GVB-"Streik": Umsteigen auf Alternativen funktionierteGVB bediente ihre Linien am Donnerstag von 8.00 bis 12:30 Uhr nicht. Laut Stadtleitzentrale kam es zu keinen nennenswerten Verzögerungen. Viele seien dann auf Taxi oder Fahrrad umgestiegen.
In Graz standen Öffis heute still
Eine Betriebsversammlung mit Störcharakter der rund 1500 Beschäftigten des kommunalen Dienstleisters Graz AG hat am Donnerstag vormittag vor allem den öffentlichen Verkehr in der steirischen Landeshauptstadt fast völlig zum Erliegen gebracht. Der Schienenersatzverkehr mit privaten Bussen konnte nur eine Notversorgung aufrechterhalten.
Keine Staus
Laut der Verkehrsleitzentrale Graz kam es kaum zu Staus oder nennenswerten Verzögerungen. Einzig am Glacis staute es sich kurzfristig. Da keine Straßenbahnen fuhren, kam es für Autofahrer zu längeren und häufigeren Grünphasen an den Ampeln. Dadurch wurde der Verkehr flüssig gehalten. Ein vermehrtes Verlkehrsaufkommen sei laut Verkehsleitstelle nicht erkennbar gewesen.
Lediglich auf den Straßenbahnlinien wurde ein Schienenersatzverkehr mit privaten Bussen geführt, das gesamt Busnetz war zwischen 8.00 und 12.30 Uhr lahmgelegt. Bei der Verkehrsleitzentrale der Polizei wurde lediglich ein "leicht verstärkter Verkehr" beobachtet. Der Umstand, dass die Frühspitze mit Pendler- und Schülerverkehr von den Grazer Verkehrsbetrieben noch abgewickelt worden war, habe die Situation entschärft. Viele seien dann auf Taxi oder Fahrrad umgestiegen oder zu Fuß gegangen, weil auch das Wetter schön war, meinte ein Sprecher.
Auch andere Dienstleistungen der Graz AG wie etwa das Recyclingcenter der AEVG in der Sturzgasse oder das Informationscenter für Strom-, Gas- und Fernwärmekunden am Andreas-Hofer-Platz wurden für die Zeit der Betriebsversammlung ausgesetzt. Not- und Entstördienste arbeiteten normal, auch die Restmüllabfuhr durch die Wirtschaftsbetriebe war nicht betroffen.
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Grund für die gewerkschaftlichen Protestmaßnahme war die von der schwarz-grünen Stadtregierung geplante Umgründung der Graz AG in eine GmbH unter einem gemeinsamen Dach mit allen Stadtunternehmungen aus Effizienz- und Steuerungsgründen. Die Mitarbeiter befürchten dadurch Verschlechterungen etwa durch Vertragsänderungen oder Personaleinsparungen durch die Zusammenlegung von Abteilungen.
Betriebsversammlung
Betriebsratschef Horst Schachner, der auch steirischer ÖGB-Vorsitzender ist, holte sich bei der Versammlung das Mandat für weitere gewerkschaftliche Maßnahmen. Dem Eigentümer will man bis zur geplanten Beschlussfassung im Gemeinderat kommenden Montag (14.12.) die Zusage abringen, dass es zu keinen Änderungen bestehender Verträge oder des KV kommt und die Mitsprache in der neuen Gesellschaft garantiert wird. Von einer Verhinderung der Umgründung war nicht mehr die Rede.
Die KPÖ gaben ebenso wie die Uni-Besetzer eine Solidaritätsadresse ab. Das BZÖ ortete die Ursache für die Proteste in der "jahrelangen Verpolitisierung des Unternehmens und Postenschacher".
Grund für StreikSchwarz-Grün plant eine Strukturreform des Magistrats. Grundidee: Beim Magistrat selbst verbleibt nur noch die Hoheitsverwaltung, der Rest - Müllabfuhr, Straßenreinigung, Parkpflege etc. - wird an die Graz AG übertragen.
Aus dieser Graz AG wird eine GmbH, um den politischen Durchgriff zu erhöhen
Rot sehenAlle Räder stehen bei Bus und Bim still, wenn der Arm der Gewerkschafter es will. Das ist heute das Motto. Zwischen 8 und 13 Uhr bedient die GVB-Belegschaft die Linien nicht. Nur einen zugekauften Schienenersatzverkehr gibt es.
Kein Grund, rot zu sehen. Es ist das gute Recht von Betriebsräten, Bedienstete zu versammeln, um sie über Umwälzungen zu informieren, die die Verwaltungsreform für jeden Einzelnen mit sich bringt. Und heute wird das mit Augenmaß erledigt, fahren die GVB doch zur Frühspitze noch. Ein ähnlicher Warnstreik 2002 zeigte, dass der totale Kollaps dadurch ausbleiben dürfte.
Sollte die Belegschaft heute aber für einen Streik stimmen und die Stadt noch öfter lahm legen, käme sie in der öffentlichen Debatte wohl selbst unter die Räder. Denn dann fährt ihr Zug Richtung Privilegienritter-Image. Und das lässt Bürger rot sehen.
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Bernd Hecke
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