15 Vorrangstraßen mit Tempo 30

Begonnen von ptg, 12 01, 2023, 14:33

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LS64

Eine vlt. etwas naive Frage: Bei einer Haltestelle von 250m Entfernung hat man ohne Ampeln/Hindernisse einen Unterschied von etwa 5s zwischen 50 und 30 km/h (wenn ich Beschleunigungsstrecken berücksichtige). Ist das in der Realtität dann überhaupt sonderlich relevant? Also außer bei Schwachlast, wenn allerdings oft Haltestellen ausgelassen werden können.

Ich beziehe mich auf Stadtbusse.

riggnix

Zitat von: 7jgt am  12 01, 2023, 19:21Ich weiß nicht, ob es rechtlich möglich wäre, aber: (Nur) die Straßenbahn nicht auf Tempo 30 zu beschränken, den Individualverkehr in der gesamten Annenstraße aber sehr wohl, wäre meine favorisierte Lösung.

Also stadteinwärts könnte ich mir das schon vorstellen, weil Straßenbahn und IV da getrennte Fahrspuren haben. Der IV könnte da mMn ruhig auf 30 km/h beschränkt werden.
Stadtauswärts wird's schwierig, allerdings hält sich da der Verkehr auch in Grenzen.

Interessant fände ich 30 km/h für IV stadteinwärts von Eggenbergergürtel bis Roseggerhaus und stadtauswärts von Vorbeckgasse bis Roseggerhaus. Dann könnte die Straßenbahn durchgehend 50 km/h fahren, sofern das rechtlich mit eigener Fahrspur geht. Wenn nicht wäre interessant, was man baulich machen müsste, um das zu erlauben.

ptg

Zitat von: Martin am  12 01, 2023, 21:25Ich finde es unnötig, dass man in Straßen, wo Buslinien verkehren, das Tempo auf 30 reduziert. - Aktuell betroffen sind  Körblergasse, Göstinger- und Marburgerstraße.
Das sind ein paar Kilometer, wo der ÖV künftig durch Schleicherei glänzen darf.
Unter dem seligen Erich Edegger gab es die Prämisse, dass ALLE Straßen mit ÖV Vorrangstraßen sein sollen, aber das ist heutzutage nicht mehr wichtig. Ein Trauerspiel!


Ob das in Graz so einfach möglich ist, kann man nicht sagen, da herrscht Zurückhaltung bei den Linien. Vor der Errichtung der Schleife Laudongasse bzw. bei der Umlegung der SL 1 durch Aspern- und Laudongasse soll das Straßenamt den Linien angeboten für die Tram eine 50 km/h Beschränkung zu machen, was jedoch dankend abgelehnt worden sein soll.

So wirds nichts mit attraktivem ÖV.

Durch die Elisabethinergasse fährt die Buslinie 40. - siehe oben
Durch die Kasernstraße fahren die Linien 34/E - siehe oben

Die Göstingerstraße ist über weite Strecken sowieso schon 30er.
Körblergasse ist dazwischen auch ein 30er und die Haltestellenabstände so, dass man mit dem Bus sowieso nicht auf einen 50er kommt/kommen muss. Einzig vor der WK ginge es, aber die Vorrangstraße endet sowieso beim Lindweg.
Bleibt noch die Marburgerstraße. Ja da kann der Bus vielleicht schneller, hab ich aber auch noch nicht wirklich gesehen/erlebt.
Und ich weiß nicht, wieso der ÖV unattraktiver werden soll, wenn alle vom 30er betroffen sind... Steigert eigentlich die Attraktivität, weil der Bus durch das An- und Abfahren der Haltestellen die meiste Zeit "verliert". Durch das Einbremsen aller wird der Zeitverlust in Relation zu anderen Verkehrsteilnehmern verringert und damit eigentlich attraktiver gegenüber diesen.

Genauso wie das angesprochene Angebot von Tempo 50 in der Laudon- und Asperngasse. Asperngasse zwischen den beiden Weichen Eggenberger Straße und Daungasse sind es geschätzt 200m, in der Laudongasse ist der Abstand auch nicht viel größer. Die Bim kann dazwischen vielleicht für 50m mit 40 statt 30 fahren -> Das ist der gewaltige Zeitunterschied von fast bis ungefähr irre vielen 1-2 Sekunden. Dafür steht die Bim, weil die Schaltung nicht gescheit funktioniert 30 Sekunden an der Ampel.  :P


