Görlitz | Teil 3: Die Südäste

Begonnen von flow, 10 11, 2024, 12:10

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flow

Nachdem zwei Wendemanöver am Postplatz bewundert werden konnten war das nächste logische Ziel das andere Ende der gesperrten Strecke durch die Innenstadt. Dort, hinter dem Bahnhof an seinem Südausgang, teilt sich die Strecke in die zwei Äste nach Weinhübel und Biesnitz. Für außergewöhnliche Situationen steht dort auch ein Verbindungsgleis zwischen den beiden Strecken zur Verfügung, das auch an diesem Tag genutzt wurde. Damit sind Fahrten zwischen den beiden südlichen Endpunkten des Netzes an der Innenstadt vorbei möglich. Gleiswechsel auf jeder Seite ermöglichen dabei die Fahrt in beide Richtungen auf der nur eingleisigen Verbindung. Auf dem Weg zum Südausgang kam man am Bahnhofsvorplatz auch an der dort in Kürze beginnenden Parade zum Christopher Street Day vorbei. Ein großes Polizeiaufgebot sorgte dabei für den Schutz der Anwesenden, denn es gab auch eine Gegenveranstaltung, deren schwarz gewandete Teilnehmer ebenfalls am Bahnhofsvorplatz aufmarschierten. Immerhin konnte man unbehelligt durch die Bahnhofshalle und die Unterführung auf die Rückseite zum Südausgang marschieren. Dort konnte dann der außergewöhnliche Betrieb am Verbindungsgleis zwischen den beiden Strecken beobachtet werden. Ankommende Straßenbahnen aus Richtung Weinhübel passierten den Gleiswechsel bevor sie auf der falschen Straßenseite unter den wachsamen Augen einer Aufsicht zum Fahrgastwechsel hielten. Anschließend wurde das Verbindungsgleis befahren und dann nach einem erneuten Gleiswechsel an der Haltestelle in Richtung Biesnitz gehalten. In der Gegenrichtung war da Schauspiel weniger aufregend, da dort ja nur die Gleisverbindung aber kein Gleiswechsel befahren wurde. Anschließend fiel die Entscheidung, sich der Strecke gen Biesnitz zuzuwenden.

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2313 ist gerade aus Biesnitz gekommen und wird in Kürze die Fahrt rechts über das Verbindungsgleis in Richtung Weinhübel fortsetzen.


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In der Gegenrichtung unterwegs ist 2316. Die Strecke durch die Bahnhofsunterführung in die Innenstadt verschwindet am linken Bildrand.


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Der Gleiswechsel auf der Biesnitzer Seite liegt quasi im Haltestellenbereich - die Betriebsführung ist aber so pragmatisch, dass hier trotzdem ein Fahrgastwechsel durchgeführt werden kann.


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Und noch einmal der 2316, nun unterwegs nach Biesnitz/Landeskrone in der Kunnerwitzer Straße. Im Hintergrund die Bahnhofshalle.


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Wagen 2308 wirbt für Görliwood - die Stadt hat sich ja mittlerweile als Drehort für Film und Fernsehen etabliert.


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Der Park am Sechsstädteplatz wird von der Straßenbahntrasse diagonal durchschnitten.


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2313 ist aus Weinhübel zurück und biegt vom Sechsstädteplatz in die Biesnitzer Straße ein. Hier beginnt der eingleisige Abschnitt nach Biesnitz.


