Wir fahren gemeinsam

Begonnen von s_gelb, 03 12, 2024, 10:27

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s_gelb

"Wir fahren gemeinsam" - ein Bündnis aus Klimabewegungen, der Gewerkschaft und Busfahrer:innen aus dem öffentlichem Verkehr treten für faire Arbeitsbedingungen für die Buslenker:innen ein - nur so kann dem Personalmangel entgegengetreten werden, denn unter anderem Schichten von bis zu 15 Stunden oder mangelnde WC-Anlage - das kann es doch wirklich nicht sein.

Homepage: https://wir-fahren-gemeinsam.at/

Links zur Unterstützungserklärung: 

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLScZMT6sMv2URvVkkz6JLXUCupJuykdwO1t4Xea9W_NrC7Aggw/viewform

Hilde B.

Guten Tag Welt!

Überall herrscht Mangel, die Presse suggeriert das "die Jungen" nicht mehr arbeiten wollen, "die Alten" sagen das nachfolgende Generationen faul sind. Und wieder andere sagen "die Boomer" hätten alles ruiniert, weil sie vor einigen Jahren nirgends Personal aufgenommen haben. Dieses Phänomen geht tatsächlich quer durch alle Sparten und der Fachkräftemangel ist wie ich finde hausgemacht. Früher gab es einen langjährigen Aufnahmestopp für auszubildende Tfzf's bei den ÖBB, Lehrlinge wollte keiner Ausbilden, bei der Exekutive war's gleich und bei den städtischen Verkehrsbetrieben ebenfalls.
Vor nicht all zu langer Zeit war  man mit 2000 Euro brutto recht gut unterwegs, heute sind 2000 Euro brutto  nicht viel. Was ich damit sagen will, es kann nicht immer bergauf gehen. Jetzt leben wir in einer Zeit in der's mal Essig ist. Das muss man begreifen und auch die Politik muss sich dem stellen, auch wenn man damit keine Wahlen gewinnt.
Die fetten Jahre sind vorbei, wir sind an jeder Front mit Mängeln konfrontiert, egal ob Personal, Fahrzeuge oder Medikamente. Auch die Gewerkschaft sollte das einsehen, immer höhere Löhne verschlimmern das ganze.

FlipsP

Gut geschrieben, aber der letzte (angehöngte) Halbsatz ist Schwachsinn bis dorthinaus.

Zitat von: Hilde B. am  03 12, 2024, 11:12immer höhere Löhne verschlimmern das ganze.

Hilde B.

Nein ist es nicht.
So wird die Inflation nur weiter künstlich angefeuert. Am Ende des Tages verdient der Ottonormalverbraucher 5000 Euro Brutto, es bleibt ihm unterm Strich aber weniger über als zu Zeiten wo er "nur" 2000 verdient hat.

Stipe

Naja, Schwachsinn würde ich nicht sagen. Eine Lohn/Preis Spirale ist schon ein Problem, und die Pleitewelle hat auch viel damit zu tun, dass die Lohnstückkosten in Österreich gerade im Vergleich zu Deutschland nach Covid enorm gestiegen sind. Wir sind einfach zu teuer.

FlipsP

Das erzählt die WKO, ja.

Aber zuerst gingen mal die Preise hochbinden dann erst die Löhne.

Es ist also eher eine Preis - Lohn - Spirale, statt umgekehrt.

Ich frage mich nur: Wieso sollen wir Angestellten die Angeschmierten sein und alles schlucken?

Während zB ein Herr Pierer Millionen ,,steuerschonend" rausnimmt?

Stipe

Das erzählt nicht die WKO, dass ist das kleine 1x1 der Ökonomie. Sorry.

Meinetwegen auch Preis-Lohn-Spirale. Ist für das Ergebnis aber egal. Ich habe leider auch keine Patentlösung, aber die österreichische Variante führt halt gerade zum Verlust vieler Unternehmen und damit von Arbeitsplätzen.

FlipsP

Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Die steigenden Löhne sind sicher nicht schuld am Unternehmer-sterben. Und genau DAS erzählt die WKO.

Das aktuelle Unternehmer-Sterben geht eher auf die Coronahilfen zurück, die vielen sterbende Unternehmen noch mal gerettet haben. Also die, die sowieso in diesen Jahren gegangen wären, gehen jetzt halt leider auf (fast) einen Schlag.

