Die 12 angeführten Punkte gefallen mir in Bezug auf Fußgänger, Radverkehr und Steuerung des MIV sehr gut! Leider vermisse ich aber wirklich gute Ansätz für den öffentlichen Verkehr!
1. Sichere Schulwege für Kinder
2. Kurze und direkte Fußwege
3. Große Fußgänger*innen-Zonen
4. Ein Radschnellwege-Netz
5. Genug Radabstellplätze
6. Genug Geld für den Radverkehr
7. Ein dichtes städtisches ÖV-Netz
8. Ein dichtes ÖV-Netz ins Umland9. Sichere Kreuzungen
10. Genug Personal für die Planung
11. Begrünte Straßen und Plätze
12. Verkehrsberuhigte Wohngebiete
Ein paar persönliche Anmerkungen zu den Punkten 7 & 8, weil mir der ÖV am wichtigsten ist:
7. Ein dichtes städtisches ÖV-NetzHintergrund
Verdichtung des innerstädtischen ÖV-Netzes
Das gesamte Grazer Stadtgebiet muss mit hochwertigem ÖV erschlossen werden. In dichter besiedelten Gebieten ist der Schienenverkehr - Straßenbahn, Stadtbahn und S-Bahn - aufgrund höherer Leistungsfähigkeit zu bevorzugen. Weiters genießt der Schienenverkehr eine höhere Akzeptanz bei den Fahrgästen (,,Schienenbonus"), ist also besser geeignet, Menschen zum Umsteigen vom Auto auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen.
Alle Grazer Bezirke an das Straßenbahnnetz anbinden
Busse erfüllen eine Zubringerfunktion und stellen Tangentialverbindungen zwischen den Schienenästen her. Das Umsteigen zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln soll bequem an entsprechend ausgestatteten Nahverkehrsknoten erfolgen. Aktuell verfügen die Bezirke Wetzelsdorf (die entsprechende Endstation der Linie 7 liegt in Eggenberg!), Straßgang, Waltendorf und Gösting über keinen Straßenbahnanschluss. In vielen anderen Bezirken endet die Straßenbahn bereits sehr früh, anstatt den Bezirk möglichst zur Gänze bis an die Stadtgrenzen (oder sogar darüber hinaus) zu erschließen. Das im Mai 2019 präsentierte Straßenbahnausbaupaket 2023+ würde die Bezirke Wetzelsdorf, Straßgang und Gösting, sowie die Karl-Franzens-Universität endlich an das Schiennenetz anbinden. Die Bauarbeiten hierfür müssen so schnell wie möglich beginnen; ein Baubeginn (frühestens) 2023 und eine Fertigstellung 2030 ist viel zu spät!
Flächendeckender ÖV auch zu Randzeiten
Derzeit verkehren viele Linien nur bis längstens 20 Uhr und werden danach entweder stark verkürzt oder ersatzlos eingestellt. Gerade bei den Tangentialverbindungen ist das Angebot im Abendverkehr und sonntags stark reduziert. Dadurch verlängern sich Wege und Fahrzeiten, da mangels einer direkten Verbindung ein Umweg über das Zentrum und/oder ein zusätzlicher Umstieg in Kauf genommen werden müssen. Dies gilt es zu ändern.
Attraktiverer Abendverkehr
Derzeit wird bereits ab 17:30 das Straßenbahnnetz sukzessive ausgedünnt. Diese Praxis stammt noch aus einer Zeit, wo die Geschäfte um 18 Uhr ihre Pforten schlossen. Aus heutiger Sicht dürfte der Abendverkehr frühestens um 20 Uhr beginnen, bis dahin soll im dichten Tagestakt gefahren werden. Im Abendverkehr sollen alle Straßenbahnlinien in einem Intervall von mindestens 15 Minuten fahren, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Dieser Takt soll bis Betriebsende bestehen bleiben. Das Betriebsende soll um mindestens eine halbe Stunde auf Mitternacht verschoben werden, freitags, samstags und vor Feiertagen auf 1 Uhr früh.
