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Foto & Video => Qualitätsbilder => Thema gestartet von: flow am 20 11, 2024, 22:25

Titel: Görlitz | Teil 4: Touriprogramm und Züge schauen
Beitrag von: flow am 20 11, 2024, 22:25
Die meisten Touristen dürften ja nicht wegen der Straßenbahn nach Görlitz kommen sondern wegen der äußert gut erhaltenen Altstadt, die anders als viele andere in Deutschland, quasi unbeschadet den Zweiten Weltkrieg überstanden hat. Es war nun höchste Zeit, sich eben dieser Altstadt zuzuwenden. Vorbei am Dicken Turm gelangt man zum langgestreckten Obermarkt, der zusammen mit dem in seiner Verlängerung nach Osten gelegenen Untermarkt die zentrale Achse bildet. Ringsum finden sich zahlreiche sehenswerte Baudenkmäler aus Gotik, Renaissance und Barock. Etwas abseits des Untermarkts liegt hoch über der Neiße die Peterskirche. Von hier aus hat man einen sehr interessanten Blick hinüber in die ehemalige östliche Görlitzer Vorstadt, das heutige Zgorzelec. Hinter der verbliebenen historischen Uferbebauung bilden die hoch aufragenden Plattenbauten einen spannenden Kontrast.

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Die Brüderstraße verbindet Obermarkt und Untermarkt, wo sich das Rathaus mit dem hoch aufragenden Rathausturm befindet.


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Direkt am Untermarkt liegt auch der Schönhof, das älteste Renaissancegebäude der Stadt. Hier befindet sich das Schlesische Museum Görlitz.


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Blick zurück in die Brüderstraße.


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Die alte Ratsapotheke mit astronomischen Zeichnungen aus 1550 auf der Fassade.


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Die Südseite des Untermarkts mit dem Rathausturm.


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Einige der Häuser haben schöne Laubengänge.


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Das Rathaus auf der Nordseite des Platzes.


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Die Pfarrkiche St. Peter und Paul im letzten Abendlicht.


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Blick über die Neiße nach Zgorzelec.


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Stellvertretend für die vielen authentischen Gassen in der Altstadt der Vorplatz der Peterskirche.


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Die Dreiradenmühle auf der polnischen und die Vierradenmühle auf der deutschen Seite flankieren die Altstadtbrücke.


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Blick über die Holtherstraße, bemerkenswert auch das einsame Gebäude (https://polska-org.pl/10128412,foto.html) auf der Anhöhe jenseits der Grenze.


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Ohne die bunten Grenzmarkierungen würde man kaum auf die Idee kommen, dass man sich hier an einer Staatsgrenze befindet...


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...da ist der Hinweis auf Zigaretten auf dem Schmuckstück von Haus schon ein deutlicheres Indiz.


Seit 2004 gibt es mit der Altstadtbrücke wieder eine Verbindung aus dem Görlitzer Zentrum über die Neiße hinüber ins polnische Zgorzelec. Der Vorgängerbau wurde nach dem Krieg abgerissen und ein Grenzübertritt war nur über die weiter südlich gelegene Straßenbrücke möglich. Das heutige Zgorzelec hat als ehemaliger Stadtteil von Görlitz eine ganz eigene Anmutung, da ein klar definiertes Zentrum fehlt und im Gegensatz zu Görlitz ein wilder Mix von Altbau, wieder aufgebauten historischen Gebäuden und sozialistischer Architektur besteht und auch der Erhaltungszustand der Gebäude sich teilweise deutlich von jenen auf der anderen Seite der Grenze unterscheidet. Dennoch merkt man auch hier, dass mittlerweile viel Aufwand in die Sanierung fließt und gleichzeitig versucht wird, der Stadt neues Leben einzuhauchen. Die Lage an der Grenze ist da sicherlich Fluch und Segen zugleich. Um einen ersten Eindruck zu gewinnen ging es einmal entlang der Neiße zur nach dem polnischen Papst benannten zweiten Grenzbrücke über den der gesamte innerstädtische Autoverkehr fließt. Dort angekommen passte es von der Zeit gerade, den letzten Stadtbus des Tages zurück nach Görlitz zu nehmen um dort noch ein wenig am Bahnhof nach dem Rechten zu schauen. Auf der deutschen Seite wurden die ankommenden Autos recht genau kontrolliert und auch der Bus mit seinen Insassen wurde genau gemustert, musste aber seine Fahrt nicht unterbrechen. Eine etwas befremdliche Situation nachdem man an der Altstadtbrücke die innereuropäische Grenze wie gewohnt passieren konnte.


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Blick von der Altstadtbrücke auf die Peterskirche.


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Direkt am Ende der Altstadtbrücke auf polnischer Seite liegt der Plac Pocztowy, dessen Bebauung nach dem Krieg abgetragen und in den letzten Jahren originalgetreu wieder aufgebaut wurde.


