja auf der Keplerstraße eine Fahrspur sperren können, dafür dort den Radverkehr führen und die Kfz wechselweise anhalten. Ob man da dann auch ganz entspannt sagt: Naja am Wochenende und in der Nacht kann man eh normal fahren, da steht dann eh kein Baufahrzeug im Weg.
   

FlipsP

Aushubarbeiten muss aber nichts heißen.
Es kann auch sein, dass einfach dort 2 LKW beladen wurden oder mal 2 Stunden oder von mir aus einen Tag lang eine Blockade war.

Nach einer großen Baustelle hört sich deine Beschreibung nicht an.

Ja, ich gebe dir Recht. In Graz sollte man Radverkehr mehr Bedeutung geschenkt werden, aber man muss auch nicht wegen jeder Kleinigkeit aufschreien.

ptg

#22
Zitat von: FlipsP am  21 07, 2022, 17:31Nach einer großen Baustelle hört sich deine Beschreibung nicht an.

Laut Baustellenübersicht bis 26.8. Fernwärmearbeiten. (Siehe #18 : "auf der einen Seite lagert das ganze Rohrmaterial und die andere Seite wird aufgegraben")
Da wird also wohl eher laufend Material manipuliert.

Diese Arbeiten in einer an und für sich verkehrlich unbedeutenden Gasse (außer man leitet den Radverkehr dort durch), hätte man während der Schulzeit genauso gut durchführen können aber vor allem eben nicht genau dann, wenn es Arbeiten der Stadt Graz sind, die auch die Arbeiten in der Keplerstraße durchführt.

Man kommt ja auch nicht auf die Idee jetzt in der Wickenburggasse aufzugraben und wechselweise anzuhalten, während der Verkehr von der Baustelle Körösistraße dorthin umgeleitet wird.

Ich habe da insofern kein Problem als ich halt über die Strauchergasse, Volksgartenstraße ausweiche. 
Es geht da eher ums Prinzip mit welcher Ignoranz immer wieder seitens des Straßenamtes gegenüber Radfahrern  (auch Fußgängern)  vorgegangen wird.

Toben Dax

Ist zwar nur ein geringer Trost, aber auch beim Autoverkehr kommt es zu solchen Situationen:

Vor ein paar Wochen war der Plabutschtunnel in der Nacht (geplant) gesperrt, da war die Baustelle am Bahnhofgürtel ein ordentlicher Staupunkt.
Und vor ein oder zwei Jahren hat man während einer nächtlichen Plabutschtunnel-Sperre eine Grabungsquerung in der Kärntner Straße auf Höhe Busgarage mit wechselseitigen Anhaltungen gemacht. Folge war Stau fast bis zur Autobahnabfahrt zurück.

5047er

Auch ich bin an dieser Stelle in den letzten Tagen öfters, zuletzt heute morgen vorbei gekommen.
Die Baustelle ist ungut und etwas nervig, aber nicht unbedingt unzumutbar. Man kommt mit dem Fahrrad in Schrittgeschwundigkeit durch, ohne Absteigen. Bei Gegenverkehr muss man ggf. kurz warten.
Was ich persönlich vie schlimmer finde, ist die Situation an der Kreuzung Metahofgasse/ Esperantoplatz/ Hans-Resel-Gasse. Von der Metahofgasse kommend sieht man an der Kreuzung kaum in die Hans-Resel-Gasse und von dieser kommt der MIV meist mit ordentlich rasantem Tempo angefahren, da dürfte es bestimmt öfters zu äußerst gefährlichen Situationen kommen, auch ohne Baustelle. Und da man aus der Annenstraße kommend nicht links abbiegen darf, kann man diese Kreuzung auch nicht vernünftig umfahren.

Achja, was eine Plabutschtunnelsperre angeht, gab es auch Ende Juni einmal den Fall, dass der Tunnel Abends gesperrt war und der Bahnhofgürtel war aufgrund von Arbeiten zwischen Keplerstraße und Ghegagasse nur einspurig befahrbar. Da war ich auch gerade im IC-Bus von Kärnten nach Graz, der dadurch gute 20 Minuten Verspätung aufgerissen hat, also sowas gibt es auch.

Generell sollte aber selbstverständlich versucht werden, derartige Situationen zu vermeiden, indem man dies besser untereinander abstimmt.

flow

Zitat von: 5047er am  22 07, 2022, 10:57Was ich persönlich vie schlimmer finde, ist die Situation an der Kreuzung Metahofgasse/ Esperantoplatz/ Hans-Resel-Gasse. Von der Metahofgasse kommend sieht man an der Kreuzung kaum in die Hans-Resel-Gasse und von dieser kommt der MIV meist mit ordentlich rasantem Tempo angefahren, da dürfte es bestimmt öfters zu äußerst gefährlichen Situationen kommen, auch ohne Baustelle. Und da man aus der Annenstraße kommend nicht links abbiegen darf, kann man diese Kreuzung auch nicht vernünftig umfahren.

