Der Radweg-Thread

Begonnen von green_future, 27 03, 2022, 16:24

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kestrel

Neue Radrichtlinie: Graz als gutes Beispiel
Seit 1. April gilt in Österreich eine neue Richtlinie für den Radverkehr. Und diese bringt weitreichende Neuerungen: Unter anderem sollen Radwege zukünftig breiter und damit sicherer gestaltet werden. Graz geht österreichweit mit gutem Beispiel voran.
Schon ein kurzer Blick auf die Unfallstatistik zeigt, dass Handlungsbedarf bestanden hat, denn die Zahl der verunglückten Radfahrenden ist im Zeitraum 2012 bis 2020 um 42 Prozent gestiegen, heißt es vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) – und das liege nicht nur daran, dass immer mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind. Die neuen Radrichtlinien sollen den Radverkehr sicherer machen, denn das Risiko, mit dem Rad schwer zu verunglücken, sei in Österreich doppelt so hoch wie in anderen EU Ländern, so das Kuratorium.

Breitere Radwege
Eine wichtige Maßnahme ist das Verbreitern der Radwege, da nicht nur immer mehr Räder unterwegs sind, sondern auch immer innovativere, sagt Klaus Robatsch vom KfV: ,,Das sind einerseits natürlich E-Bikes, da sind andererseits natürlich auch die E-Scooter, die hier mitberücksichtigt werden müssen. Oder auch die Lastenräder. Das bedeutet andere Bremswege, größere Kurvenradien, das bedeutet breitere Anlagen für den Radverkehr."

Graz: 100 Millionen für zehn Jahre
Verpflichtend ist eine Richtlinie allerdings nicht, eher eine Empfehlung, die aber sehr oft von den Kommunen angenommen wird – etwa in der Stadt Graz, so Martin Fellendorf von der Forschungsgesellschaft Straße-Schiene-Verkehr: ,,Einige Städte übernehmen die Richtlinien und wenden sie dann – etwa die Stadt Graz – bei sich im Straßennetz strikt an. In Graz sind jetzt für den steirischen Zentralraum über 100 Millionen Euro für zehn Jahre für die Radinfrastruktur veranschlagt".

Eigene Anlagen und bessere Sichtbarkeit
Zusätzlich zu breiteren Radwegen wird in Bereichen mit höheren Auto-Geschwindigkeiten und großem Verkehrsaufkommen empfohlen, eigene Radfahranlagen zu errichten. Weiters soll sichergestellt werden, dass Fahrräder ausreichend von anderen Verkehrsteilnehmenden gesehen werden – mehr dazu in Neue Richtlinie für Radverkehr .

ptg

Graz hat im Gemeinderat 2012 eine Verkehrsplanungsrichtlinie beschlossen. Eingehalten davon so gut wie überhaupt nichts, weil ja nie irgendwo, irgendwie Platz war (naja, schon aber nur für Kfz).
Schön, dass es seit 1. April eine österreichweite gibt.

Problem einer Richtlinie: Sie hat halt nichts verbindliches.



Ragnitztal

In der letzten Gemeinderatssitzung wurde der Umbau des Straßenraums der Lastenstraße (inkl. Baumpflanzungen) beschlossen. Bis November, zeitgleich mit weitgehender Fertigstellung des Wohnbauprojekts "Lendpark", entsteht dabei auch ein neuer Radweg in der Lastenstraße.

https://grazer.at/de/rZTbkOml/neuer-geh-und-radweg-27-baeume-mehr-40-parkplaetze/

Ragnitztal

In der Puchstraße wird zwischen Billa und der Abzweigung zur Sturzgasse mühlgangseitig ein Radweg errichtet. Es sollen auch bis zur Fertigstellung Bäume gepflanzt werden. Die rechtsseitige Uferbefestigung des Mühlgangs wird in dem Bereich ebenfalls neu gebaut. Siehe: https://www.graz.at/cms/beitrag/10376178/8145023/Puchstrasse_Baustart_fuer_Geh_und_Radweg.html

