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Thema: InterRail Februar 2011 | Palermo und Cefalù | Teil 3, 36 Bilder (2099-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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InterRail Februar 2011 | Palermo und Cefalù | Teil 3, 36 Bilder
Es geht wieder weiter...

Am nächsten Tag muss ich schon früh raus, der IC nach Palermo fährt um kurz nach halb acht. Mit genügend Proviant habe ich mich schon am Vorabend versorgt, da der Supermarkt im Bahnhof erst um acht Uhr aufsperrt. Nach dem Frühstück begebe ich mich auf den Bahnsteig, wo der IC nach Palermo und Siracusa schon bereitsteht, bespannt mit einer E402A, die mir persönlich um einiges besser gefallen als die E402B mit ihren hochgezogen Nasen:



Ist man mit InterRail unterwegs, ist ein IC nicht reservierungspflichtig. Für eine längere Strecke ist es allerdings durchaus empfehlenswert, die drei Euro in einen sicheren Sitzplatz zu investieren. Schließlich sind reservierte Plätze nicht ausgeschildert und ich hätte keine Lust, im Falle des Falles mit Sack und Pack einen neuen Platz zu suchen. Meine Reservierung habe ich auch ganz problemlos am Schalter in Roma Termini bekommen, alternativ hätte es auch noch eine größere Anzahl an Automaten gegeben.
Nun suche ich jedenfalls mein Abteil, und schaue nicht schlecht, als es bereits zu 5/6 besetzt ist. So habe ich mir die Fahrt Richtung Napoli eigentlich nicht vorgestellt, aber was soll man machen. Ab Aversa bin ich dann wieder alleine, kann das allerdings nicht lange genießen. Langsam rollen wir in den Hauptbahnhof von Neapel, es steigen viele neue Fahrgäste. Ein Ehepaar mit zahllosen Taschen, Koffern und Sackerl gesellt sich zu mir, offensichtlich haben sie einige Tage bei Freunden oder Verwandten gemacht und sind nun auf dem Heimweg. Sie sprechen einen ungewöhnlich anmutenden Dialekt, mein Verdacht, dass sie bis nach Palermo mit mir fahren, bestätigt sich später. Nach dem Stürzen in Neapel zeigt mein Fensterplatz nach Osten, schade denke ich mir zunächst. Bald beginnt aber die Frau am Nebenplatz zu telefonieren, sie scheint sehr mitteilungsbedürftig zu sein. Als sich ihr Mann dann auch noch schlafen legt und sogleich zu Schnarchen beginnt, flüchte ich erstmal auf den Gang und blicke hinaus aufs Meer, das über weite Strecken sehr nahe an den Gleisen ist. In Lamezia Terme schließlich steigt eine ganz in Schwarz gewandete Dame zu, die in unserem Abteil den zweiten Fensterplatz reserviert zu haben scheint und nun lautstark vom Ehepaar einfordert, die sich dort auch breitgemacht haben. Die restliche Fahrt bis Palermo wird von ständigen gegenseitigen Sticheleien geprägt sein. Immerhin wird nicht mehr geschnarcht.
In Villa San Giovanni wird unser Zug dann routiniert auf die wartende Fähre verfrachtet. Während der etwa einstündigen Überfahrt kann man die Wagons verlassen und sich frei im Schiff bewegen.

Blick von der Fähre auf die weitläufigen Gleisanlagen in Villa SG:



Sizilien...ich bin schon gespannt, was mich dort erwartet...



IC 724 Siracusa/Palermo - Roma verlässt im Hintergrund Villa SG:



Letzter Blick zurück aufs Festland:



Auf der Fähre:



