Neue Straßenbahnen für Graz

Begonnen von TW 529, 27 03, 2022, 17:11

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PeterWitt

Zitat von: TW 581 am  23 03, 2023, 10:22Man müsste wohl die Variobahnen aus Nürnberg wohl auch renovieren und ob so klug ist diese zu kaufen und dann viel Geld zu investieren mag man bezweifeln.
Außerdem wären die 8 Stk. ja auch zu wenig, wenn man aktuell Bedraf für 15 Wagen hat. Wenn, dann wären da eher noch die 14 Stk. VB München interessant, aber auch da maximal zur kurzfristigen Überbrückung.

5047er

Zitat von: PeterWitt am  22 03, 2023, 19:05Wäre eine Notlösung, aber wirklich eine aus größter Not - denn noch mehr Variobahnen, mit größerer Länge und damit höherem Achsdruck wären schon eine sehr bedenkliche Entscheidung.
Naja, der Flexity Wien ist bei gleich vielen Achsen sogar etwas schwerer als die Variobahnen aus München bzw. Nürnberg. Viel besser kann da der Flexitiy also nicht wirklich sein.

Würden also die MVG München und die VAG Nürnberg loswerden wollen, dann gäbe es ohnehin keinen "besseren" Interessenten als die Graz Linien. Gewisse Ersatzteile wären bestimmt mit jenen der Grazer Variobahnen kompatibel und in Graz käme man so zu mit Sicherheit günstigen und recht neuwertigen Niederflurfahrzeugen.

Zudem stehen die Variobahnen aus München und Nürnberg auch hinsichtlich Kapazität um nichts nach und insgesamt 22 Fahrzeuge bringen dann halt doch mehr als 15 Stück, wodurch man auch bereits auf einen Teil der 500er ( oder Cityrunner) verzichten könnte.

PeterWitt

Zitat von: 5047er am  23 03, 2023, 13:16Naja, der Flexity Wien ist bei gleich vielen Achsen sogar etwas schwerer als die Variobahnen aus München bzw. Nürnberg. Viel besser kann da der Flexitiy also nicht wirklich sein.
Es sind aber die Fahrwerke grundsätzlich anders konstruiert - und gerade bei der Variobahn gibt es ja die Erschütterungsprobleme auch aufgrund der hohen ungefederten Massen.

Die Kapazitäten mögen ähnlich sein, bezüglich der verbauten Technik bzw. Kompatibilität der Ersatzteile wäre ich aber auch aufgrund des höheren Alters eher vorsichtig. Ja, man hätte für alle 3 Serien Stadler als Ansprechpartner für Ersatzteile - viel mehr wird es dann aber auch nicht sein.
Zu bedenken wäre auch, dass z.B. die Wagen aus Nürnberg schon einmal komplett saniert wurden aufgrund instabiler Wagenkästen und man dort keine technische Ertüchtigung mehr durchführen möchte - man könnte die Wagen also noch kurzzeitig einsetzen, oder aber aufwendig technisch ertüchtigen.

Stefan 4076

In Bremen verursach(t)en die zehn Tonnen schwereren Avenios (gegenüber den älteren GT8N) starke Vibrationen und Risse in Hauswänden an der Hamburger Straße (siehe Probleme mit Avenios)). Das könnte mit ein Grund sein, warum Siemens in Graz kein Angebot abgab. Möglicherweise hat man das bei den Testfahrten festgestellt.

510-015

Zitat von: Stefan 4076 am  23 03, 2023, 18:07In Bremen verursach(t)en die zehn Tonnen schwereren Avenios (gegenüber den älteren GT8N) starke Vibrationen und Risse in Hauswänden an der Hamburger Straße
Da wird man wohl die Gleisanlagen jahrzehntelang auf die leichteren Straßenbahnen ausgelegt haben. Dass es dann bei schwereren Straßenbahnen Probleme geben kann, ist jetzt wohl auch nicht wirklich verwunderlich und hat wohl genau nichts mit dem Avenio zu tun.

Avenio Bremen    47,9 t   8 Achsen    =    5,99 t  Achslast
GT8N Bremen   37,9 t*   8 Achsen    =    4,74 t  Achslast
Flexity Wien    42,0 t   6 Achsen    =    7,00 t  Achslast
Variobahn Graz    38,4 t   6 Achsen    =    6,40 t  Achslast

*keine Daten gefunden, daher Gewicht Avenio minus 10 t (wie im Artikel geschrieben)


Wie man obiger Aufstellung entnehmen kann, hat der Avenio eine um 1,25 t höhere Achslast als ein GT8N. Wenn der Gleiskörper dafür nicht ausreichend dimensioniert ist, sollte es niemanden wundern, dass es Probleme gibt. Das ist aber nichts, was irgendwie mit der Konstruktion der Fahrwerke zusammenhängt. Das hängt rein von der Achslast ab. Ein Flexity hat sogar um 2,26 t mehr Achslast als ein GT8N (bzw. um 1,01 t mehr als ein Avenio). Da würde es noch größere Probleme geben.
Im alten Forum als "Bus 15 O530 Citaro L" unterwegs gewesen - jetzt mit kürzerem Usernamen ;D
Aber "15" ist im Namen erhalten geblieben zum leichteren Wiedererkennen ;)

Stefan 4076

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die BSAG bei der Fahrzeugbeschaffung nicht darauf geachtet haben. Für Vibrationen ist weniger die Achslast ausschlaggebend, sondern meist sind hohe unabgefederte Massen dafür verantwortlich (wie zB bei der Variobahn).