Zwischenstand, heute 4.5. bei der Baustelle:

ptg

Der Radverkehr hat im Mai gegenüber dem Vorjahr an den meisten Zählstellen (Ausnahme Körösistraße wegen Baustelle) deutlich zugenommen (unter der Woche um ~25% bis ~35%). Auch gegenüber vor Corona (2019) liegt der Zuwachs deutlich im 2-stelligen %-Bereich (Augarten >60% !!).
Einerseits erfreulich, dass so viele das Rad benutzen, andererseits sind die Radwege für diese Mengen nicht adäquat ausgebaut  bzw. sind selbst Hauptradwege noch immer deutlich dem Autoverkehr untergeordnet. (zu schmal, verwinkelt, irgendwo hingepflastert, wo halt noch Platz war)

7jgt

#7
Radverkehr ist eben auch nur Individualverkehr und ist nie so platzeffizient wie der ÖV ;)

Es ist wirklich schwierig, vernünftig breite Radwege zu bauen, weil die (großen/Haupt-)Straßen sich in Graz nicht gerade für Einbahnregelungen (Blockweise) eignen und wenn ein getrennter Radweg errichtet werden soll, es in der Regel zumindest eine Fahrspur pro Richtung (hauptsächlich) für MIV/Lieferverkehr/tlw Bus brauchen wird. Dann zieht man noch 1,5 Spuren für zwei baulich getrennten Straßenbahngleise ab, und schon fehlt auch zB in der Kärntner Straße der Platz für Radspuren.

cost

Von der Platzeffizients her ist der Radverkehr aber deutlicher näher ÖV als MIV:

7jgt

Ich habe nicht bestritten, dass der Rad- effizienter als PKW-Verkehr ist. Aber die dargestellten Schwierigkeiten im Radwegausbau, verursacht durch die gegebene Straßenbreite bestehen trotzdem. Auch gibt es an bestimmten neuralgischen Punkten einfach Kapazitätsprobleme, etwa auch beim Abstellen von Fahrrädern.

Meiner Meinung nach ist daher weniger Radwegausbau oft mehr; schließlich gibt es ohnehin die regulären Fahrspuren, deren Benutzung im Stadtverkehr auch zumutbar ist und häufig - wieder aufgrund der Platzverhältnisse - eine bessere Übersichtlichkeit bietet, als es getrennte Radwege (wieder durch den gegebene Straßenquerschnitt) je könnten.

In der Regel: Lieber eine eigene ÖV-Spur und Rad/MIV-Mischverkehr, als umgekehrt. Der Radverkehr ist dem MIV auch näher als dem ÖV oder dem Fußverkehr.

(Der in der Grafik genannte Unterschied von nur rund 20% zwischen der Fuß- und Radverkehrskapazität erscheint mir aber hinterfragenswert; ich vermute, hier wurde mit einer tendenziell zu geringen Radverkehrsgeschwindigkeit und einer zu homogenen Geschwindigkeitsverteilung des Radverkehrs gerechnet.)

cost

Zitat von: 7jgt am  01 07, 2022, 21:56Meiner Meinung nach ist daher weniger Radwegausbau oft mehr; schließlich gibt es ohnehin die regulären Fahrspuren, deren Benutzung im Stadtverkehr auch zumutbar ist und häufig - wieder aufgrund der Platzverhältnisse - eine bessere Übersichtlichkeit bietet, als es getrennte Radwege (wieder durch den gegebene Straßenquerschnitt) je könnten.
Dem möchte ich ausdrücklich widersprechen. Das Mischen von Rad- und Autoverkehr ist einer der Hauptgründe warum Leute nicht das Rad nehmen, auch in der Stadt. Die allermeisten Leute fühlen sich um Autos herum nicht wirklich sicher, daran kann man sich zwar gewöhnen, aber angenehm ist es nie und das ist ein weiterer wichtiger Vorteil des Radfahrens. Es ist, wenn die Infrastruktur da ist, deutlich angenehmer als Autofahren. Das Mischen sollte man nur in Ausnahmefällen machen, zumindest wenn man mehr Leute aufs Rad bekommen will.
Wenn auf einer Straße kein Platz für eine eigene Radspur ist muss man sich Alternativen suchen, z.B. in dem man einen Parkstreifen weg nimmt oder eine Parallelstraße zur Einbahnstraße für Autos macht, vielleicht auch komplett für den Autoverkehr sperrt.