In Messina werden die beiden Zugteile schon getrennt voneinander am Bahnhof bereitgestellt, der Zoll ist auch da, wir müssen unser Abteil verlassen, scheinbar hat der stattliche Schäferhund etwas gewittert? Es passiert jedenfalls nichts weiter, mit ein paar Minuten Verspätung verlassen wir schließlich Messina und machen uns auf entlang der Nordküste gen Westen.
Die erste Stunde oder so geht es flott auf aufwändig ausgebauter Strecke dahin. Dann wird es wieder eingleisig und wir fahren recht gemächlich dem Sonnenuntergang entgegen. Auf der eingleisigen Strecke haben wir teils längere Kreuzungsaufenthalte wegen verspäteter Gegenzüge, im Endeffekt ist unser Zug knapp 20 Minuten verspätet, was die einzige Verspätung der ganzen Reise bleiben sollte. Gegen acht Uhr am Abend erreichen wir schließlich Palermo, es ist mittlerweile schon finster, aber noch angenehm warm. Ein wenig verloren komme ich mir in der neuen Stadt vor, deshalb orientiere ich mich kurz und mache mich dann auf Richtung Innenstadt. Schon in Rom habe ich mir das Hostel herausgesucht, und mir eingeprägt, wo ich denn hingehen muss. Vom Bahnhof aus gibt es zwei Einbahnstraßen, die eine zur, die andere von der Innenstadt. Ich muss die Via Maqueda entlang und irgendwann links in die Via dei Candelai abbiegen. Leider bedenke ich nicht, dass die Querstraßen links und rechts andere Namen haben, und so verpasse ich die richtige Straße. Unbeeindruckt marschiere ich vollbepackt weiter, finde aber ,,meine" Straße nicht. Schließlich beschließe ich, nur mehr bis zum nächsten Platz zu gehen, wo es schon merkbar düsterer wird, und wenn dort jemanden nach dem Weg zu fragen. Es hat noch ein Blumenstand offen, wo ich mit meinem kümmerlichen italienisch nach Via Candelai, Hotel Firenze frage. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch mit den zwei Verkäufern, die wohl aus Nordafrika stammen. Einer der beiden hat sogar ein paar Jahre in Wien gearbeitet (,,Kennst du Kaisermühlen?") und beide versuchen, mit möglichst gut den richtigen Weg zu beschreiben. Nachdem ich den Großteil des Weges wieder zurück marschiert bin, komme ich endlich beim Hotel Firenze an. Ein altes Palazzo, in einer Partymeile gelegen, die Lokale nebenan beschallen die ganze Nachbarschaft. Das Hotel hat den altmodischen Charme einer heruntergekommenen Jugendherberge, aber ich bin froh, ein Dach über dem Kopf zu haben und lege mich bald schlafen.

Am nächsten Morgen erkunde ich erstmal die verwinkelte Anlage und entdecke eine Dachterasse im vierten Stock, von der man einen recht netten Blick über das Viertel ,,Il Capo" hat:



Anschließend mache ich mich auf, um die Stadt zu erkunden. Einen ersten Stopp mache ich in Santa Maria dell'Ammiraglio oder La Martorana. Beeindruckend sind hier vor allem die Mosaiken byzantinischen Ursprungs:





Gleich nebenan befindet sich San Cataldo, ein weiteres Beispiel des für Sizilien typischen arabisch-normannischen Stils:



Ein paar Schritte weiter steht man dann vor dem mächtigen Bau des Teatro Massimo, der Oper von Palermo. Jahrelang verwahrlost, wurde es schließlich renoviert und 1997 wiedereröffnet. Mit 3200 Plätzen ist das Haus die größte Oper Italiens und auf dem dritten Platz in Europa.



Im Anschluss will ich die normannischen Schlösser La Cuba und La Zisa besuchen, doch sind diese just an diesem Tag nachmittags nicht zugänglich. Unverrichteter Dinge muss ich also umkehren und erkunde stattdessen ein paar Seitengassen rund um mein Hostel. Sehr urtümlich ist es hier noch, gepflasterte enge Straßen, auf den Balkonen hängt Wäsche, man unterhält sich von Fenster zu Fenster und an jeder Ecke befinden sich kleine Werkstätten, Tischler, Geschäfte.



Nach einer kleinen Runde am Hafen gibt es für mich im Hostel ein kleine Stärkung Auf dem Weg dorthin zeigt sich die Via Maqueda einmal von ihrer ruhigen Seite:



Abends beschließe ich, einen Abstecher zum Bahnhof zu machen. ALe 501 Minuetto besorgen ein Großteil der Regionalverbindungen auf den elektrifizierten Strecken rund um Palermo. Dieser Triebwagen besorgt als RV 3844 eine schnelle Verbindung bis nach Messina:



ALe 582 wartet auf neue Einsätze:



E 633 075 kommt mit knapp zwanzig Minuten Verspätung mit dem E 1943 aus Torino Porta Nuova an, planmäßige Fahrzeit dieses Zuges ist 20h50:



Das war auch schon mein erster Tag in Palermo, im Anschluss suche ich mir noch ein kleines  Ristorante fürs Abendessen und  recherchiere noch ein wenig für den morgigen Ausflug ins schöne Cefalù.