Aber ich hätte auch nix dagegen die Spirale zu beenden. Wenn du es schaffst eine Variante zu entwickeln, in der nicht die Angestellten die Descheks werden.

Stipe

Bei aller Wertschätzung, aber wer das so sieht und wer nicht tut hier nichts zur Sache. Lohnstückkosten (also Lohn pro Produktionseinheit) sind ein wesentlicher Faktor in der Wirtschaft und Unterschiede führen zur Verlagerung von Arbeitsplätzen - aktuell weg von Österreich.

Und ich weiß, dass die WKÖ viel Blödsinn redet, ich weiß auch nicht, warum mir da das Thema Erneuerbare einfällt. Aber daraus kann man auch nicht schließen, dass es falsch sein muss, weil es (auch) von der WKÖ behauptet wird. ;-)

Und eine Rezession beendet ja auch die Preis-Lohn-Preis-Spirale, sehen wir auch gerade. Die führt nämlich zu höherer Arbeitslosigkeit und zu schlechterer Verhandlungsposition der Arbeitnehmer. Die "Descheks" sind aber eh wir alle, Arbeitnehmer wie Unternehmer verdienen weniger, für das Sozialsystem gibt es wenger Abgaben und Steuern. Habecks "Wir werden alle ärmer" stimmte leider.

PS: Wir sind ein wenig off-topic, fürchte ich. ;-)

Ch. Wagner

Wie jetztz: Die arbeitende Bevölkerung muß dafür büßen, was die Firmeninhaber versemmelt haben? Die Firmeninhaber zahlen sich und den ihren Boni aus, die Arbeiter und Angestellten müssen schauen, wie sie weiterkommen. Die Wirtschaft fordert vom Staat beispielsweise mehr Wohnungen bauen zu lassen - für die Anleger, oder wer kann sich die Mieten in Reininghaus, Jakomini verde etc. leisten. Das reizende Theater im Herz Jesu Viertel, das KiStL, wird demoliert, um "Wohnungen in Traumlage" zu bauen, natürlich mit Tiefgarage. Das alles wird der Bevölkerung zugemutet.
Und noch ein Vergleich: der Lohn eines Bus- oder Straßenbahnfahrers bei etwa 2500,- , der "Verdienst" des Herrn Kickl 16.000,- (natürlich auch der anderen Klubobleute).Und wer trägt mehr Verantwortung?

5047er

Zitat von: FlipsP am  05 12, 2024, 13:11Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Die steigenden Löhne sind sicher nicht schuld am Unternehmer-sterben. Und genau DAS erzählt die WKO.
Also vor ein, zwei Jahren haben mehrere Gewerkschaften an ihre Mitglieder zu den Lohnverhandlungen Senftuben verteilt. Mit dabei war auch ein Tubenausquetscher. Dazu die Botschaft "Holen wir den letzten Rest aus der Tube raus". Anschließend haben bekanntermaßen mehrere Branchen gestreikt oder sind mit Störaktionen aufgefallen.

Heute sieht man halt, was man davon hat. In vielen Betrieben sind die Margen so klein, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, wenn die Lohnkosten um ein, zwei, drei Prozent höher sind.

Hilde B.

Und in Deutschland wo gerade VW vor die Hunde geht, wollen die Gewerkschaften lieber den Arbeitskampf als auf Lohnerhöhungen zu verzichten und Arbeitsplätze zu sichern.

Sicher kassieren die bösen Manager fette Boni, früher fraß sich halt der König und sein Gefolge den Wams voll während die niederen Stände verhungerten. Hilft aber auch nicht weiter ständig auf die Oberen zu zeigen.

FlipsP

Zitat von: Stipe am  05 12, 2024, 13:26Bei aller Wertschätzung, aber wer das so sieht und wer nicht tut hier nichts zur Sache. Lohnstückkosten (also Lohn pro Produktionseinheit) sind ein wesentlicher Faktor in der Wirtschaft und Unterschiede führen zur Verlagerung von Arbeitsplätzen - aktuell weg von Österreich.