Zitat von: 7jgt am  01 07, 2022, 21:56In der Regel: Lieber eine eigene ÖV-Spur und Rad/MIV-Mischverkehr, als umgekehrt. Der Radverkehr ist dem MIV auch näher als dem ÖV oder dem Fußverkehr.
Kannst du diese zwei Aussagen begründen? Habe das bisher eher anders gehört.

Cerberus2

Zitat von: cost am  01 07, 2022, 23:25Dem möchte ich ausdrücklich widersprechen. Das Mischen von Rad- und Autoverkehr ist einer der Hauptgründe warum Leute nicht das Rad nehmen, auch in der Stadt. Die allermeisten Leute fühlen sich um Autos herum nicht wirklich sicher, daran kann man sich zwar gewöhnen, aber angenehm ist es nie und das ist ein weiterer wichtiger Vorteil des Radfahrens.
Das fühle ich genau umgekehrt. Ich habe meine Wiener-Linien-Jahresnetzkarte zurückgegeben, weil ich nicht einsehe, dass man in Wien noch extra Maske tragen muss. Ab sofort: Fahrrad.

Ich fühle mich auf Radwegen unsicher - mir fehlt da einfach das Vertrauen in das korrekte Verhalten der anderen. Wenn ein Fußgänger quert, habe ich einfach Angst, dass er einfach ohne Schauen über den Radweg weiterstapft. Dasselbe bei Kreuzungssituationen mit Autos.
Ich bin unfallfrei mit dem Auto seit 1984 unterwegs. Aber beim Radfahren hats mich gleich nach einer Woche hingelegt: Zweirichtungsradweg linksseitig, entgegenkommender Rechtsabbieger-PKW blockiert wegen Warten auf Fußgänger die Gegenrichtung des Radwegs, ich will flott hinter dem PKW vorbei (meine Richtung ist ja frei), prompt schwenkt einer aus der Gegenrichtung ohne zu schauen auf meine Radweghälfte. Blockierendes Vorderrad auf Grund von Nässe.

Beim Autofahren ist mir das noch nie passiert, dass einer ohne zu schauen einfach auf den Gegenverkehrsfahrstreifen ausschert.

7jgt

Zitat von: cost am  01 07, 2022, 23:25Das Mischen sollte man nur in Ausnahmefällen machen, zumindest wenn man mehr Leute aufs Rad bekommen will.
Nein, eben weil es in vielen Bereichen unmöglich ist, getrennte Radwege zu errichten; man wird in Graz (in dieser Realität, ohne alle Häuser abzureißen) nie überall baulich getrennte, hochqualitative Radwege errichten können, daher ist - aufgrund der ohnehin zumindest teilweise nötigen Koexistenz von Rad und MIV - folendes umso wichtiger:

Je mehr Radfahrer die reguläre Fahrspur benutzen, umso angepasster daran und damit rücksichtsvoller verhält sich auch der MIV. Ohne gelebte Präsenz wird der Radverkehr immer weiter marginalisiert und die verschiedenen Verkehrsteilnehmer verlernen die richtige Interaktion miteinander. Deshalb funktioniert das Zusammenleben von Rad und MIV in Graz auch besser, als zB in Wien.

Tempo 30-Zonen brauchen mangels nennenswerten Geschwindigkeitsunterschieds üblicherweise keinen getrennten Radweg (nicht, dass es beim Großteil platztechnisch überhaupt vernünftig möglich wäre). Jede Kreuzung bzw Überfahrt Radweg-reguläre Fahrspur ist ein weiterer potenzieller Konfliktpunkt, der durch die baulich bedingte Uneinsichtigkeit oft mehr Schaden verursacht (Schuldfrage bitte ignorieren, davon heilen keine Verletzungen), als wenn es keinen getrennten Radweg gäbe. Daher lösen viele Kommunen mittlerweile halbherzig angelegte getrennte Radwege in Nebenstraßen auch auf!

Zitat von: cost am  01 07, 2022, 23:25Es ist, wenn die Infrastruktur da ist, deutlich angenehmer als Autofahren.
Finde ich persönlich nicht. Radfahren ist körperlich anstrengender als jede der genannten Alternativen (MIV/ÖV/zu Fuß) und man nimmt dabei viel weniger von der Umgebung wahr als zu Fuß. Auf kürzeren Strecken gehe ich daher zu Fuß, bei längeren Wegen wähle ich möglichst den ÖV. Wenn ich große, schwere Dinge transportieren möchte, dann brauche ich sowieso ein Auto/einen (Klein-)LKW. (Nein, ein Lastenrad ist keine Lösung [teuer, verbraucht auch jede Menge Platz - fast so viel wie ein Kleinstwagen - geringe Transportkapazität. Ich rede nicht vom kleinen Supermarkteinkauf, sondern von Möbeltransporten, Plattenware u.ä.)