Man sollte sich einmal überlegen in wievielen Abschnitten überhaupt schnell gefahren wird/werden kann und für welche Dauer das ist.
Der ÖV verliert Zeit im Stau -> eigene Trassen oder möglichst wenig MIV (in der Marburgerstraße soll eine Durchfahrtssperre ausgenommen ÖV kommen).
Der ÖV verliert Zeit an den Ampeln -> bessere Ampelschaltungen (wobei da gibt es eh schon sehr viel)
Der ÖV verliert durch das An- und Abfahren -> tw. zu geringe Haltestellenabstände insbesondere bei der BIM.

ptg

#18
Zitat von: 7jgt am  12 01, 2023, 19:21Ich weiß nicht, ob es rechtlich möglich wäre, aber: (Nur) die Straßenbahn nicht auf Tempo 30 zu beschränken, den Individualverkehr in der gesamten Annenstraße aber sehr wohl, wäre meine favorisierte Lösung.

Insgesamt sind aber alle genannten Stellen unambitionierte Lückenschlüsse. Wenn wir schon bei der Annenstraße sind, bleiben wir in der Gegend: Wieso wird z.B. die Elisabethinergasse nicht zur Tempo 30-Zone? Breit genug für zwei markierte Fahrstreifen ist sie ja jetzt schon nicht.
Die Elisabethinergasse ist eine der wesentlichen Nord-Süd-Achsen im inneren Bereich. Da finde ich es durchaus okay. Zudem sind alle Einmündungen übersichtlich und es gibt beiderseits Gehwege.
Die Annenstraße darf stadtauswärts nur von Anrainer/Zulieferern befahren werden. Stadteinwärts ergibt sich in den meisten Fällen eine automatische Temporeduktion durch die Haltestellenrampen und den Rad-/Bim-Verkehr und zudem nur wenig Durchzugs-/Schleichwegverkehr. Aber ja grundsätzlich könnte man auch die Annenstraße zu einem 30er machen. 

Ich weiß nicht was du in dem Zusammenhang mit "unambitionierten Lückenschlüssen" meinst.
Für mich sind eigentlich alle Abschnitte nachvollziehbar.
Einerseits sind sie als höherrangig gegenüber den Seitengassen zu bezeichnen und damit durchaus "Vorrangstraßen".  Aber es gibt für alle Abschnitte nachvollziehbare Gründe warum man Tempo 30 einführt.
-Lenkung auf Hauptverkehrsrouten / Reduktion des Schleichwegverkehrs
-Mehr Sicherheit für Anrainer (oft enge schlecht einsehbare Ein-Ausfahrten), Fußgänger (keine Gehwege und eng) und Radfahrer (unnötiges Überholen an Engstellen)
-Erhöhung der Lebensqualität der Anrainer (weniger Lärm -> fast ausschließlich Wohngebiet)

Genau weil es um punktuelle Maßnahmen, die ein Ziel verfolgen, geht, finde ich das Gezeter der FPÖ auch lächerlich. Würde man auf den Hauptdurchzugsstraßen einen 30er einführen wollen, wäre es ja in Ordnung/nachvollziehbar, wenn man sich als Autofahrervertreter aufregt. 

FlipsP

Nicht zu vergessen, dass die Marburger Straße eine Fahrradstraße werden soll!

7jgt

Zitat von: ptg am  13 01, 2023, 12:08Die Elisabethinergasse ist eine der wesentlichen Nord-Süd-Achsen im inneren Bereich. Da finde ich es durchaus okay. Zudem sind alle Einmündungen übersichtlich und es gibt beiderseits Gehwege.
Im "inneren Bereich" sollte es - wie gesagt - am besten gar keine Tempo 50-Bereiche geben, und auch keine "wesentlichen" (MIV) Nord-Süd-Achsen :)

Sorry, aber alleine durch die große Zahl an Ein-, Aus- und Zufahrten, verstärkt durch die geringe Straßenbreite (es sind keine zwei "vollwertigen" Spuren) ist die Durchschnittsgeschwindigkeit untertags eh nicht annähernd im Bereich von 50 km/h. Tempo 30 hätte keine/kaum Nachteile, würde aber energieverschwenderisches abruptes Beschleunigen & Abbremsen verringern, einen insgesamt besseren Verkehrsfluss bewirken und die Fußgängersicherheit stärken.

Zitat von: ptg am  13 01, 2023, 12:08Ich weiß nicht was du in dem Zusammenhang mit "unambitionierten Lückenschlüssen" meinst.
Sowohl die FPÖ-Aufregung, wie auch der Versuch der Grünen, diese Maßnahmen jetzt als Meilenstein zu verkaufen ist einfach lächerlich. Natürlich ist das Vorgestellte besser als gar nichts, aber wenn das der Output von Stadt Graz, Land Steiermark, Polizei, KfV, Bürgerinnen und Bürger (?? wer auch immer das sein soll...) und dem Projektteam der Radoffensive 2030 ist...dann gute Nacht!

