Re: Mühlgang soll zum Fahrradhighway werden
Antwort #17 –
Diskutieren ist wichtig, aber man sollte sich vorher schon ein bisschen informieren!
Dass wirklich die fehlende Wassermenge der Hintergrund für die "Idee" ist, hätte ich mir so nicht gedacht. Das wäre ja ein Schuss ins Knie der Kraftwerkbetreiber, ein Einbekenntnis der falschen Beteuerungen vor dem Bau. So groß hätte ich die Dummheit nicht eingeschätzt, das jetzt zu gnadenlos offenzulegen. Und von der Presse kann man nicht mehr erwarten, besser zu recherchieren.
Aber auch die Diskussion in den Foren zeigt, dass viele Menschen einfach ihre Meinung äußern, ohne zu wissen, wo der Mühlgang überhaupt verläuft und wie er aussieht; dabei kann man das ja leicht "googeln". Keiner hat beispielsweise bisher gesagt, dass ja auch der Schleifbach sein Wasser aus dem Mühlgang bezieht, und dort erst ein Kleinkraftwerk an der Mündung in die Mur gebaut wurde. Weiß das niemand? Hat niemand den Erbauer gefragt? Die Forderung, dass der Schleifbach nun endlich auch wieder Restwasser führen sollten, steht schon länger im Raum. Die Stadt Graz kümmerte das Problem bisher gar nicht. Ich habe dazu historische Beiträge für das Bezirksblatt verfasst, wobei der entscheidende Teil seit einem Jahr auf seinen Druck wartet.
Übrigens war ich auch bei der Auflassung des linksseitigen Mühlgangs in den 1970er Jahren nicht unbeteiligt. Es gab dazu auch eine Studie, wie trotz Führung des schließlich anstelle von Parkplätze von den Aktivbürgern bei Edegger durchgesetzten (ersten wirklichen!) Radweges ein Bachbett realisierbar gewesen wäre - für den Tag, an dem das Murwasser wieder sauber ist. Auch war hier diskutiert worden, wenigstens die Andritzer Bäche (Gabriach-, Andritz- und Schöckelbach) oberirdisch bis zur Keplerbrücke zu führen. Das ist vermutlich jetzt nicht mehr realisierbar.
Zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass ich gemeinsam mit Prof. Kauch von der TU schon vor Jahren die ursprünglichen Verläufe von Kroisbach und Grazbach erforscht habe. Das Ergebnis: der Kroisbach floss - als Stadtgrabenbach - über den Tummelplatz zum Jakominiplatz und nebend der Schönaugasse zur Mur. Auch der Grazbach verlief bis um 1900 noch am Rande des Augartens frei zur Mur. Hochwasserkatastrophen haben die Verrohrung dieser Bäche gefördert. Heute müsste man wieder zurück! Das heißt nicht, dass man Sparbersbachgasse und Grazbachgasse wieder zum Bach machen müsste, aber es gab auch schon Ideen, normale Bachwassermengen auf geeigneten "Routen" durch die Stadt fließen zu lassen. Die Stadt Freiburg im Breisgau hat vor Jahrzehnten ihre "Bächle" wieder ans Tageslicht verlegt, sie sprudeln und kurven jetzt fröhlich durch die Gassen - teilweise auf Kosten von Parkspuren. Auch Köflach hat es ähnlich gemacht.
Die dilettantische Diskussion um den Mühlgang mit dem Schnellschuss unseres Sigi "guck in die Luft", zeigte lediglich Grundfragen auf, aber Lösungen sind auch hier möglich! Allerdings: der Mühlgang ist genau so grauslich anzusehen wie die Mur selbst.