Da das Wetter sich nicht merklich besserte, sprich die Sonne keine Anstalten machte, die Wolken dauerhaft zu vertreiben wurde der Entschluss gefasst, die Strecke nach Biesnitz zuerst einmal zu befahren anstatt sich zu Fuß vorzuarbeiten. Auch die Seitenlage der Strecke direkt neben der Straße und die damit verbundene Unsicherheit, ob dann nicht ein vorbeifahrendes Auto das Foto kaputt macht trug zur Entscheidungsfindung bei.  Ab der Haltestelle Lutherstraße verläuft die Strecke eingleisig mit zwei doppelgleisig ausgebauten Haltestellen bis zum Endpunkt Biesnitz/Landeskrone. Zumindest an diesem Tag wurde mit Signalstab gefahren, der jeweils an der Haltestelle Büchtemannstraße den Besitzer wechselte. Ob die vorhandenen Signalanlagen nur an diesem Tag außer Betrieb waren oder ob hier dauerhaft mit dem Signalstab gefahren wird konnte ich nicht feststellen - der Fahrplan würde es jedenfalls hergeben. Die zweite Kreuzungsstation Geschwister-Scholl-Straße hat übrigens eine interessante Auslegung, da das Kreuzungsgleis bahnsteiglos ist. Wie gesagt sollten hier aber keine planmäßigen Kreuzungen stattfinden, dieses hebt wohl nur die betriebliche Flexibilität im Verspätungsfall. Noch viel interessanter ist aber die Endstation in Biesnitz/Landeskrone, hier gibt es nämlich keine Wendeschleife sondern es wird über ein Gleisdreieck gewendet. Wie schon zuvor in der Innenstadt gesehen funktionierte die Wende unseres Wagens schnell und reibungslos, aber kein Wunder wenn man dieses Manöver täglich im Betrieb durchführen muss. Da die Motivation zur Besteigung des in der Nähe gelegenen Hausberges von Görlitz, der Landeskrone, überschaubar war sollte es mit der gleichen Straßenbahn wieder zurück zum Bahnhof und über das Verbindungsgleis weiter zur anderen Endstation auf der Südseite des Netzes in Weinhübel gehen.

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2313 hat die Endstation der Linie 2 in Biesnitz erreicht. Gut zu erkennen hier auch die nachgerüstete Führerstandsklima.


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Das Wendemanöver geht routiniert von der Hand...


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...und ist nach wenigen Minuten abgeschlossen. Der Hügel im Hintergrund ist die Landeskrone.


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Die Wendezeit erlaubt noch eine kurze Pause vor der Rückfahrt.


Während der Wartezeit am Bahnhof - hier liegen vier Minuten zwischen der planmäßigen Ankunft der Linie 2 aus Biesnitz und der planmäßigen Abfahrt der Linie 1 nach Weinhübel - konnte am Funk mitgehört werden, dass wir nicht auf den Bus der Linie B - der als Verbindung vom anderen Netzteil fungierte - warten würden, dieser war wohl aufgrund der Veranstaltung zu sehr verspätet. Aber auch unsere Fahrt war von einer Störung betroffen, denn nur zwei Stationen hinter dem Bahnhof hieß es an der Haltestelle Goethestraße bitte alle aussteigen. Offenbar hatte es im weiteren Streckenverlauf einen Unfall gegeben. So konnte mit der Schleife Goethetraße aber immerhin ein weiteres besonderes Streckenstück befahren werden. Diese liegt unmittelbar hinter der Remise und wird im regulären Betrieb nur von einzelnen Ein- und Ausziehern genutzt. Auf einen möglichen Ersatzbus zur Endstation zu warten war zu unsicher, also ging es nun zu Fuß weiter entlang der Zittauer Straße in den etwas außerhalb gelegenen Stadtteil Weinhübel. An der Haltestelle Erich-Weinert-Straße war das Malheur dann zu sehen - ein Auto hatte offensichtlich das Andreaskreuz, die rote Ampel und die Straßenbahn selbst übersehen und wurde folglich etwas unsanft zur Seite geschubst. Außer einem Blechschaden dürfte aber nicht mehr geschehen sein. Nachdem dennoch auf absehbare Zeit hier mit keinem Straßenbahnbetrieb zu rechnen war wurde der Plan geändert und wieder der Weg zurück in die Stadt angetreten, dieses Mal aber mit einem Schienenersatzverkehrsbus der mittlerweile auf den Weg geschickt war und wenig später an der Haltestelle an der Bundesstraße eintraf.