Gelegentlich fahre ich auch Rad (weil es keinen [guten] ÖV gibt, aber die Strecke weiter als 1-1,5km ist), aber am meisten nervt mich daran die Radwegbenutzungspflicht, daher wird mein nächstes Rad garantiert <12kg wiegen!

Darüber hinaus ist Radverkehr auch ein nicht-inklusives Verkehrsmittel, das körperliche und geistige Fähigkeiten in einem Maß verlangt, wie es (in manchen Fällen der MIV, jedenfalls aber) der ÖV oder der Fußverkehr (ggf auch im Rollstuhl) nicht tun.

Zitat von: cost am  01 07, 2022, 23:25in dem man einen Parkstreifen weg nimmt oder eine Parallelstraße zur Einbahnstraße für Autos macht, vielleicht auch komplett für den Autoverkehr sperrt
Eben das ist nur in sehr eingeschränktem Maße möglich, wie ich die ganze Zeit schreibe! In Nebenstraßen wird es fast immer am Querschnitt scheitern; die Straßen sind in Graz auch nicht regelmäßig/schachbrettartig angelegt, daher sind Einbahnregelungen oft nicht machbar; es braucht jedenfalls Fahrbahnen für (motorisierten) Lieferverkehr/LKW, Zufahrtsmöglichkeiten für Handwerker/Gewerbetreibende, öffentliche Daseinsvorsorge und vieles mehr. Parkstreifen kann man radikal reduzieren, klar, begrüße ich auch sehr, aber das ist keine magische Lösung für alle Platzprobleme; in einen Parkstreifen gehen sich auch nicht zwei Radwegspuren in vernünftiger Breite aus.

Wie ich geschrieben habe: Selbst in Vorrangstraßen gibt der Querschnitt oft nicht 1 MIV-Spur pro Richtung, 1,5-2 "MIV-Spuren" für den ÖV, beidseitige Gehsteige, 2 getrennte Radwege mit Überholtauglichkeit und adäquater Breite) her. Da ist dann eine andere Lösung (zB Radverkehr in Nebenstraßen) zu suchen; aber der wertvolle Querschnitt gehört prioritär dem Verkehrsmittel der Vielen zugeteilt!

Zitat von: cost am  01 07, 2022, 23:25Kannst du diese zwei Aussagen begründen? Habe das bisher eher anders gehört.
"Der Radverkehr ist dem MIV näher als dem ÖV oder dem Fußverkehr"
Radverkehr ist von der Geschwindigkeit (im Stadtverkehr) eindeutig näher am MIV, als an Fußgängern. Er ist typologisch auch ein individualistisches Verkehrsmittel (es wird idR nur eine Person transportiert) - sogar noch etwas mehr als PKWs. Beim Radverkehr besteht die Mentalität, von A nach B Tür-zu-Tür fahren zu dürfen und auch unmittelbar am Ziel parken zu können - das ist die gleiche Erwartungshaltung, wie es sie auch beim MIV lange Zeit gab/teilweise immer noch gibt.

"Lieber eine eigene ÖV-Spur und Rad/MIV-Mischverkehr, als umgekehrt"
Der ÖV transportiert deutlich mehr Personen pro Platzeinheit (dem widerspricht auch deine Grafik nicht), ihm ist daher der Vorrang gegenüber jeder Form der Individualmobilität zu geben. Jede Behinderung des ÖV trifft deutlich mehr Personen auf einmal, als Behinderungen des Radverkehrs. Der ÖV bildet auch ein Gesamtsystem, wo sich einzelne Störungen auf das gesamte Netz nachteilig auswirken und kaskadenhaft noch viele (hunderte, tausende, zehntausende) weitere Menschen beeinträchtigen. Radfahrer können sich hingegen auch bei Stau noch durchschlängeln (Busse nicht) oder flexibel reagieren (Straßenbahnen durch die Spurgebundenheit nicht).

