Görlitz | Teil 1: Anreise und Innotrans

Begonnen von flow, 28 10, 2024, 22:30

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flow

Ende September ging es nach Berlin zur Innotrans - und wenn man schon mal in dem Eck ist wurde anschließend ein Wochenende in Görlitz drangehängt, einer Stadt die schon lange auf meiner Liste stand. Zur Anreise wurde wieder einmal der nightjet von Graz nach Berlin gewählt. Die WL Comfortline find ich immer noch toll, jedoch sind sie mittlerweile schon ziemlich abgewohnt. Dass dann auch beide WC im Wagen nicht funktioniert haben war bei der aktuellen Performance der ÖBB auch keine große Überraschung. Immerhin waren alle Wagen da, das ist ja leider auch keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Personaleinteilung auf diesem Zug ist immer wieder interessant, die Betreuerin im Schlafwagen nahm zwar bald nach der Abfahrt die Fahrkartenkontrolle vor und sammelte auch die Frühstückskarten ab (für das Begrüßungsgetränk musste ich aber sicherheitshalber nachfragen), Speisen und Getränke gab es allerdings nur im benachbarten Liegewagen. Dass das Bier dort nicht kalt eingeladen wurde ist fast keine Erwähnung Wert, aber ich konnte mit dem Steward ausmachen, dass er es nach einer kurzen Turbokühlung im Eisfach ins Abteil serviert.

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1216 239 mit dem nj 456 am Bahnsteig 1 in Graz Hbf.


Bis Wien war der Zug (wie üblich möchte man meinen) eher schütter besetzt (umso mehr rechne ich es der ÖBB an, diesen schon von Graz zu führen - schade nur, dass der Warschauer Zugteil wegefallen ist), in Wien wurde es dann aber betriebsam und die Fahrkartenkontrollen und Abteilerklärungen haben sich dann noch bis vor Breclav hingezogen. Dort ging es dann auch langsam in Richtung Bett um für den nächsten Tag halbwegs ausreichend Schlaf zu sammeln. Aus dem von der Provodniza angekündigten übertrieben frühen Weckruf wurde dann doch nichts und es klingelte am nächsten Tag vernünftigerweise erst eine gute Stunde vor Berlin. Bald darauf wurde das Frühstück serviert (ja, ich weiß, dass ich mehr als die sechs inklusiven Komponenten angekreuzt habe, ja ich weiß, dass dafür zu zahlen ist) und wir sobald die ersten Stromschienen entlang der Gleise sichtbar wurden war klar, dass wir bald pünktlich in Berlin eintreffen würden. Wieder einmal wurde der Zug über Lichtenberg nach Gesundbrunnen umgeleitet - schade, aber diesmal war es zu verschmerzen, da von Lichtenberg aus die Weiterfahrt zum Hotel relativ kurz war.

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Morgenstimmung in Lichtenberg.


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Zu Messestoßzeiten nicht so leer: die legendäre Passage am Nordwesteck der Messe.


Nach der Gepäckabgabe dort ging es dann gleich weiter über die Ringbahn zur Innotrans. Nachdem man sich dort einmal halbwegs an die Massen an Menschen und Ständen gewöhnt hatte ging es los für einen ersten Rundgang und einigen Terminen. Die große Kamera hatte ich nur am ersten Tag dabei - eigentlich sinnlos, da sich am Freigelände die Massen tummelten, sowohl um (und unter...) den Ausstellungsstücken herum als auch innen drin. Ein paar Fotos kann ich dennoch zeigen, für ausführlichere Fotoserien ohne Menschen vom Pressetag sei auf diese Beiträge auf DSO verwiesen. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass am Freigelände nicht wahnsinnig aufregende Neuigkeiten (Highlight vielleicht der RS1) zu sehen waren sondern eher Iterationen von bereits bekannten Zügen (KISS, Frecciarossa, Velaro, Talgo, Comfortjet,...), dennoch gab es viel zu entdecken.

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Koncar zeigte den 6012 001 der HZ, eine batteriebetriebene Variante der bekannten 6112.


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Vom CD comfortjet vulgo Siemens Vectouro waren einige Wagen zu sehen, die kurz darauf ja auch in den Regeleinsatz gingen. Alstom zeigte unter anderem den Urbanliner Flexity für Berlin, inklusive Sichtschutz bei den Fahrwerken.


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298 317 von DB Cargo stand direkt außerhalb des Messegeländes und war wohl für das Rangieren am Freigelände zuständig.


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Waggons finde ich ja immer sehr spannend und Tatravagonka liefert da auch immer verlässlich - hier ein Getreidewagen nach dem Innofreight-Prinzip.


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Auch Drehgestelle sind faszinierend und das 160 km/h-fähige RC25NT-D ganz besonders.


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Ob es wohl zu einer Renaissance von besonders schnellen Güterzügen kommen wird? Auffallend war auch, dass viele Güterwagen mit Schaku ausgestellt waren.


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Der Catenary Crafter von Plasser&Theurer für die ÖBB Infra.