Jährliche Erhöhung der Beförderungskapazität
Um dem Wachstum der Stadt gerecht zu werden, muss die Kapazität des ÖV jährlich um fünf Prozent erhöht werden. Dies kann durch Taktverdichtungen geschehen, aber auch durch die Anschaffung längerer Fahrzeuge, vor allem bei der Straßenbahn. 40-Meter-Fahrzeuge müssen in Graz Standard sein, Gelenkbuslinien sollen sortenrein und auch an Wochenenden als solche betrieben werden. Dichtere Intervalle sollen durch die Entflechtung des Netzes und durch die Schaffung eigener ÖV-Trassen ermöglicht werden.
Beschleunigung und Bevorrangung des ÖV
Eigene, baulich abgetrennte Gleiskörper (vor allem Rasengleise) und Busspuren sollen den öffentlichen Verkehr vor Behinderungen schützen und den Fahrgästen einen Mehrwert bieten, der den ÖV konkurrenzfähig zu eigenen Pkw macht. Mischverkehrsstrecken sollen die Ausnahme sein und müssen grundsätzlich verkehrsberuhigt werden (z.B. Leonhardstraße). In dicht verbauten Gebieten könnte auch über eine unterirdische Führung nachgedacht werden.
Bis auf den letzten Satz: 100 prozentige Zustimmung! Vor allem:
- Ausbau Straßenbahnnetz
- Ausbau Busnetz
- Beginn Abendverkehr
- Kapazitätssteigerungen (Stichwort 40 m Bahnen!)
- Dichtere Takte 10 statt 15, kein Ferienfahrplan (im Sommer muss man trotzdem arbeiten!)
- Rasengleise
- getrennte Fahrspuren für ÖV (Straßenbahn wo kein Rasengleis möglich ist, Bus, aber auch Regiobus
Das alles in einen Punkt zu stecken wohingegen Punkte wie "Genug Geld für den Radverkehr" und "Genug Radabstellplätze" als eigene Punkte angeführt sind, ist meiner Meinung nach keine gute Idee und lässt
mich daran zweifeln, dass dem ÖV genug Aufmerksamkeit geschenkt wird.
8. Ein dichtes ÖV-Netz ins UmlandHintergrund
Der Großraum Graz wird von einer Vielzahl an S-Bahn- und Regionalbuslinien erschlossen, welche vom Umland aus zentrale Plätze im Stadtzentrum ansteuern. Vielfach verkehren sie dabei parallel zueinander oder zu einzelnen Stadtbus- oder Straßenbahnlinien. Während die S-Bahn in den letzten Jahren immer weiter verdichtet wurde und durch neue Haltestellen belebt wurde, fahren viele Regio-Buslinien immer noch nicht regelmäßig und sind in der Taktung nicht auf andere öffentliche Verkehrsmittel abgestimmt. Die Busspuren sind nur teilweise ausgebaut, woraus sich gerade zu Stoßzeiten starke Verzögerungen ergeben.
Daran arbeitet das Land aber auch schon zu großen Teilen, siehe neuer Busverkehr Richtung Weiz. Soweit mir bekannt kommt für diesen Busverkehr noch ein Umsteigeknoten (ähnlich dem in Trofaich) in Faßlberg und Busspuren in Graz. Bei den anderen Regionen besteht derzeit aber natürlich Handlungsbedarf.
Zudem ist es bei den Regio-Bussen nach wie vor nicht erlaubt, stadteinwärts ein- bzw. stadtauswärts auszusteigen, was eine Nutzung innerhalb der Stadt unmöglich macht.
Was hoffentlich auch so bleibt!
Die Regiobusse sind teilweise jetzt schon gut genutzt und mit besserem Fahrplan steigt diese Auslastung weiter (siehe wieder Busverkehr nach Weiz). Die Fahrgäste die rein in Graz unterwegs sein wollen, sollen bitte auch den städtischen Verkehr nutzen und nicht die Regiobusse innerhalb von Graz verstopfen. Sonst müsste man diese weiter verdichten, und in der Region selbst wären diese dann leer. Aber ich weiß schon, dass ist eines der Steckenpferde des Herrn Kozina.