510-015

Natürlich sind hohe ungefederte Massen ein wesentlicher Faktor - da hast du vollkommen recht. Aber umso höher die Achslast ist, desto höher ist das "Potenzial" mehr ungefederte Massen zu haben, die auf die Achse einwirken.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Graz Linien (oder damals GVB) bei der Variobahn nicht darauf geachtet haben (ok, da war es jetzt nicht so extrem, wie es der Artikel in Bremen darstellt).

Es kann aber durchaus sein, dass man in Bremen die Situation falsch eingeschätzt hat, oder es ein Abschnitt ist, bei dem die letzte Sanierung schon ein paar Jahrzehnte zurückliegt. Da wäre es dann auch möglich, dass einem die exakten Daten vom damaligen Bau fehlen, und man sich auf Erfahrungswerte verlassen muss. Diese können die Lage ziemlich gut treffen, oder in Einzelfällen auch abweichen. Es kann auch einfach ein Fehler beim Bau passiert sein, der bisher mit den leichteren Straßenbahnen nicht aufgefallen ist.

Das sind aber natürlich nur Spekulationen von meiner Seite zur Situation in Bremen. Dazu kenne ich den Betrieb zu wenig und beim Artikel bleiben durch die wenigen Zeilen bis zur Bezahlschranke auch noch viele Fragen offen.
Im alten Forum als "Bus 15 O530 Citaro L" unterwegs gewesen - jetzt mit kürzerem Usernamen ;D
Aber "15" ist im Namen erhalten geblieben zum leichteren Wiedererkennen ;)

Stefan 4076

Zitat von: 510-015 am  23 03, 2023, 20:39Natürlich sind hohe ungefederte Massen ein wesentlicher Faktor - da hast du vollkommen recht. Aber umso höher die Achslast ist, desto höher ist das "Potenzial" mehr ungefederte Massen zu haben, die auf die Achse einwirken.
Jein, bei den unabgefederten Massen geht es um die im Fahrwerk verbauten schweren Bauteile (zB Motor, Getriebe, ...).

Keving97

Laut Krone wird am 19.4 entschieden ob man sie nun von Alstom kauft oder eine Neuausschreibung gibt.

Zachi

Zitat von: Keving97 am  24 03, 2023, 10:48Laut Krone wird am 19.4 entschieden ob man sie nun von Alstom kauft oder eine Neuausschreibung gibt.
Hier der Artikel:
https://www.krone.at/2963148

Weiter unten im Bericht hat man sich mit der SL4 und SL6 etwas geirrt. Die SL4 fährt bekanntlich Reininghaus und die SL6 Smart City, nicht umgekehrt ;)

kestrel

Zur Beschaffung ein weiterer passender Artikel:

RH lobt Ausbau von Straßenbahnen
Der Mobilitätsmasterplan 2030 der Regierung sieht vor, dass der Sektor Verkehr bis 2040 klimaneutral wird. Die Städte Graz, Innsbruck und Linz konnten mit dem Ausbau ihrer Straßenbahnnetze ,,einen wichtigen Beitrag dazu leisten", lobte der Rechnungshof.

Es seien aber noch mehr Maßnahmen nötig, so die Prüferinnen und Prüfer des Rechnungshofes in dem am Freitag veröffentlichten Bericht ,,Straßenbahnprojekte Graz, Innsbruck, Linz". Dem Umweltministerium wird empfohlen, in den Ländern Oberösterreich, Steiermark und Tirol sowie den Städten Graz, Innsbruck und Linz neben Angebotsverbesserungen im öffentlichen Verkehr auch Maßnahmen zu setzen, um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Dazu zählen etwa Tempobeschränkungen, partielle oder temporäre Fahrverbote, City-Maut-Systeme, Begegnungszonen und Fußgängerzonen.

Der überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2016 bis 2021. In Graz wurden mit den Reininghausgründen und der Smart City zwei Stadterweiterungsgebiete im Westen der Stadt erschlossen und an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Dafür wurden die Linien 4 und 6 verlängert. In Innsbruck wurden die Pläne umgesetzt, die Linien 2 und 5 innerhalb des Stadtgebiets zu verlängern sowie ab der Stadtgrenze an die S-Bahnhöfe Rum und Völs anzuschließen. In Linz wurden die Linien 3 und 4 nach Traun verlängert, um die Stadt besser mit den angrenzenden Regionen verbinden zu können.

Der Rechnungshof hob hervor, dass die Fahrgastzahlen in Innsbruck und Linz auf den Strecken, die zur Zeit der Rechnungshof-Prüfung bereits in Betrieb waren, die Prognosen übertroffen hatten. Von allen drei Städten ist der motorisierte Individualverkehr mit 85 Prozent in Graz am höchsten, gefolgt von Linz mit rund 72 Prozent und Innsbruck mit rund 63 Prozent.

