PZB, Bremskurve und Geschwindigkeit

Begonnen von Cerberus2, 11 10, 2023, 06:16

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Cerberus2

Der Bahnhof Bad Vöslau liegt in Nord-Süd-Richtung an der zweigleisigen Südbahn. Vereinfacht sieht der Gleisplan so aus:

2 Streckengleise, klarerweise im geraden Strang, ohne Bahnsteig, Tempo 160.

2 Bahnsteiggleise außenliegend mit außenliegendem Bahnsteig. Aus Norden kommend abzweigender Strang mit 100km/h, von Süden kommend mit 60km/h.

Von Norden kommend wird dem haltenden Zug am Einfahrtsssignal frei mit 100 signalisiert, das in das Einfahrtssignal integrierte Vorsignal zeigt Frei mit 60 zu erwarten (für die Ausfahrt).

Vor- und Hauptsignal müssen ja bei 160km/h 1km auseinanderstehen. Das tun sie auch, ich habs mir angesehen.

Meine Frage: Warum fahren aus Norden kommende verspätete Züge auch bei Verspätung nur mit ca 80km/h über den 100km/h-Abzweig? Zwingen die vorangekündigten 60 bereits direkt nach dem Einfahrtssignal, das ja auf jeden Fall mit 100 passiert werden darf, sofort zu einer Bremsung? Ich glaube nicht.

Baustelle ist dort auch nicht.

Der Bahnsteighalt kann wohl auch nicht der Grund sein, denn selbst Züge, die mit 160 am Einfahrtsignal vorbeirauschen, müssen rechtzeitig am Ausfahrtssignal stehenbleiben können. Und die Ausfahrtssignale stehen alle auf Höhe Bahnsteigende.

Oder dürfen Doppelstockwägen auch gezogen nur mit 80 in den für 100 zugelassenen Abzweig?



PeterWitt

Dazu hätte ich 2 Fragen:
- betrifft dies alle Züge, oder eben wie von dir erwähnt nur DoSto?
- sind die Geschwindigkeiten nur geschätzt, am Führerstand beobachtet oder gar irgendwie gemessen?

Da ich in Vöslau an sich nur durch fahre kann ich zu deinen Beobachtungen nicht viel sagen, außer dass erlaubte Geschwindigkeit nicht zwingend vorgeschriebene Geschwindigkeit bedeutet.

Cerberus2

Zitat von: PeterWitt am  11 10, 2023, 07:36Dazu hätte ich 2 Fragen:
- betrifft dies alle Züge, oder eben wie von dir erwähnt nur DoSto?
Auch die 4746.

Zitat von: PeterWitt am  11 10, 2023, 07:36- sind die Geschwindigkeiten nur geschätzt, am Führerstand beobachtet oder gar irgendwie gemessen?
Handyapp mit GPS. Diese ist zuverlässig, da sie an anderen Stellen genau ist. DoStos werden bis exakt 140 beschleunigt, der 4020 tut sich schon mit 80 schwer, auf die 120 raufzukommen. 4746 fahren auch als R manchmal 160, auch wenn sie von Baden bis Gumpoldskirchen nur in Pfaffstätten durchfahren.

Ich denke, die Messungen sind exakt.

Zitat von: PeterWitt am  11 10, 2023, 07:36Da ich in Vöslau an sich nur durch fahre kann ich zu deinen Beobachtungen nicht viel sagen, außer dass erlaubte Geschwindigkeit nicht zwingend vorgeschriebene Geschwindigkeit bedeutet.
Im Verspätungsfall wird man zwar auch nicht mit rauchenden Bremsen am Bahnsteig stehenbleiben und dabei riskieren, über den Bahnsteig hinauszurutschen, aber mit einen Kilometer vorm Haltepunkt beim Signal 100 drauf zu haben und gleich nach dem Signal vor der Weiche auf ca 80 runterzubremsen, um die Bremsen wieder zu lösen und geraume Zeit weiter zu rollen, ist auch nicht gerade ein Aufholen der Verspätung, auch wenn es nur ein paar Sekunden brächte.

J. 1042

Zitat von: Cerberus2 am  11 10, 2023, 06:16Meine Frage: Warum fahren aus Norden kommende verspätete Züge auch bei Verspätung nur mit ca 80km/h über den 100km/h-Abzweig? Zwingen die vorangekündigten 60 bereits direkt nach dem Einfahrtssignal, das ja auf jeden Fall mit 100 passiert werden darf, sofort zu einer Bremsung? Ich glaube nicht.

Nicht sofort, aber maximal 23 Sekunden nach der 1000 Hz Beeinflussung am Einfahrtssignal (durch die signalisierten 60 am Ausfahrvorsignal) wird die Geschwindigkeit auf 85 km/h in der oberen Zugart überwacht.

Cerberus2

Zitat von: J. 1042 am  11 10, 2023, 13:23Nicht sofort, aber maximal 23 Sekunden nach der 1000 Hz Beeinflussung am Einfahrtssignal (durch die signalisierten 60 am Ausfahrvorsignal) wird die Geschwindigkeit auf 85 km/h in der oberen Zugart überwacht.
Das heißt, wenn die südliche Ausfahrt für 100km/h geeignet wäre, gäbe es am Einfahrtssignal keine 1000Hz-Beeinflussung und somit auch kein Abbremsen auf 85 mehr, oder?

Es hätte ja wenig Sinn, einen 100km/h-Abschnitt mit einer Annäherungsgeschwindigkeit von 85 abzusichern.

Wie wäre die aktuelle Situation mit ETCS? Ich denke, da wird der Zug weggesteuert auf die 60 runtergebremst und nicht zeitgesteuert auf 85.

 

FlipsP

Viel eher kommt es auf die Signalisierung an.
Wenn die Ausfahrt schon mit über 60 km/h (also frei oder Aufwertung) signalisiert wird, dann zeigt das Vorsignal auch die Ausfahrt mit über 60 km/h an und es kommt zu keiner Bremskurve ab dem Vorsignal.

ETCS ist da noch um einiges geiler. Das erkennt keine Signalstandpunkte, sondern ,,Gefahrenpunkte" und passt die Bremskurve entsprechend an. Ich nehme da als Beispiel Studenzen-Fladnitz. Dort muss ab dem Einfahrsignal Richtung Fehring mit 40 km/h gefahren werden, weil die Weiche nur 40 km/h erlaubt. Das ES steht aber leider gut einen Kilometer (oder mehr?) von der Weiche weg. Das kostet enorm Zeit und ist in Zukunft mit ETCS dann endlich nicht mehr nötig. (Mit dem Ausbau der Ostbahn vielleicht gar nicht mehr?)