Also ich fahr diese Relation (Metahofgasse > Annenstraße) mehr oder weniger täglich und obwohl die Sichtverhältnisse dort tatsächlich nicht gut sind find ich die Situation nicht so schlimm weil man eh meistens an der roten Ampel warten muss also den Rechtsabbieger aus der Metahofgasse recht entspannt fahren kann.
Mehr nerven mich da die Autos die regelmäßig in der Metahofgasse gegen die Einbahn fahren. Blöd, wenn es da tuscht, noch blöder, wenn der Unfallgegner die Polizei ist...  ;D

Morteratsch - fermeda sün dumanda

FlipsP

Laut Kleine Zeitung soll die Marburger Straße zur Fahrradstraße werden.

Als Befürworter aller Formen der sanften Mobilität sehe ich hier eher Nachteile.

Es gibt keine wirkliche Weiterführung für die Radfahrenden. 
Die Linie 64 wird dadurch vermutlich eher ausgebremst.

Ich sehe durch so eine Maßnahme eher mehr Konflikte. Wo bleiben richtige, eigene und getrennte Radwege, statt ohne wirkliche Maßnahmen einfach Straßen zur Radstraßen zu deklarieren?

PeterWitt

Die ÖVP wettert wieder einmal gegen die chaotischen Zustände infolge der grünen Verkehrspolitik:
Krone.at
AUTOFAHRER ENTNERVT
Graz: Wirbel um Stau-Falle nach Radweg-Umbau
Am Grazer Franz-Josef-Kai brauchen Autofahrer dieser Tage starke Nerven. Die ÖVP übt scharfe Kritik an der Verkehrsstadträtin.
Die Strecke zwischen Andreas-Hofer-Platz und Keplerbrücke ist seit jeher ein stauträchtiges Verkehrs-Nadelöhr, doch heuer scheint der rund ein Kilometer lange Weg für Autofahrer zu einer besonders zermürbenden Geduldsprobe zu werden, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit.
Ein Fahrstreifem musste breiterem Radweg weichen
Zahlreiche Leser haben sich an die ,,Krone" gewandt und ihrem Unmut Luft gemacht. Tenor: Durch den verbreiterten Radweg hat sich die Situation noch verschlimmert. Vor gut einem Monat wurde der neue rund 200 Meter lange Radweg-Abschnitt eröffnet. Das Projekt ist Teil der ,,Rad-Offensive" des Landes und der Stadt Graz. Für die großzügige Neugestaltung zugunsten von Radlern und Fußgängern sind 20 Parkplätze und ein Fahrstreifen weggefallen.
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Gerade jetzt zu Weihnachten, wo die Menschen Gott sei Dank ihre Einkäufe noch in der Innenstadt tätigen, muss man die Sinnhaftigkeit des Umbaus am Kaiser-Franz-Josef-Kai hinterfragen.
Kurt Hohensinner, Grazer ÖVP-Obmann
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In die Kritik der Autofahrer reiht sich auch die Grazer ÖVP ein: ,,Das Prestigeprojekt von Verkehrsstadträtin Judith Schwentner zieht vor allem mehr Stau, mehr Feinstaub, mehr Ärger in der Grazer Innenstadt nach sich. Gerade jetzt zu Weihnachten stauen sich die Autos von der ÖGK bis zur Keplerbrücke und darüber hinaus", heißt es aus den Reihen des VP-Gemeinderatsklubs.

Chef-Verkehrsplaner sieht kein Problem
Mit konkreten Zahlen lässt sich eine Zunahme der Stau-Problematik aber nicht belegen. Wolfgang Feigl, Leiter der Verkehrsplanung in Graz, sagt sogar: ,,Die seit Jahren im vorweihnachtliche Verkehr eingelangten Beschwerden an dieser Stelle haben sich heuer erstmals nicht wiederholt." Zudem sei im Zuge der Umgestaltung die Ampelschaltung sogar im Sinne der Autofahrer optimiert worden, ebenso wie die Ausfahrt aus der Kastner-Garage.

Ungeachtet dessen ist der Umbau für ÖVP-Obmann Kurt Hohensinner nicht geglückt: ,,Der von uns schon oft geforderte Gesamtplan fehlt völlig. Wir wollen ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer und keine ideologisch motivierte Klientelpolitik, die keinen Sinn ergibt."

Für wie dumm wollen die denn die Leute eigentlich noch verkaufen? Ich meine, auch ich hatte so meine Bedenken, als der Kai auf eine Fahrspur rückgebaut wurde, nur es stellte sich als recht unproblematisch dar. Das war ja noch lange unter Nagl, ist wohl schon gut 5-10 Jahre her.
Der jetzige Umbau hat ja bloß den "Flaschenhals" noch etwas weiter Richtung Unterführung gezogen, an der Durchsatzkapazität hat sich dadurch aber genau nichts geändert.
Also: was, außer mit unüberlegten Dummheiten in die Schlagzeilen zu kommen, will Hr. Hohensinner eigentlich?

Martin

Reine Parteipolitik!  :P
Liebe Grüße
Martin

FlipsP

Der will halt mal wieder in der Zeitung stehen.

Wichtig bei den tausend Wörtern sind eh nur die wenigen von Feigl.