Höhere Investitionen nötig
Um die Klimaziele und regionale Mobilitätserfordernisse zu erreichen, sind dem Bericht zufolge höhere Investitionen in den öffentlichen Verkehr notwendig. Dafür stehen, abhängig davon, ob Straßenbahn- und regionale Bahnnetze ausgebaut werden sollen, auch Bundesmittel zur Verfügung. So sollen laut Mobilitätsmasterplan 2030 Länder, Gemeinden und Städte Klimapartnerschaften mit dem Klimaschutzministerium vereinbaren und gemeinsame Finanzierungsmodelle entwickeln.

Die vorläufigen Kosten für die Verlängerung der Linien 4 und 6 in Graz beliefen sich auf 72,30 Millionen Euro, wobei die Kosten im Mai 2021 für die Linie 4 eingehalten und für die Linie 6 um 5,85 Millionen Euro überschritten wurden. In Innsbruck betrugen die vorläufigen Gesamtkosten für die Erweiterung der Linien 2 und 5, inklusive des Kaufs von 30 Straßenbahnen, 408,81 Millionen Euro – um 16 Prozent mehr, als laut Grundsatzbeschluss vorgesehen waren.

Die Netzerweiterung der Linien 3 und 4 in Linz kostete 72,20 Millionen Euro. Zur Beschaffung neuer Straßenbahnen in den drei Städten merkte der Rechnungshof an, dass an den Vergabeverfahren wenige Bieter teilnahmen.

,,Verjüngung" für Graz empfohlen
In Graz wurden laut Verkehrsmodellrechnung für die Linie nach Reininghaus 13.000 Fahrgästen pro Tag und Richtung prognostiziert. Für die Linie 6 zur Smart City rechnete die Stadt Graz mit 10.200 Fahrgästen pro Tag, die davor bestehende Buslinie hatte 2019 an einem durchschnittlichen Werktag rund 5.800 Fahrgäste befördert. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs in den beiden neuen ,,Tramgebieten" steigt auf 30 bis 33 Prozent aller Wege an. In Graz ist der Tramfuhrpark relativ alt, die 85 Stück weisen ein Durchschnittsalter von 21 Jahren auf.

Zur ,,Verjüngung" bzw. für den Mehrbedarf an Fahrzeugen für den weiteren Linienausbau empfahl der Rechnungshof eine Preisgleitung nach Erzeugerpreisindex für Schienenfahrzeuge in den Ausschreibungsunterlagen bzw. Beschaffungsverträgen. Die Preisgleitung sei jedoch im Zuge der Verhandlungsrunden von den Bietern abgelehnt worden, so die Holding Graz. Somit blieb ein Anbieter übrig. Beschafft werden sollen laut Gemeinderatsbeschluss vom März 2021 15 Straßenbahnen mit Option auf weitere 40 Garnituren als Ersatz für ältere Fahrzeuge.


Quelle: https://oesterreich.orf.at/stories/3200118/

Stefan 4076

Zitat von: Keving97 am  24 03, 2023, 10:48Laut Krone wird am 19.4 entschieden ob man sie nun von Alstom kauft oder eine Neuausschreibung gibt.
Hoffentlich! Eine Neuausschreibung (wie schon weiter oben erwähnt) ist wenig erfolgversprechend. Das Preisniveu wird in naher Zukunft nicht sinken, die Hersteller sind über Jahre gut ausgelastet. Graz ist einfach 2 -3 Jahre zu spät dran. Da hätte man vorausschauender planen müssen, der Fahrzeugbedarf von europas Tram-Betrieben war ja bekannt und wurde oft publiziert.
Aktuell hat CAF Lieferschwierigkeiten (falls noch nicht bekannt): CAF stellt Lieferung neuer Straßenbahnen für Oslo ein

5047er

Zitat von: Stefan 4076 am  24 03, 2023, 17:49Graz ist einfach 2 -3 Jahre zu spät dran. Da hätte man vorausschauender planen müssen, der Fahrzeugbedarf von europas Tram-Betrieben war ja bekannt und wurde oft publiziert.

Vor zwei bis drei Jahren war halt in Graz noch eine andere Stadtregierung an der Macht. Vorausschauende Planung zählte nicht gerade zu deren Stärken.

FlipsP

Zitat von: Stefan 4076 am  24 03, 2023, 17:49Aktuell hat CAF Lieferschwierigkeiten (falls noch nicht bekannt): CAF stellt Lieferung neuer Straßenbahnen für Oslo ein

Gehe ja selten nach Aussehen, aber die Fahrzeuge sind richtig hässlich, finde ich.

FlipsP

Zitat von: 5047er am  24 03, 2023, 18:27Vor zwei bis drei Jahren war halt in Graz noch eine andere Stadtregierung an der Macht. Vorausschauende Planung zählte nicht gerade zu deren Stärken.

Sehr guter Satz!