Einmal eine kleine Gegenüberstellung für eine fiktive Zeugnisvergabe:
Anfang der 80er Jahre begann schön langsam ein Umdenken in Sacher Verkehrs- und Umweltpolitik aufzukeimen, daher möchte ich einmal vergleichen wie sich die Städte Graz und Linz seither entwickelt haben. Außer Konkurrenz lasse ich noch Wien mit der U-Bahn mitlaufen, dahe rbeginne ich mit 1982, nach Abschluss der 1. Ausbaustufe U-Bahn.
Graz:1982 - 243.000 Einwohner, 6 Straßenbahnlinien, Netz 30 km
2016 - 281.000 Einwohner, 6 Straßenbahnlinien (ohne Nacht/WE-Verkehr, da Kurzführungen), Netz 35 km
Ausbau 4,9 km in 34 Jahren - 16% Zuwachs
1991 Eggenberg 0,4 km
2005 Puntigam 0,3 km
2006 Liebenau 1,6 km
2006 St. Peter 1,8 km
2011? Laudongasse 0,4 km
2016 St. Leonhard 0,4 km
Punktuelle Verbesserungen: Umbau Jakominiplatz, Anbindung HBF
Linz:1982 - 200.000 Einwohner, 2 Straßenbahnlinien, Netz 13 km
2016 - 201.000 Einwohner, 4 Straßenbahnlinien, Netz 34 km (Jeweils ohne Pöstlingbergbahn)
Ausbau 22,3 km in 34 Jahren - 171% Zuwachs
1985 Auwiesen 1,4 km
1977 Universität 5 km
2002 Hillerstraße 3,8 km
2005 Solar City 2,4 km
2011 Doblerholz 5,3 km
2016 Trauner Kreuzung 2,6 km
2016 Traun 1,8 km
Punktuelle Verbesserungen: Tunnel HBF, Schleife Freihumerstraße, Einbindung Pöstlingbergbahn
Wien:1982 - 1.531.000 Einwohner, 3 Linien U-Bahn
2016 - 1.840.000 Einwohner, 5 Linien U-Bahn
Ausbau 42,3 km in 34 Jahren
U1 - Kagran-Leopoldau 4,5 km
U2 - Schwedenplatz- Aspern 13,7 km
U3 - ganze Linie 13,4 km
U6 - Nußdorferstraße-Floridsdorf 4,6 km (minus 1,6 km Heiligenstadt) & Längenfeldgasse-Siebenhirten 6,6 km
Unschwer zu erkennen ist, dass man in Graz, obwohl deutlich gewachsen, auch eindeutig auf der Stelle tritt. Und noch etwas zeigt sich: grundsätzlich IST Geld vorhanden, bloß wird es scheinbar nicht überall für die selben Dinge verwendet
Und auch wenn die U-Bahn aufgrund Beteiligung durch Bund nicht sauber zu vergleichen ist (bzw. auch Teil der Finanzierungsmiesere im Nahverkehr ist), so zeigt sich, was mit einer Nahverkehrsabgabe (U-Bahn Steuer) UND Willen möglich ist. Graz hätte wohl mit Geschick und Wohlwollen ähnliche Kilometerleistungen Gleise auf die Straßen legen können wie Wien in dieser Zeit vergraben hat...
Klar wären SmartCity und Reininghaus nett für die Zukunft wichtig - dringendst wären aber einmal Maßnahmen, die 1.) leicht zu finanzieren sind und 2.) die Flexibilität und Zuverlässigkeit im Netz massiv Steigern: Zentrumsnahe Wendemöglichkeiten aus Richtung Andritz und HBF (ggf. Verbindung Rosseggerhaus - Lendplatz - Keplerbrücke als Vorleistung für weitere Netzausbauten, für Umleiter und neue Linienwege)
Ebenso wichtig: Innenstadtentlastung!
Erst wenn diese dringendsten Hausaufgaben erledigt sind kann man Gedanken wie Südwest / Nordwest oder gar Tangentialverbindungen spinnen (und es wäre schön wenn man schon soweit planen würde...)