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Gut besucht war auch immer der servicejet von Stadler, ebenfalls für die ÖBB Infra.


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Im Mittelwagen des servicejet, hier sind die Löschwassertanks untergebracht.


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Das neue Fahrzeug von Stadler für die Centovallibahn. So etwas in die Richtung für die Murtalbahn...man wird noch träumen dürfen...


Natürlich gab es auch in den zahlreichen Hallen viele interessante Dinge zu sehen, im Prinzip alles, was man braucht, um einen Zug zusammenzubauen, angefangen von Schrauben, Kabeln, über Sitze und Fenster bis hin zu Stromabnehmern und Fahrwerken. Daneben noch Haltestellenausstattung, Software und vieles mehr. Auch der Außenbereich mit den Bussen war überschaubar aber sehenswert mit mehreren autonom fahrenden Bussen und natürlich quasi ausschließlich alternativen Antrieben. Insgesamt ein absolutes Erlebnis aber nicht unanstrengend. Umso erleichterter war ich dann, als auch die letzte Halle abgeklappert war und nun die Fahrt nach Görlitz bevorstand. Gut, die Aussicht auf drei Stunden Regionalverkehr zur besten Pendlerzeit war dann doch nicht so verlockend aber da muss man durch. Von der Messe ging es flott nach Charlottenburg, wo noch etwas Zeit blieb um sich mit Proviant einzudecken, dann kam auch schon der RE2 mit Taurus, ähh DB 182 und Görlitzer Doppelstockwagen daher. Im Oberstock fand sich doch noch ein Plätzchen und so konnte die Fahrt über die Stadtbahn voll genossen werden. Die restliche Fahrt übers flache Land nach Cottbus verlief ereignislos, erst der knallvolle Bahnsteig dort versprach ein wenig Spannung. Ob wohl alle Reisewilligen in den einzelnen Desiro der ODEG passen würden? Irgendwie ging es sich dann auch und obwohl sich die Masse unkontrolliert in den Zug drängte konnte ich dann sogar einen Sitzplatz ergattern, perfekt. So verging auch die dritte Stunde relativ zügig und wir erreichten pünktlich das Ziel für die nächsten Tage, Görlitz.

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642 914 der ODEG als RB65 68827 von Cottbus nach Zittau.


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Und einmal das ganze Ensemble inklusive Empfangsgebäude. Der rechts zu sehende Bahnsteig 3/4 soll bald wieder in Betrieb genommen werden wenn die Elektrifizierung von der polnischen Grenze bis in den Bahnhof Görlitz verlängert wird.


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In der Bahnhofshalle stehen abfahrbereit der 650 082 der ODEG als RB64 52958 von Görlitz nach Hoyerswerda und der 642 320 von trilex als RB60 76568 von Görlitz nach Bischofswerda.


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Wie aus einer anderen Zeit: Wartehäuschen und gepflasterter Bahnsteig.


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Auch die Eingangshalle zeugt von der einstigen Bedeutung des Bahnhfos und der Stadt. Hoffentlich gibt es hier in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder entsprechenden Fernverkehr.


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Kleines Detail - Fahrkarten gibt es in den dahinter liegenden Räumlichkeiten aber keine mehr (das trilex ReiseCenter befindet sich in einem anderen Lokal im Bahnhof).


Nach diesem kurzen Rundgang am Bahnhof war es nun Zeit, die Unterkunft aufzusuchen. Für ein paar Fotos der KT4D der Görlitzer Verkehrsbetriebe (GVB...) in der Berliner Straße, der zentralen Verbindung vom Bahnhof in die Innenstadt, war auf dem Weg dorthin aber noch genug Energie übrig. Die Pension mit Self-Check-In lag dann gut gelegen in einer Seitenstraße unweit des Bahnhofs, also schnell hin, Gepäck ins Zimmer und wieder zurück auf die abendlichen Straßen der Stadt. In der einbrechenden Dunkelheit wurde die Altstadt erkundet, immer auf der Suche nach einer einladenden Lokalität. Die Wahl fiel dann auf ein gemütliches Bierlokal mit diversen eigenen Spezialitäten. Zum Abschluss des Tages wurde dann auch noch über die Altstadtbrücke die Neiße, und somit die Grenze nach Polen überquert bevor es zurück in die Unterkunft für eine erholsame Nachtruhe ging.

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2317 als Linie 1 nach Weinhübel in der Berliner Straße.


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Nachschuss mit Blick auf das markante Cafe Central und den Bahnhof im Hintergrund.


Damit endet der erste Teil, ich hoffe, die Bilder haben Interesse an einem kleinen Rundgang entlang der Görlitzer Straßenbahn und rundherum geweckt.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

LS64

#1
Wirklich schöne Bilder. Besonders von Görlitz Bahnhof und Stadt, vielen Dank!