Ch. Wagner

#21
Zitat von: Martin am  13 01, 2023, 09:38Im Bereich zwischen der Kasernenausfahrt und dem Haus Nr. 43 sind 50 km/h nur schwer möglich, da die Straße aufgrund der Parkplätze für eine Begegnung von zwei breiten Fahrzeugen (Bus, LKW) ohnehin zu schmal ist und auch eine Begegnung mit einem PKW nicht mit hoher Geschwindigkeit möglich ist.


Ab Beginn der Kasernstraße kann kein Bus schnell fahren. Nach dem Abbiegen folgt gleich die Haltestelle Kirchnerkaserne. Natürlich könnte man die linksseitigen Parkplätze als Längsparkplätze umbauen und die Stadt ist ja auch nicht dazu da, sich Freunde zu machen. Die Weiterfahrt entlang der Schrebergärten ist auch kaum schneller möglich, da auch rechtsseitig Zugänge sind und sie wegen der leichten Kurve eher unübersichtlich ist. Das betrifft ebenso den Zugang/Zufahrt zum "s'Heimgartl". In weiterer Folge müßten entlang der Hochhäuser bis zum Ende der Kasernstraße die Parkplätze längs ausgerichtet werden, um die Busse durchrauschen lassen zu können - allerdings liegen da auch noch die Haltestellen, die das auch verhindern.

kestrel

Zitat von: 7jgt am  12 01, 2023, 19:21Ich weiß nicht, ob es rechtlich möglich wäre, aber: (Nur) die Straßenbahn nicht auf Tempo 30 zu beschränken, den Individualverkehr in der gesamten Annenstraße aber sehr wohl, wäre meine favorisierte Lösung.

Gibt es die Geschwindigkeitsbeschränkung für die Straßenbahn in der Annenstraße nicht mehr? Die Höhe weiß ich nicht mehr, war eh so im Bereich der 30 km/h, zumindest vor der Errichtung der NVD Hbf von der Hst Eggenberger Gürtel zum Esperantoplatz.

ptg

Zitat von: 7jgt am  13 01, 2023, 12:44Im "inneren Bereich" sollte es - wie gesagt - am besten gar keine Tempo 50-Bereiche geben, und auch keine "wesentlichen" (MIV) Nord-Süd-Achsen :)

Sorry, aber alleine durch die große Zahl an Ein-, Aus- und Zufahrten, verstärkt durch die geringe Straßenbreite (es sind keine zwei "vollwertigen" Spuren) ist die Durchschnittsgeschwindigkeit untertags eh nicht annähernd im Bereich von 50 km/h. Tempo 30 hätte keine/kaum Nachteile, würde aber energieverschwenderisches abruptes Beschleunigen & Abbremsen verringern, einen insgesamt besseren Verkehrsfluss bewirken und die Fußgängersicherheit stärken.
Sowohl die FPÖ-Aufregung, wie auch der Versuch der Grünen, diese Maßnahmen jetzt als Meilenstein zu verkaufen ist einfach lächerlich. Natürlich ist das Vorgestellte besser als gar nichts, aber wenn das der Output von Stadt Graz, Land Steiermark, Polizei, KfV, Bürgerinnen und Bürger (?? wer auch immer das sein soll...) und dem Projektteam der Radoffensive 2030 ist...dann gute Nacht!
Die Maßnahmen haben mit der Radoffensive nichts zu tun, sondern dienen primär der Fußgängersicherheit.
Ich sehe es so, dass man als Brennpunkte enge und unübersichtliche Straßen ohne Gehweg sowie Ausweichstrecken, die gerne mit höherem Tempo genutzt werden, im Blick hatte.
Es geht da auch nur um das (De-)Montieren von Tafeln ohne weitere bauliche Maßnahmen.

Tatsächliche Maßnahmen für die Radoffensive (wobei hier auch nicht autofahrende -soll es ja auch geben- Anrainer und Fußgänger begünstigte sind) sind z.B. Radweg am Kaiser-Franz-Josef-Kai oder die Begegnungszone Zinzendorfgasse oder die Fahrradstraße Marburgerstraße (wobei da ändert sich baulich nicht viel und wird sich vom Fahrverhalten wahrscheinlich auch kaum was ändern; nebeneinander fahrende Radfahrer werden wohl angehupt und/oder knapp überholt werden.)