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2313 wartet an der Haltestelle Bahnhof Südausgang der Linie 1 die reguläre Abfahrtszeit ab.


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Befahrung der Schleife Goethestraße.


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Hier ist erstmal Endstation für Wagen 2313.


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Im Vorbeigehen auf der Zittauer Straße noch ein Stück unrenoviertes Görlitz dokumentiert.


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Die Bahnstrecke von Görlitz nach Zittau verläuft hier in einem Einschnitt; 642 414 der ODEG als RB65 68822 von Zittau nach Cottbus wird in Kürze den Bahnhof Görlitz erreichen.


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Die Unfallstelle an der Haltestelle Erich-Weinert-Straße.


Der Bus brachte die wartenden Reisenden dann zum Bahnhof wo auf eine mittlerweile wieder regulär durch die Innenstadt fahrende Straßenbahn umgestiegen werden konnte. Diese wurde auch genutzt um wieder zum nördlichen Ende des Streckennetzes zu gelangen, um dort noch die ausständigen Streckenendpunkte zu besichtigen. Mittlerweile waren vereinzelt wieder ein paar blaue Flecken am Himmel zu erkennen, die sich aber verlässlich bei jedem Foto wieder vertschüssten. Die Motivation, noch viel länger hier zu bleiben nahm langsam, aber merklich ab, sodass auf die Besichtigung der Wendeschleife Am Wiesengrund verzichtet wurde. Stattdessen wagte ich noch einen Abstecher in die Tristesse des NeißePark um mir dort neue Kopfhörer zu holen, nachdem ich die alten wieder einmal im Hotel oder Nachtzug verschlampt hatte. Danach wurde der Weg zurück in die Stadt angetreten, um dort ein gemütliches Platzerl zur Einkehr zu finden.

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In der Parkanlage zwischen Friedhof und Plattenbausiedlung unterwegs ist 2308 als Linie 1 nach Weinhübel.


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Aus der anderen Richtung fährt 2313 als Linie 2 zum Wiesengrund vorbei.


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2313 an der Abzweigung der zwei Linienäste zum NeißePark und zum Wiesengrund.


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Dieser liegt unmittelbar vor der Haltstelle Alexander-Bolze-Hof.


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2309 wird in Kürze die Endstation der Linie 2 erreichen...


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...und kehrt wenige Minuten später zurück auf dem Weg nach Biesnitz.


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2317 passiert die Kreuzung mit der Lausitzer Straße...


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...und ist kurz darauf ebenfalls wieder auf dem Weg zur anderen Endstation.


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Mittlerweile hat auch 2308 fast einen ganzen Umlauf erfasst und erreicht in wenigen Metern die Endstation der Linie 1 beim NeißePark.


Im Zentrum angekommen wurde dann ein gemütliches Gasthaus gefunden um etwas zu rasten und Engergie zu tanken. Im Görlitzer Kartoffelhaus (was für ein Name...) konnte das auch erfolgreich gemacht werden. Nach dieser kleinen Pause hatten sich dann die Wolken überraschenderweise verzogen und der Himmel strahlte blitzblau. Da die Sonne aber mittlerweile schon relativ tief Stand wurde im Anschluss aber die Altstadt erkundet anstatt sich noch weiter der Straßenbahn zu widmen.

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Hoffentlich irgendwann mal wieder öffentlich zugänglich: das Kaufhaus Görlitz.


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Kaum ist die Sonne da werden die Schatten lang: 2305 als Linie 1 zum NeißePark am Postplatz.


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Auch in der Gegenrichtung gerade noch so im Licht: 2311 auf der Linie 2 nach Biesnitz.


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Der Frauenturm bewacht den Eingang zur Altstadt. Dorthin werden wir uns jetzt auf den Weg machen.


Das war es auch schon mit Teil 2, im nächsten Teil werden wir durch die Altstadt beiderseits der Neiße spazieren und abends noch zum Bahnhof schauen.
Morteratsch - fermeda sün dumanda