510-015

Zitat von: flow am  28 10, 2024, 22:30Bis Wien war der Zug (wie üblich möchte man meinen) eher schütter besetzt (umso mehr rechne ich es der ÖBB an, diesen schon von Graz zu führen - schade nur, dass der Warschauer Zugteil wegefallen ist) [...]
Die Führung ab/bis Graz ist auch weniger der Fahrgastfrequenz sondern mehr der Abstell- und Reinigungs-/Vorbereitungskapazität in Wien geschuldet ;)
Im alten Forum als "Bus 15 O530 Citaro L" unterwegs gewesen - jetzt mit kürzerem Usernamen ;D
Aber "15" ist im Namen erhalten geblieben zum leichteren Wiedererkennen ;)

whz

Du warst sicher im polnischen Teil von Görlitz? Vielleicht hast auch so spannende Bilder für uns? Danke jedenfalls fürs Zeigen :)  :)

s_gelb

Zitat von: 510-015 am  29 10, 2024, 11:50Die Führung ab/bis Graz ist auch weniger der Fahrgastfrequenz sondern mehr der Abstell- und Reinigungs-/Vorbereitungskapazität in Wien geschuldet ;)

Nichtsdestotrotz führt man den Zug als Personenzug bis nach Graz und bietet die Relation an, man könnte genauso gut leer fahren oder sogar die Wagen einfach einem anderem Zug bis Graz beigeben, sich damit u.a. einen großen Teil des Servicepersonals sowie vieles mehr und damit auch Kosten sparen. Aber wie flow schon angesprochen hat - es ist sehr schön, dass die Verbindung dennoch angeboten wird und leitet diese im Zweifel sogar über dem Wechsel um, wenn es nötig ist.

510-015

Die Wagen einem anderen Zug beizugeben ist nicht so leicht, wie du es dir anscheinend vorstellst.

Man muss es während den kurzen Haltezeiten in Wien Hbf machen und braucht dafür auch die entsprechende Verschubmannschaft. Wäre also auch nicht gratis.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich sehr erfreulich, dass der Zug von/nach Graz angeboten wird.


Umleitungen über den Wechsel sind mir bisher nur bekannt, wenn die Garnitur bereits in Graz ist und nach Wien/Berlin muss. Umgekehrt wäre mir noch nicht aufgefallen, dass man den Zug extra via Wechsel nach Graz fahren lässt.
Im alten Forum als "Bus 15 O530 Citaro L" unterwegs gewesen - jetzt mit kürzerem Usernamen ;D
Aber "15" ist im Namen erhalten geblieben zum leichteren Wiedererkennen ;)

flow

Zitat von: 510-015 am  29 10, 2024, 11:50Die Führung ab/bis Graz ist auch weniger der Fahrgastfrequenz sondern mehr der Abstell- und Reinigungs-/Vorbereitungskapazität in Wien geschuldet ;)

Bei der Performance die in letzer Zeit in Wien bei der Bereitstellung gezeigt wird sollte man vielleicht noch mehr Züge nach Graz rückverlängern.  8)

Zitat von: whz am  29 10, 2024, 12:47Du warst sicher im polnischen Teil von Görlitz? Vielleicht hast auch so spannende Bilder für uns? Danke jedenfalls fürs Zeigen :)  :)

Natürlich.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

s_gelb

Zitat von: 510-015 am  29 10, 2024, 14:51Die Wagen einem anderen Zug beizugeben ist nicht so leicht, wie du es dir anscheinend vorstellst.



Dass es sich beim Hauptbahnhof in Wien um keine Modellbahn handelt, ist mir durchaus bewusst.

Ch. Wagner

Zitat von: whz am  29 10, 2024, 12:47Du warst sicher im polnischen Teil von Görlitz? 


Du meinst wahrscheinlich Zgorzelec.

Stipe

Ja, ich glaube, so nennt man den polnischen Teil von Görlitz. ;-)

Serjoscha

Um ehrlich zu sein finde ich es persönlich sehr schade das die hervorragende Reportage durch diverse Postings in den Hintergrund rückt.
jegliche Form von Extremismus ist abzulehnen.

Ch. Wagner

#11
Zitat von: Serjoscha am  29 10, 2024, 16:20Um ehrlich zu sein finde ich es persönlich sehr schade das die hervorragende Reportage durch diverse Postings in den Hintergrund rückt.

Um gaaanz ehrlich zu sein: Die Reportagen von flow waren immer schon gut.

Nur: Zgorzelec ist halt nach dem 2. Weltkrieg eine polnische Stadt und kein Teil von Görlitz, auch wenn whz und Stipe das nicht wahrhaben wollen.

whz

Zitat von: Ch. Wagner am  29 10, 2024, 15:46Du meinst wahrscheinlich Zgorzelec.

Ich meine Görlitz. Bekanntermaßen war das mal eine Stadt und hieß so. Ist eine vergleichbare Situation wie Bad Radkersburg oder Frankfurt/Oder. Und ich verwende für beide Teile der Stadt den Namen Görlitz, wiewohl ich auch von Venedig, Prag und Rom spreche.

Und im übrigen bin ich bei Serjoscha. Hier geht es um eine wunderbare Reportage. Und das ist das Thema.