Also wenn ein Unternehmen wirklich wegen wenigen Prozent mehr Lohn (die ja auch nur einen Teil der Kosten ausmachen) Probleme bekommt, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

Ich ziehe kurz das Conclusio aus deinen und 5047ers Beiträgen:

Eine Frechheit, dass die Mitarbeitenden erwarten, von Ihren Löhnen auch noch leben zu können. Was soll das?
Die jährliche (oftmals mehrmals im Jahr) Preiserhöhung sollen die gefälligst ohne Zucken hinnehmen.

Nur werden die Unternehmen halt irgendwann ein Problem bekommen, wenn man sich nix mehr leisten kann.

Ich bin vieles andere als ein Kommunist, aber dass ein Pierer oder Benko Milliarden abschöpfen, während die die das wirklich mit den Händen erwirtschaftet haben (KTM, Kika/Leiner usw), gekündigt werden ist unter aller Sau!
Und dann schreibt einer locker dahin, dass die Angestellten doch auch noch auf Lohnerhöhungen verzichten sollten.

Hilde B.

Zitat von: FlipsP am  05 12, 2024, 15:50Also wenn ein Unternehmen wirklich wegen wenigen Prozent mehr Lohn (die ja auch nur einen Teil der Kosten ausmachen) Probleme bekommt, dem ist eh nicht mehr zu helfen.


Das es aktuell eine Multikrise gibt ist bewusst? Oder doch nicht?
Alle müssen den Gürtel enger schnallen. Müssen auch nicht immer drei Wochen Malle im Jahr sein, ist halt jetzt so das sich nur mehr eine Woche ausgeht.
Zitat von: FlipsP am  05 12, 2024, 15:50Ich ziehe kurz das Conclusio aus deinen und 5047ers Beiträgen:

Eine Frechheit, dass die Mitarbeitenden erwarten, von Ihren Löhnen auch noch leben zu können. Was soll das?
Die jährliche (oftmals mehrmals im Jahr) Preiserhöhung sollen die gefälligst ohne Zucken hinnehmen.

Nur werden die Unternehmen halt irgendwann ein Problem bekommen, wenn man sich nix mehr leisten kann.

Ich bin vieles andere als ein Kommunist, aber dass ein Pierer oder Benko Milliarden abschöpfen, während die die das wirklich mit den Händen erwirtschaftet haben (KTM, Kika/Leiner usw), gekündigt werden ist unter aller Sau!


Das ist aber schon sehr übertrieben formuliert, und  und die
Bourgeoisie als Feindbild zu haben ist Marxistisch.
Übrigens gegen Herrn Benko wurde in Italien ein Haftbefehl erlassen.
Böse Buben wird es immer geben, früher also damals in den 00er Jahren waren es halt der rote Elsner, der Flöttl, der Verzetnitsch und der gute ÖGB.

Stipe

Ich denke, du ziehst deine conclusio nicht korrekt, sondern relativ polemisch.

Auch der Vergleich mit einem von Teilen der Politik geförderten mutmaßlichen Wirtschaftsverbrecher wie Benko hinkt. Der Großteil der Unternehmer:innen verdient sicher meistens gut, zahlt aber halt auch entsprechend Steuern, und für alle außer Benko wurde noch kein europäischer Haftbefehl beantragt, so weit ich weiß.

Ich sage nur, was Sache ist: Überzogenen Lohnabschlüsse wie in den letzten Jahren schwächen den Wirtschaftsstandort und sind einer der Gründe der steigenden Arbeitslosigkeit und der Pleiten. Natürlich trifft das vor allem Branchen, die vorher schon ein Problem hatten, während in der IT die Lohnkosten recht locker an die Kunden weitergegeben werden. Im Möbelhandel mit Konkurrenten wie IKEA und Lutz, im allgemeinen Handel mit einem Konkurrenten wie Amazon, in der Kfz-Branche mit der Billigkonkurrenz aus Asien geht das halt nicht und dann sind ein paar Prozent der Grund für Abwanderung oder Investition am bestehenden Standort.

Deutschland hat das in Summe schlauer gemacht, die Ausnahme ist VW. Dort dürfen sie zwar niemanden kündigen und können in Wolfsburg keine Autos kostendeckend produzieren, fahren aber weiter flott auf die Wand zu. VW sollten wir uns aber bitte nicht zum Vorbild nehmen.