Daher sind baulich getrennte ÖV-Spuren wo immer möglich mMn eine Pflicht. Sofern der Querschnitt nicht baulich getrennte ÖV-Spuren UND baulich getrennte Radwege ermöglicht, ist im Zweifelsfall dem ÖV der Vorzug zu geben.

FlipsP

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Daher sind baulich getrennte ÖV-Spuren wo immer möglich mMn eine Pflicht. Sofern der Querschnitt nicht baulich getrennte ÖV-Spuren UND baulich getrennte Radwege ermöglicht, ist im Zweifelsfall dem ÖV der Vorzug zu geben.

Dem kann ich etwas abgewinnen!

cost

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Je mehr Radfahrer die reguläre Fahrspur benutzen, umso angepasster daran und damit rücksichtsvoller verhält sich auch der MIV. Ohne gelebte Präsenz wird der Radverkehr immer weiter marginalisiert und die verschiedenen Verkehrsteilnehmer verlernen die richtige Interaktion miteinander.
Wenn ich mir die großen Fahrradstädte der Welt anschaue, dann sind da Radfahrer sehr präsent obwohl sie hauptsächlich dezidierte Infrastruktur haben. Ich würde sagen, der Bau von dezidierte Infrastruktur ist von der Definition her schon genau das Gegenteil von Marginalisierung.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Je mehr Radfahrer die reguläre Fahrspur benutzen, umso angepasster daran und damit rücksichtsvoller verhält sich auch der MIV. Ohne gelebte Präsenz wird der Radverkehr immer weiter marginalisiert und die verschiedenen Verkehrsteilnehmer verlernen die richtige Interaktion miteinander. Deshalb funktioniert das Zusammenleben von Rad und MIV in Graz auch besser, als zB in Wien.

Tempo 30-Zonen brauchen mangels nennenswerten Geschwindigkeitsunterschieds üblicherweise keinen getrennten Radweg (nicht, dass es beim Großteil platztechnisch überhaupt vernünftig möglich wäre). Jede Kreuzung bzw Überfahrt Radweg-reguläre Fahrspur ist ein weiterer potenzieller Konfliktpunkt, der durch die baulich bedingte Uneinsichtigkeit oft mehr Schaden verursacht (Schuldfrage bitte ignorieren, davon heilen keine Verletzungen), als wenn es keinen getrennten Radweg gäbe.
Ungefähr jeder dezidierte Radweg der in Städten gebaut wird erhöht den Radfahreranteil dort, dafür gibt es unzählige Beispiele. Hier mal Artikel dazu:
ZitatUrsprünglich waren die Studienautoren davon ausgegangen, dass der sogenannte "safety-in-numbers"-Effekt – also die bloße Tatsache, dass mehr Radfahrer unterwegs sind und die Autolenker deshalb die Geschwindigkeit reduzieren – die Verkehrssicherheit erhöhen würde. Wie sich anhand der Zahlen jedoch nachvollziehen ließ, war es weniger die Zahl von Radfahrenden, sondern die Rad-Infrastruktur selbst, die die Sicherheit deutlich erhöhte. Genauer gesagt: Nicht jede Form von Rad-Infrastruktur, sondern "getrennte und geschützte Radwege".
https://www.wienerzeitung.at/meinung/blogs/freitritt/2029269-Studie-Wie-Radwege-die-Sicherheit-fuer-alle-erhoehen.html

