Kreisverkehr Sonnenfelsplatz: Gleiches Recht für alle
Sonnenfelsplatz wird komplett umgekrempelt: Alle Verkehrsteilnehmer sind dort künftig gleichberechtigt - und kommen völlig ohne Tafeln aus.
Man stelle sich vor, es gibt einen öffentlichen Platz samt Kreisverkehr, aber ohne jede Tafel und Bodenmarkierung. Und trotzdem sind dort so mir nichts, dir nichts Autolenker wie Radler und Fußgänger unterwegs - weil man aufeinander Rücksicht nimmt.
Noch vor Kurzem mag so eine Idee manchen Zeigefinger in Richtung Stirn geführt haben - doch schon am Freitag wird genau das in Graz Realität. Oder zumindest bald: Denn der Sonnenfelsplatz in der Nähe der Karl-Franzens-Uni wird nach einer kompletten Neugestaltung zu einer Fläche, auf der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind.
"In einer ersten Phase werden wir auf diesem Platz tatsächlich ohne Verkehrstafeln und Bodenmarkierungen auskommen", verrät Thomas Fischer, Projektleiter bei der Stadtbaudirektion. Anschließend werden die geplanten Evaluierungen zeigen, "ob wir doch noch nachbessern müssen".
Dieses für Graz revolutionäre Konzept bringe mehrere Vorteile mit sich: Erstens würden "Shared Space"-Beispiele in den Niederlanden zeigen, dass die Geschwindigkeit sinkt und dafür - ob der nötigen Rücksichtnahme - die Sicherheit im Verkehr steigt. "Und außerdem wird der Sonnenfelsplatz, der ja nach einer Sanierung schreit, aufgewertet."
Rücksichtnahme ist auch bei Details zur Neugestaltung angesagt: Denn versuchsweise können bei diesem "Zeit für Graz"-Projekt interessierte Bürger ihre Wünsche und Ideen einbringen - so auch am Donnerstag im Caffe per te (Leechgasse 30, 19 Uhr). "Uns war es auch wichtig, dass Vertreter von behinderten Menschen und Blindenverbände mitgestalten", betont Verkehrsreferentin Lisa Rücker (Grüne).
Bereits am Samstag wird der Entwurf für den neuen Sonnenfelsplatz präsentiert (wieder um 19 Uhr im Caffe per te) - und frühestens dann ist auch klar, was das Ganze kosten wird. Geht alles glatt, wird das Konzept bis Herbst 2010 realisiert.
MICHAEL SARIA
Warme Eislutscher
Schnapsidee oder Tagträumerei: Zwischen diesen beiden Reaktionsmustern können in der Regel all jene wählen, die in Gesprächen das Konzept des "Shared Space" vorstellen. Ein Platz mit Autolenkern, Radfahrern und Fußgängern, dafür aber ohne Tafeln und Bodenmarkierungen - das klingt für viele nach wie vor nach warmen Eislutschern.
Genau dieses Konzept, bei dem die Rücksichtnahme auf den anderen Vorfahrt hat, soll nun aber mitten in Graz verwirklicht werden. Weil es angeblich die Geschwindigkeit im Alltagsverkehr, der ohnehin oft genug übers Ziel hinausschießt, reduziert. Weil die Sicherheit auf der Straße steigt. Und weil genau dies in anderen Ländern angeblich bestens funktioniert.
Es ist daher auch in Graz einen Versuch wert. Warme Eislutscher werden in dieser Stadt ohnehin viel zu selten aufgetischt.
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Michael Saria
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2214998/gleiches-recht-fuer-alle.story
Rücksicht im Straßenverkehr? In Graz?
Na das kann ja heiter werden. Unsere Rechtsanwälte werden sich freuen...
GLG
G111