Die Angst der Autofahrer vor dem FahrverbotGraz will im Frühjahr eine Umweltzone einführen und alte Autos aus dem Stadtverkehr ziehen. Rund 263.000 Besitzer von Diesel-Pkw, die älter als vier Jahre alt sind, könnten betroffen sein.
Für rund 263.000 steirische Dieselfahrzeuge, die vor dem Jahr 2005 zugelassen wurden, dürfte es im Laufe der kommenden Jahre ein Fahrverbot in Graz geben
Für rund 263.000 steirische Dieselfahrzeuge, die vor dem Jahr 2005 zugelassen wurden, dürfte es im Laufe der kommenden Jahre ein Fahrverbot in Graz geben
Tröpferlweise sickert durch, was derzeit heftig hinter verschlossenen Türen diskutiert wird: Die Umweltzonen nach deutschem Vorbild werden in Graz zur Geltung kommen. Die Frage ist nur, ob es sich bereits für 2010 ausgeht. Eines scheint jedenfalls festzustehen: Für rund 263.000 steirische Dieselfahrzeuge, die vor dem Jahr 2005 zugelassen wurden, dürfte es im Laufe der kommenden Jahre ein Fahrverbot in Graz geben.
Der Grazer Kleine Zeitung-Leser Martin Gruber fährt einen 21 Jahre alten Mercedes-Diesel und fürchtet, sein Auto jetzt weggeben zu müssen. "Dafür müsste ich mich verschulden und hätte ein Auto, das ich nicht mehr selber reparieren kann."
Darüber, wie die Regelung für Graz im Detail aussehen wird, brüten noch die Beamten. Gerhard Semmelrock von der Fachabteilung 17c lässt aber durchblicken: "Es läuft auf eine Lösung wie in Hannover hinaus. Das heißt: Die Fahrzeuge werden nach Schadstoff-Klassen eingeteilt und ihnen wird nach und nach der Zugang in die Landeshauptstadt verwehrt." (siehe Infobox)
Während also hinter verschlossenen Türen verhandelt wird, wird die Unruhe unter den Autofahrern immer größer. Franz Ligg, technischer Berater des ÖAMTC: "Alle, die ältere Fahrzeuge haben, haben nun Angst davor, ihr Fahrzeug verkaufen zu müssen, aber keinen Käufer zu finden. Denn wer will schon ein Auto, mit dem man bald nicht mehr fahren darf?" Doch echte Antworten kann der ÖAMTC den besorgten Menschen nicht bieten: "Wir können den Leuten nichts sagen, denn keiner weiß etwas. Es gibt keine Vorgaben, keine konkreten Aussagen. Seit Monaten kursieren nur Gerüchte. Die Leute tun mir leid."
Auch beim Arbö zeigt man sich verärgert und kündigt bereits jetzt Proteste an, sollte man die Autofahrer in die Enge treiben. "Wir bekommen laufend Anrufe wegen der Umweltzonen und werden Listen auflegen, sobald diese Idee durch ist. Es geht ja schließlich um Pendler. Wie kommen die zur Arbeit? Was ist, wenn sich ein Familienvater nicht leisten kann, sein Auto zu verkaufen und sich ein neues zuzulegen? Das zieht einen Rattenschwanz von Problemen nach sich", poltert Arbö-Cheftechniker, Günter Weisz.
THEMA-TEAM: GÜNTER PILCH, ROBERT PREIS
Die Zone im DetailWenn die Umweltzone für Graz im Frühjahr startet, wäre folgendes Modell realistisch:
Die Autos bekommen je nach Abgasklassen Aufkleber:
Roter Aufkleber: Dieselfahrzeuge der Klasse Euro 2 (etwa ab Baujahr 1996); Fahrverbot ab 2011.
Gelber Aufkleber: Diesel der Klasse Euro 3 (ab Bj 2000); Fahrverbot ab 2012.
Grüner Aufkleber: Diesel der Klasse Euro 4 (ab Bj 2005) und alle Benziner mit Katalysator; keine Fahrverbote
Kein Aufkleber für Benziner ohne Kat und ältere Diesel. Für sie gelten die Fahrverbote sofort ab Einführung der Umweltzone.
Der Fahrplan
Ursprünglich wollten Umweltlandesrat Manfred Wegscheider (SPÖ) und die Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) die Umweltzone schon heuer verwirklichen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Novelle des Immissionsschutzgesetzes Luft (IG-L), die Umweltmininster Niki Berlakovich im Herbst vorlegen will.
Ist die Novelle da, muss sie das Land in eine eigene Verordnung gießen. Passiert das nach Zeitplan, kann die Umweltzone im Frühjahr starten.
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/allgemein/automotor/2085786/angst-lenker-vor-dem-fahrverbot.story