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Hoffentlich bleibt das markante Gebäude am polnischen Ufer noch lange genau so erhalten.


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Wunderschöner Backsteinbau am Ufer der Neiße. In Berlin oder Hamburg wären hier wohl schon längst Lofts und ein Co-Working-Space untergebracht.


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Gehören für mich auch klassisch zu Osteuropa: Garagenreihen.


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Noch ein Blick auf Ost und West.


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Im Gründerzeitviertel von Zgorzelec.


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Bushaltestelle - Tankstelle - Grenzbrücke.


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GVB 5514 als letzte Fahrt der grenzüberschreitenden Linie A (Zgorzelec Centrum - Görlitz Landeskronsiedlung via Demianiplatz).


Zurück in der Görlitz war noch etwas Zeit und Kraft übrig, um dem Bahnhof einen Besuch abzustatten und dort den Betrieb zu beobachten. Die Glanzzeiten, als hier auf elektrifizierten Gleise schwere und lange Schnellzüge nach Schlesien Halt machten sind lange vorbei, Interregios fahren auch keine mehr, man muss sich mit verschiedensten Dieseltriebzügen begnügen. Trilex bedient RE1 und RB60 (Görlitz - Bischofswerda - Dresden) mit Desiros jeweils im Stundentakt während die ODEG auf der RB64 zwischen Görlitz und Hoyerswerda mit RegioShuttles im Zweistundentakt, auf der RB65 zwischen Cottbus, Görlitz und Zittau mit Desiros im Stundentakt unterwegs ist. Grenzüberschreitend gibt es einige nach Zgorzelec verlängerte RE1 sowie zweistündlich Verbindungen nach Jelenia Gora oder Swierdadow Zdroj von Koleje Dolnoslaskie sowie einzele Leistungen von Polregio nach Zielona Gora und Zagan. Richtige Fernzüge sind leider Fehlanzeige, einzig von Zgorzelec gibt es ein Zugpaar nach Warszawa, welches aber in den extremen Tagesrandzeiten unterwegs ist. Vielleicht tut sich hier aber etwas mit der kommenden Elektrifizierung über die Grenzbrücke bis in den Bahnhof Görlitz. In Richtung Dresden, Cottbus und Berlin wird man wohl noch länger auf echten Fernverkehr warten müssen.

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Kaum etwas deutet darauf hin, dass wir das Jahr 2024 schreiben. Selbst das Werbeplakat strahlt Retrovibes aus.


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Die Glaskobeln als Wartehäuschen haben es mir besonders angetan.


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Warten auf den Zug.


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Stillleben.


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642 809 ist nun abfahrbereit als RB60 76518 nach Dresden.


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Einfahrt von KD 60864 aus Swieradow Zdroj. Der Zug nach Dresden, der links im Bild gerade ausfährt wird fahrplanmäßig um zwei Minuten verpasst.


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SA135-009 von Koleje Dolnoslaskie macht eine Bahnsteigwende und fährt dann retour als KD 69884 nach Jelenia Gora.


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In der Zwischenzeit ist auch SA 137-008 als PR 76209 mit großer Verspätung aus Zielona Gora eingetroffen.


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Aufgrund der hohen Verspätung wird auch die Rückleistung, PR 67314 nach Zagan, verspätet abfahren. Am Nebengleis hat 650 647 als RB64 68865 aus Hoyerswerda seinen Endbahnhof erreicht.


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Die Windfänge der Stiegenabgänge verdienen auch Beachtung.


Anschließend ging es noch zu einer lokalen Kleinbrauerei für einen gemütlichen Abendausklang. Wie es im nächsten Teil weiter geht seht ihr dann im nächsten Teil.
Titel: Re: Görlitz | Teil 4: Touriprogramm und Züge schauen
Beitrag von: whz am 21 11, 2024, 10:28
Wirklich schöner und spannender Bericht, einige Fotos sind richtig großartig, du hast das Licht sehr stimmungsvoll eingefangen  :)  :)
Irgendwie mutet der Bahnhof von Görlitz seltsam an mit den kleinen Regiobahnen, keine Oberleitung, man merkt die Geschicht, die auch hier ihre Spuren hinterlassen hat. Görlitz hatte im Bahnnetz früher sicher eine andere größere Bedeutung, das sieht man schon an der schönen großen Bahnhofshalle.

Bitte noch mehr Bilder 
Titel: Re: Görlitz | Teil 4: Touriprogramm und Züge schauen
Beitrag von: 5047er am 25 11, 2024, 22:21
Dem muss ich mich anschließen, ein sehr feiner Bericht von einem Ort, wo die Zeit an einigen Ecken stehengeblieben zu sein scheint.