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Finde ich persönlich nicht. Radfahren ist körperlich anstrengender als jede der genannten Alternativen (MIV/ÖV/zu Fuß) und man nimmt dabei viel weniger von der Umgebung wahr als zu Fuß.
Nachdem es viel mehr Leute gibt, am Wochenende zur Erholung Radfahren als Autofahren (und darauf habe ich mich bezogen) bist du hier wahrscheinlich eher die Ausnahme. In einer Zeit in der ca. 50% der verkauften Fahrräder E-Bikes sind, ist "Anstrengung" auch wohl kaum ein Argument mehr.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Wenn ich große, schwere Dinge transportieren möchte, dann brauche ich sowieso ein Auto/einen (Klein-)LKW. (Nein, ein Lastenrad ist keine Lösung [teuer, verbraucht auch jede Menge Platz - fast so viel wie ein Kleinstwagen - geringe Transportkapazität. Ich rede nicht vom kleinen Supermarkteinkauf, sondern von Möbeltransporten, Plattenware u.ä.)
Möbeltransporten und ähnliches passiert bei den meisten Leuten so selten, dass es in der Regel sinnvoller ist das benötigte Fahrzeug zu leihen. Und selbst wenn man meint man muss so etwas besitzen, ist das kein Argument die aller meisten anderen Wege nicht mit Rad, Öffis oder zu Fuß zurückzulegen.
Lastenräder haben zwar einen recht hohen Anschaffungspreis - trotzdem immer noch ein Bruchteil eines Kleinwagens (wenn man nicht gerade das teuerste Lastenrad mit dem billigsten Kleinwagen vergleicht) - aber vor allem der Unterhalt ist locker 5 bis 10x niedriger als der eines Autos. Für die meisten Alltagstransporte haben die auch genug Platz und Verbrauchen trotzdem deutlicher weniger Platz als jeder Kleinwagen.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Gelegentlich fahre ich auch Rad (weil es keinen [guten] ÖV gibt, aber die Strecke weiter als 1-1,5km ist), aber am meisten nervt mich daran die Radwegbenutzungspflicht, daher wird mein nächstes Rad garantiert <12kg wiegen!
Kann ich gut verstehen, weil die Radwege nicht gut sind und regelmäßig einfach aufhören. Graz und Umgebung haben keine besonders gute Radinfrastruktur. In Amsterdam passiert dir das nicht.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Darüber hinaus ist Radverkehr auch ein nicht-inklusives Verkehrsmittel, das körperliche und geistige Fähigkeiten in einem Maß verlangt
Wenn es keine gut eigene Infrastruktur gibt, mag das richtig sein, in den Niederlande erledigen 80 jährige ihren Alltag mit dem Rad. Radfahren unterstützt alte (und auch junge) Leute fit (körperlich und geistig) zu bleiben, das tuen auch Öffis und Laufen, aber eher weniger stark. MIV so gut wie gar nicht.


Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12es braucht jedenfalls Fahrbahnen für (motorisierten) Lieferverkehr/LKW, Zufahrtsmöglichkeiten für Handwerker/Gewerbetreibende, öffentliche Daseinsvorsorge und vieles mehr.
Wenn wir für den Rest die Straße sperren dann haben wir schon sehr viel erreicht. In der Herrengasse klappt das wunderbar.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12in einen Parkstreifen gehen sich auch nicht zwei Radwegspuren in vernünftiger Breite aus.
Wenn man die Fahrbahn noch etwas schmaler macht geht das in der Regel schon. Ist vielleicht nicht perfekt, aber schon viel besser.

Ich möchte die Einwende nicht als unberechtigt abstempeln, weil es an vielen Stellen schwer zu wissen was die beste Variante ist. Die Details beim Verkehr sind kompliziert und ich möchte nicht so tun als ob ich genau wüsste was am besten ist, aber man sieht an anderen Städten dass es geht und es oft nicht am Weg sondern am Willen scheitert.
Wer dem englischen mächtig ist empfehle ich dieses Video zu den Veränderungen in Paris: https://www.youtube.com/watch?v=sI-1YNAmWlk


Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Radverkehr ist von der Geschwindigkeit (im Stadtverkehr) eindeutig näher am MIV, als an Fußgängern.
Wenn man nach der gefahrenen Geschwindigkeit geht, wird der Radverkehr näher an Bus und Bim sein als an Autos.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Er ist typologisch auch ein individualistisches Verkehrsmittel
Wobei dieser Punkt mir, für die Frage mit wem sich der Radverkehr eher die Spur teilen sollte, nicht relevant erscheint.

Zitat von: 7jgt am  02 07, 2022, 09:12Der ÖV transportiert deutlich mehr Personen pro Platzeinheit (dem widerspricht auch deine Grafik nicht), ihm ist daher der Vorrang gegenüber jeder Form der Individualmobilität
Wenn wir das auch auf den MIV anwenden, der nochmal deutlicher weniger platzineffizienter ist, dann passt das für mich.

Generell geht es für mich nicht um ein entweder Fahrrad oder Öffis und Laufen. Rad-, Fuß- und Öffentlicher Verkehr brauchen einander um eine möglichst gute Alternativen zum Auto zu schaffen, weil vor allem der Autoverkehr die Städte belastet.