Der Tunnel lässt noch viele Fragen offenAm 28. März erfolgt in Deutschlandsberg der offizielle Start für die Arbeiten am Hauptbaulos der Koralmbahn. Was passiert nun konkret auf der Baustelle, welche Auswirkungen hat dies auf die Region?
Acht Fragen, acht Antworten. THOMAS WIESER
Mit der Koralmbahn geht ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung: die direkte Bahnverbindung zwischen Graz und Klagenfurt. Zudem soll damit dem Zentralraum Ungarn-Südösterreich-Norditalien mehr Bedeutung zugedacht werden.
1. An der Koralmbahn wird seit Jahren gearbeitet. Was geschieht am Montag, was sind die nächsten Schritte?
ANTWORT: Montag erfolgt auf der Baustelle im Leibenfeld der Start für die Arbeiten am Baulos KAT2. Dieses führt vom Leibenfeld durch den Koralmgebirgsstock in Richtung Kärnten und endet an der Landesgrenze. In den kommenden Jahren werden mit konventionellen Vortrieb zwei Röhren Richtung Kärnten und zwei Richtung Frauental getrieben.
2. Welche Firmen sind beschäftigt? Wie viele Arbeiter sind an Ort und Stelle? Wo werden diese untergebracht?
ANTWORT: Die Strabag und die Vorarlberger Firma Jäger-Bau haben ein Konsortium gebildet. Im Vollbetrieb werden bis zu 500 Personen (Arbeiter, Ingenieure) auf der Baustelle sein. Für die Beschäftigten wird ein eigenes Containerdorf errichtet. Etliche wohnen auch privat oder haben sogar ein Haus gekauft bzw. angemietet.
3. Profitiert die Region - abgesehen von der künftigen neuen Bahnverbindung - von der Großbaustelle?
ANTWORT: Laut Projektleiter Gerhard Harer betrug die Umwegrentabilität für die Region beim vergleichbaren Lötschberg- Tunnel in der Schweiz 14 bis 18 Prozent der Bauauftragssumme. Vor Ort sollen etliche regionale Unternehmen benötigt werden - Mechaniker, Elektriker, Bauunternehmer. Auch die Gastronomie soll profitieren.
4. Die Stadtgemeinde Deutschlandsberg musste Vorleistungen erbringen. Kassiert sie eine Kommunalsteuer?
ANTWORT: Die Stadt kaufte etwa zwölf Hektar Grund im Leibenfeld. Dafür gibt es einen Pachtzins. Für die Arbeiten fällt eine Kommunalsteuer an, Deutschlandsbergs Bürgermeister Josef Wallner rechnet mit einigen 100.000 Euro im Jahr.Wegen der Aufteilung unter den anrainenden Gemeinden läuft ein Verfahren beim Gemeindebund.
6. Müssen die Bewohnerder der Baustellen-Umgebung mit Einschränkungen und Belästigungen (Lärm,...) rechnen?
ANTWORT: Eine Lärmbelastung durch die Sprengung erwartet Bürgermeister Wallner nicht. Eine Erhöhung der Transportfahrten wird es geben. Harer rechnet mit einer Steigerung im einstelligen Prozentbereich. Das Gesteinsmaterial aus dem Berg soll direkt an der Bahntrasse eingesetzt bzw. mit Förderbänden zu Deponien gebracht werden.
6. In Summe fallen auf allen drei steirischen Baulosen 16 bis 17 Millionen Tonnen Gestein an? Wohin damit?
ANTWORT: In der Nähe des künftigen Tunnelportals in Frauental gibt es bereits die Deponie Grub. In Hollenegg werden drei weitere Deponien angelegt. Das Gestein aus dem Tunnel soll per Förderbändern dorthin gebracht werden. Gewisse Mengen werden auch per Bahn verführt. Das Gestein wird sortiert und teils weiter verwendet.
7. In der Nähe des künftigen Tunnelportals wird auch der Bahnhof Weststeiermark errichtet. Der aktuelle Stand?
ANTWORT: Der Bahnhof wird im Gemeindegebiet von Unterbergla- Groß St. Florian errichtet. Derzeit läuft laut Harer das Ansuchen für die Detailbaugenehmigung. Baustart wird erst in zwei, drei Jahren sein. Der neue Verkehrsknotenpunkt soll bis zum Jahr 2019, wenn die Gleise bis zum Tunnelportal Frauental reichen, fertig sein.
8. Wie viel Geld fließt in das aktuelle Baulos? Bis wann ist eine Fahrt durch den Koralmtunnel tatsächlich möglich?
ANTWORT: Das Baulos 2 kostet laut Harer rund 500 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2019 soll der Tunnelrohbau fertig sein. In Folge wird die eisenbahntechnische Ausrüstung (Gleise, Elektro,...) montiert. Ab dem Jahr 2022 sollen dann die Züge zwischen Graz und Klagenfurt durch den 32,9 Kilometer langen Koralmtunnel fahren.
WichtigFür Bürgermeister Josef Wallner ist spätestens jetzt - mit den Arbeiten am Hauptbaulos - der Koralmtunnel "irreversibel": Am Montag beginnen im Leibenfeld nach Jahren der Erkundungen und Vorleistungen offiziell die Arbeiten am Baulos 2 zwischen Deutschlandsberg und der steirisch-kärntner Landesgrenze (siehe folgende Seiten). Zuvor wird es noch einen Auftrieb an Politikern und wichtigen Leuten geben: Diese reisen aus Deutschlandsberg genauso an wie aus Graz und Wien. Sogar EU-Verkehrskommissar Kallas schickt eine Mitarbeiterin.
Man darf annehmen, dass kaum jemand bis gar keiner der Würdenträger per Bahn anreisen wird. Aber das nur am Rande.
Wichtiger ist, dass die Arbeiten am Tunnel schnell vorangehen. Und vor allem, dass es keine Unfälle an der Baustelle gibt.
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Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/deutschlandsberg/wettmannstaetten/2709147/tunnel-laesst-noch-viele-fragen-offen.story