Aber die Radoffensive 2030 muss ja auch über mehrere Jahre aufgeteilt werden, da die Stadt eh schon pleite ist und man je nach Wertigkeit oder Aufwand gewisse Maßnahmen früher oder später umsetzt. Alles auf einmal geht nicht und ist auch nicht sinnvoll. Man sieht ja wie hysterisch manche werden, wenn von über 1.000km Straße auf 10 km was geändert wird.

 

FlipsP

Zitat von: ptg am  16 01, 2023, 13:21Man sieht ja wie hysterisch manche werden, wenn von über 1.000km Straße auf 10 km was geändert wird.

Der Satz ist super!

kroko

Das Stück der Annenstraße, um das es hier geht, ist 130 Meter lang. Der Unterschied der Fahrzeit bei Tempo 30 bzw. 50 beträgt theoretisch 6 Sekunden (angenommen, man könnte tatsächlich das ganze Stück Tempo 50 fahren).

Als Radfahrer wird man auf diesem Stück ständig zu knapp überholt - oft von Leuten, die dann sowieso beim Leiner in die Traungaunegasse abbiegen. Auch da geht's um einen Fahrzeitunterschied von vielleicht 2 Sekunden, den man durch das knappe Überholen "gewinnt". Da geht's also nicht um die Zeit, sondern das ist eher ein Reflex und eine automatische Hektik, die viele Leute haben.

Ich glaube sowieso dass der Zusammenhang zwischen zulässiger Maximalgeschwindigkeit und gesamter Fahrzeit von den meisten Leuten völlig falsch eingeschätzt wird. Die Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem Auto im Stadtverkehr liegt vielleicht im Bereich 15-20 km/h. Die meiste Zeit verbringt man an roten Ampeln und an Staustellen. Das gilt auch für den ÖV. Nur als Beispiel, die Linie 7 braucht von Wetzelsdorf nach LKH eine halbe Stunde für eine Strecke unter 8 km. Das zeigt dass die meiste Zeit nicht während der Fahrt sondern in Stationen, an Ampeln, etc. verbracht wird. Wäre interessant das mal zu fahren und probehalber überall wo derzeit 50 km/h erlaubt ist nur maximal 30 km/h zu fahren. Ich glaub dass die Fahrzeit dadurch um vielleicht 5% mehr würde, wahrscheinlich ist's sogar noch deutlich insignifikanter. (Nur zur Klarstellung, ich sag nicht dass ich das gut fände.)

LS64

Also alles in allem scheint hier ziemliche Einigkeit darüber zu herrschen, dass diese Entscheidung für den ÖPNV wohl ziemlich wenig Auswirkungen haben wird.


@ptg: Aha, noch einer, dem die kurzen Haltestellenabstäde der Bim aufstoßen. Willkommen im Club :)
@kroko: Das mit dem Überholen vor dem Billa Plus oben an der Annenstraße kenne ich auch aus leidvoller Erfahrung. Das ist furchtbar, vor allem, weil die Fahrbahnbreite sukzessive geringer wird. Könnte ja der Grund für die 30 km/h sein - schön, dass sich die Autofahrer nach ihrem Fehlverhalten nun aufregen xD.

kroko

ZitatDas mit dem Überholen vor dem Billa Plus oben an der Annenstraße kenne ich auch aus leidvoller Erfahrung. Das ist furchtbar, vor allem, weil die Fahrbahnbreite sukzessive geringer wird. Könnte ja der Grund für die 30 km/h sein - schön, dass sich die Autofahrer nach ihrem Fehlverhalten nun aufregen xD.

Das wäre aus meiner Sicht ein idealer Platz für ein "Radfahrer überholen verboten"-Schild. Nur leider gibt's so was in Österreich nicht (im Gegensatz zu z.B. Deutschland). Leider gibt's bei uns auch trotz der StVO-Novelle immer noch keine Vorgabe wie viel Abstand beim Überholen eines Radfahrers zu halten ist. An sich sind's 1,5 bzw. 2 Meter (also sehr viel!) innerorts/außerorts, nur leider:
ZitatBis zu einem Tempo des Kfz von 30 km/h darf die Überholdistanz jedoch unterschritten werden, falls noch ausreichend Abstand eingehalten werden kann, nämlich ein ,,der Verkehrssicherheit und der Fahrgeschwindigkeit entsprechender seitlicher Abstand vom Fahrzeug, das überholt wird."
Soll heißen: bis Tempo 30 kann man beim Überholen de facto machen was man will (solang kein Unfall passiert).