Architekten pilgern schon in Regierungsbüros, um sich die Räume anzusehen. Bürgermeister Nagl bestätigt: "An der Rathaus-Rückseite wollen wir die Landhausgasse mit Handel beleben." SP-Chef Riedler übt Kritik.
Das Rathaus ist Objekt der Begierde für Handelsgiganten. Wie die Kleine Zeitung schon im April 2007 exklusiv berichtet hat, zeigt C&A massives Interesse daran, ins Stadtregierungsgebäude einzuziehen. Da ist es mit dem Kids-Store, der in den ehemaligen Räumen des Heimatwerks in der Herrengasse am Montag aufsperrt, nicht getan. Das Rathaus soll an der Rückseite in der Landhausgasse zum Shopping-Center werden.
Die Pläne werden immer konkreter. So hat sich dieser Tage ein Architekt angekündigt, um Regierungsbüros im ersten Stock zu besichtigen. Das bestätigt SPÖ-Kulturstadtrat Wolfgang Riedler: "Ja, ein Planer von C&A hat um einen Termin gebeten."
Fußgängerzone erweitern. ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl verhehlt nicht: "Wir wollen die Gasse durch Handelsflächen beleben. Es sollen auf drei Etagen - vom Keller bis zum ersten Stock - Geschäfte einziehen. Damit reagieren wir auf die Attraktivierung des Viertels durch den Joanneum-Museumsquadranten und die geplante Verbauung des Andreas-Hofer-Platzes. Neben C&A sollen auch kleinere Geschäfte einziehen. Wir wollen die Fußgängerzone dann Richtung Andreas-Hofer-Platz erweitern."
Umsiedelung. Den Stein ins Rollen gebracht hat Immobilien-Entwickler Manfred Herzl vom Stiefelkönig-Clan. Dass es zuletzt ruhiger darum wurde, heißt aber nicht, dass nichts daraus wird. Das Heimatwerk hat ja bereits Platz für C&A gemacht, die Stadt würde im Parterre das Bürgerbüro und die Posteinlaufstelle des Magistrats absiedeln und auch die Steiermärkische Bank ist laut Nagl bereit, ihre rückseitigen Räume im Rathaus zu räumen.
Nutzung. Der Keller gestaltet sich zwar planerisch schwierig, soll aber voll genutzt werden und im ersten Stock müssten neben Riedler noch der FPÖ-Klub sowie die Stadträtinnen Eva Maria Fluch (VP) und Susanne Winter (FP) das Feld räumen. Genaue Umzugspläne liegen dafür noch nicht vor. Die gewünschte Eröffnung der Einkaufsmeile Landhausgasse ist aber fürs Jahr 2011 angedacht, wenn auch das Joanneumsviertel umgebaut ist.
Adaptierung der Räume. SP-Stadtrat Riedler steht den Plänen kritisch gegenüber: "Nagl kann ja nicht überfallsartig aus dem Rathaus ein Kaufhaus machen." C&A hatte mit dem damals noch als Liegenschaftsstadtrat zuständigen Riedler schon 2007 verhandelt. Er stand aber auf der Bremse: "Damals hieß es, man wolle 30 Euro pro Quadratmeter zahlen, aber die Stadt müsse die Adaptierung der Räume vornehmen. Das wäre undenkbar!" Jetzt kann sich Riedler eine Zustimmung nur unter einer Bedingung vorstellen: "Die Stadt müsste inklusive notwendiger Neuanmietungen für Verwaltungs- und Regierungsbüros hier ein Geschäft machen. Sonst muss sie die Finger davon lassen!"
BERND HECKE
Quelle:
www.kleine.at 28.08.08
Heftiger Protest gegen die Kaufhauspläne
C&A will einen Flagship-Store.
Die Architekten der Modekette C&A stellen sich in den Stadtregierungsbüros schon um Termine an, um sich die Räume anzusehen. Der Handelsriese liebäugelt mit dem Einzug ins Regierungsgebäude und will sich an der Rückseite des Rathauses im großen Stil einmieten. Die Pläne, die die Kleine Zeitung gestern - von Bürgermeister Siegfried Nagl bestätigt - exklusiv berichtet hat, sorgen für erbitterten Widerstand der übrigen Parteien.
Kritik. Allen voran rückt die KPÖ aus, den Einzug des Kommerz zu stoppen. Klubchefin Ina Bergmann: "Alle vorliegenden Informationen drängen uns ein Nein zu diesem Projekt förmlich auf. Die Stadt ist keine Dienstleisterin von Handelsketten und Projektentwicklern, sondern sollte sich besser überlegen, wie sie Bürgerservice im Rathaus besser organisieren kann."
"Bürger durch Graz jagen." Ins selbe Horn stößt BZÖ-Gemeinderat Gerald Grosz: "Nagl will wohl alles verkaufen. Aber nicht mit uns. Sollen Bürger mit ihren Anliegen künftig durch ganz Graz gejagt werden, nur damit ein Shoppingcenter im Rathaus entstehen kann. Für ausquartierte Beamte und Politiker muss die Stadt dann teuer neue Räumlichkeiten organisieren."
Pläne. Die Grünen wollen erst einmal über die genauen Pläne informiert werden, können sich Handelsflächen im Parterre vorstellen, aber kein Einkaufscenter über drei Etagen. Auch der Projektentwickler, der hinter der Vision von der belebten Landhausgasse steht, Manfred Herzl aus dem einstigen Stiefelkönig-Clan, meldete sich am Freitag zu Wort und beschwichtigte: Es handle sich rechtlich und flächenmäßig nicht um ein Einkaufscenter. Was C&A ausgehend vom Kids-Store im Rathaus plant: Einen Flagship-Store, möglicherweise über drei Etagen. Herzl will die Frequenz der Herren- in die Landhausgasse weiterziehen, um gegen eine Verödung in der Innenstadt anzukämpfen.
BERND HECKE
Quelle:
www.kleine.at 30.08.08
Mag sein, dass das mit Finanzmaroden Stadt zu tun hat, jedoch finde ich die Einbindung eines Einkaufcenters in ein öffentliches Gebäude sehr stilvoll, solange man nicht die Fassade und das ganze drum und dran großzügig verändert. Die (Innen)Stadt muss sowieso handeln, wenn sie anderen EKZ den Kampf ansagen will.