Am nächsten Morgen besorge ich mir beim Automaten um fünf Euro eine einfache Karte nach Cefalù, das funktioniert wunderbar. Diese Karten muss man dann noch vor Abfahrt an einem Automaten am Bahnsteig entwerten. Die Fahrt mit einem Minuetto ist angenehm und vergeht rasch, nach etwa einer Stunde komme ich in Cefalù an. Touristenfreundlich ist am Bahnhofsvorplatz eine große Übersichtskarte, die sogleich abfotografiert wird. Mein erstes Ziel ist sogleich der Rocca der Cefalù, 270m hoch prägt er das Bild der kleinen Stadt, die sich zwischen Meer und Fels hingezwängt hat. In der Saison wimmelt es hier wohl von Touristen, nun im Februar bin ich weitgehend alleine unterwegs.
Früher bestand eine Festung hoch oben am Felsen, von der aber heute nur mehr einige Ruinen zu erahnen sind. Auch beim Weg bergan sind noch Teile der Befestigungsanlagen zu erkennen:



Määh!



Von oben ergeben sich dann zahlreiche Ausblicke auf den Ort mit seiner imposanten normannischen Kathedrale:



Trittsicherheit ist hier von Vorteil:



An der Ostseite des Felsen kann man dann ,,ins Land einischaun". Wer erkennt die E 656 mit dem E 1933 Venezia - Palermo?



Am Plateau oben hat die Natur wieder das Kommando übernommen, vom einstigen Kastell sind nur mehr wenige Spuren zu sehen.



Die Zeit schreitet voran, und ich habe noch einiges vor. Also geht es nun runter in die Stadt, wo ich als erstes den großen normannischen Dom San Salvator aufsuche, der das Stadtbild prägt.



Ohne große Worte



Die klassische Ansicht von Stadt und Rocca darf natürlich auch nicht fehlen:



Und in einer zweiten Variante:



Zum Abschluss noch zwei Fotos von der pittoresken Altstadt in den letzten Sonnenstrahlen:





Anschließend geht es wieder mit einem Minuetto zurück nach Palermo. Zum Abendessen gibt es Pizza um drei Euro...

Der nächste Tag ist auch schon der letzte auf diesem schönen Fleckchen Erde. Bevor ich aber am Nachmittag in den Nachtzug nach Milano steigen muss, schaue ich nochmal bei der Kathedrale von Palermo vorbei, um eine sonnige Gesamtansicht zu machen. Schon von außen sind die nachträglich vorgenommenen Änderungen zu erahnen, das Innere ist heute klassizistisch geprägt.



Unweit der Kathedrale befindet sich der Palazzo Reale, früher Sitz der Könige und Vizekönige Siziliens, heute Sitz des Regionalparlamentes.



In seinem Inneren befindet sich ein weiteres Kleinod des arabisch-normannischen Stils, die Capella Palatina:





Abschließend geht sich noch ein Sprung zur Kirche San Giovanni degli Eremiti aus, bevor ich mich mit Proviant für die Reise versorge und vom Hostel Richtung Bahnhof aufbrechen muss.





Am Bahnhof steht auch schon E 656 053 mit ,,meinem" E 1926 nach Milano Centrale bereit, Fahrzeit 19h58...



Mein Abteil im renovierten WL MU, das ich bis Messina für mich allein haben werde:



Man sieht sich am nächsten Morgen in Milano...dann geht es los auf über 2000m...

Morteratsch - fermeda sün dumanda

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: InterRail Februar 2011 | Palermo und Cefalù | Teil 3, 36 Bilder
Antwort #1

Es gibt nichts schöneres, diesen Reisebericht während dem Frühstück zu genießen! Danke! :D :one:
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile