Wie immer ein gut ausgereiftes FAHRGAST-Konzept - die Möglichkeit der Umsetzung des 4-Stunden-REX-Taktes Graz - Linz mit guten Übergängen in Linz scheint ja wirklich greifbar ...
Prinzipiell ein gute Idee, wobei in manchen Ansätzen sehr gewagt, was die Chancen auf eine tatsächliche Umsetzung meiner Meinung nach nicht gerade erhöht. Vor allem die Quasi-Zerstörung des klassischen Regionalverkehrs am Schoberpass durch die alternierende Bedienung der Halte halte ich für diskussionswürdig. Ist es wirklich erstrebenswert, dann nicht mehr direkt von [Hausnummer] Wald nach Gaishorn fahren zu können?
Ausgereift ist es meiner Meinung nach aus folgenden Gründen nicht:
Phase 1:
Wesentlich ist, dass der Halt in Selzthal (Einsatz von Wendezügen) auf vier Minuten gekürzt wird.
Eine sehr optimistische Annahme. 4-Minuten-Wenden sind derzeit seitens der INFRA nur für Züge der S45 in Wien Hütteldorf zugelassen, weil es dort nicht anders möglich ist und nur Einfachtriebwagen fahren (Durchgang des Tfzf im Fahrzeug möglich). Die Einfürhung des TIM (ektronischer Buchfahrplan) erschweren dieses Vorhaben außerdem. Mir ist bekannt, dass es solche Kurzwenden in Selzthal auch zu Zeiten des Nat 91 gegeben hat, allerdings ist die Frage, ob man sich dieses verspätungssensible Vorgehen unter erhöhtem Personalaufwand heute noch leisten will/kann.
Der Intercity Graz-Salzburg behält seine bestehende Fahrzeit bei, verkehrt aber zwischen Selzthal und Bischofshofen um drei Minuten später, weshalb die Zugkreuzung von Haus nach Gröbming verschoben wird.
An dieser Annahme spießt sich das ganze Vorhaben. Durch Verschieben um nur 3 Minuten, kann noch lang keine Kreuzung in Gröbming erreicht werden, das müssten schon ca. 6 sein. Dadurch geht aber der Fernverkehrsanschluss in Bischofshofen verloren und ebenso verkürzt sich die dortige Wendezeit dramatisch. Auch die Anschlüsse zur Salzkammergutbahn sind davon betroffen, was aber noch das geringste Problem ist.
Phase 2:
Ob die durch die erhöhte Seitenbeschleunigung erreichte Fahrzeitverkürzungen realistisch sind, kann ich auf die Schnelle nicht beurteilen. Ich bezweifle, dass das Fahren mit erhöhter Seitenbeschleunigung ohne Maßnahmen an der Infrastruktur (z.B.: Versetzung von Vorsignalen bzw. ETCS, ev. Einbau des "Wiener-Bogens" zur Schonung der Strecke...) durchgeführt werden kann.
Stein a. d. Enns ist schon lange kein Bahnhof mit Kreuzungsmöglichkeit mehr (dort liegt bestenfalls ein Stutzgleis irgendwo in der Botanik), der müsste erst wieder komplett neu errichtet werden. Erneut eine nicht unwesentliche Änderung der Anschlusssituation in Stainach-Irdning (hier wirds schön langsam schwierig den Knoten Attnang-Puchheim und den Anschluss in Stainach zu gewährleisten).
Diese beiden Punkte widersprechen sich grundlegend mit der Anforderung "bestehende Infrastruktur".
Die Durchführung der Phase 3 (2019 ist hier etwas sehr optimistisch) liegt meiner Ansicht nach schon zu nah am Eröffnungstermin der Koralmbahn, wo sich vor dann die Fahrplan-voraussetzungen für den FV Graz-Salzburg/Innsbruck grundlegend ändern und der Fernverkehr im Ennstal schwer in Frage zu stellen ist. Ein ausgeklügelter Interregioverkehr dort wäre zwar dann erst recht wünschenswert, hat aber nicht mehr primär die Funktion der Verknüpfung der beiden Landeshauptstädte (das erfüllt KAB und Tauernbahn) und ist somit eher von regionaler Bedeutung. Ähnlich schauts durch Semmeringtunnel und Hauptbahnhof Wien mit der Relation Graz-Linz aus.
Kurzfristig wäre aus meiner Sicht folgendes Szenario wünschens- bzw. erstrebenswert:
- Entfall des Aufenthalts in Leoben (die dadurch entstehende ca. 10-Minütige Beschleunigung ist für nächstes Jahr angekündigt)
- Umsteigeverbindung Graz-Murtal über Bruck
- Beschleunigung der Züge Graz - Wien (Aufweitung Knoten Bruck), was nicht nur dem Knoten Graz (min. 30) gut tut, sondern auch die Wartezeiten der Relation Graz-Murtal in Bruck verkürzt
- Zugtrennung/Vereinigung in Selzthal und somit wieder Direktverbindungen nach Linz (mit den derzeitigen FV-Wendezügen (IC´s) kein Problem); Selzthal-Linz wie gehabt als REX
- ev. wieder 2-3 zusätzliche, schnellere Direktzüge Graz-Linz, zeitnah zu den nicht teilbaren (DB) EC-Garnituren (Früh-, Spät-, und Mittagsverbindung), Taktlage etwa wie 2010