Beispiel: Ein überregionales ÖV-Netz im Großraum Graz
S-Bahn und Regio-Busse in alle Richtungen
S-Bahnen und Regio-Busse sollen vom Hauptbahnhof aus tagsüber alle 15 Minuten über die schnellsten Routen quer durch alle Stadtbezirke in neun Richtungen geführt werden. Mögliche Routen wären:
S-Bahn über Gösting nach Gratwein-Gratkorn (und tw. weiter)
Regio-Bus über Lend und Andritz nach Faßlberg (und tw. weiter)
Regio-Bus über Geidorf und Mariatrost nach Faßlberg (und tw. weiter)
Regio-Bus über St. Leonhard und Ries nach Schillingsdorf (und tw. weiter)
Regio-Bus über Innere Stadt und St. Peter nach Raaba (und tw. weiter)
S-Bahn über Jakomini und Liebenau nach Raaba (und tw. weiter)
S-Bahn über Gries und Puntigam nach Kalsdorf (und tw. weiter)
S-Bahn über Reininghaus und Straßgang nach Lieboch (und tw. weiter)
Regio-Bus über Eggenberg und Wetzelsdorf nach Hitzendorf (und tw. weiter)
Abends und am Wochenende kann auf einen stündlichen Takt reduziert werden, wobei hier besonders auf die Umsteigezeiten zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln zu achten ist.
Neue S-Bahn-Haltestellen und -Bahnhöfe
Oberste Priorität hat bis 2030 der Bahnhof Gösting, der auf Anhieb der drittgrößte in der Steiermark wäre. Zur besseren Anbindung an den Stadtverkehr könnten zusätzlich die S-Bahn-Haltestellen Peter-Tunner-Gasse, Reininghaus, Harter Straße, Seiersberg, Urnenfriedhof, Karlau und Messendorf errichtet werden. Dafür müsste die Strecken wo nötig zweigleisig ausgebaut werden.
Aber eine Frage dazu: Ich habe schon öfter gelesen, dass Gösting der 3. größte Bahnhof der Steiermark sein würde, aber nie eine Erklärung dazu. In welcher Kategorie wäre er der 3. größte? Größe, Fahrgastzahlen oder Bahnsteigkanten? Ich kann es mir bei keiner der genannten Kategorien vorstellen.
Ein schnelles ÖV-Netz im Stadtverkehr
Durch die S-Bahn- und Regio-Bus-Linien ergibt sich auch innerstädtisch ein schnelles ÖV-Netz, das fast alle Stadtteile erreicht und den Straßenbahn- und Stadtbus-Verkehr ergänzt.
Wesentlich ist, dass das Ein- und Aussteigen im Gegensatz zu heute an sämtlichen Haltestellen erlaubt wird, und auch die Regio-Busse durchgehend bevorrangt werden (z.B. durch entsprechende Ampelschaltungen und Busspuren).
S-Bahn als innerstädtische Schnellverkehrsnetz: JA BITTE!
Aber der Regiobus soll bleiben was er ist: Der Bus für die Region!
Umsteigeknoten im Grazer Umland
Im Grazer Umland sollen Umsteigeknoten eingerichtet werden. Bis zu diesen Umsteigeknoten sollen S-Bahn und Regio-Bus im 15 Minuten-Takt fahren, darüber hinaus können sie sich in verschiedene Richtungen verteilen.
Mögliche Umsteigeknoten im Grazer Umland wären Gratwein-Gratkorn, Faßlberg, Schillingsdorf, Raaba, Kalsdorf, Lieboch und Hitzendorf, die von Graz aus alle 15 Minuten bedient werden, sollen als Umsteigeknoten zu weiteren Regio-Buslinien dienen, die mindestens einmal pro Stunde verkehren.
Wird mit dem Umsteigeknoten in Faßlberg auch schon teilweise umgesetzt.
Beispiel Gratwein-Gratkorn: Von hier aus könnten stündlich Regio-Busse Richtung Semriach bzw. Hitzendorf geführt werden.
Überregionale Tangential-Buslinien
Ergänzt werden könnte das schnelle Netz um überregionale Tangential-Buslinien, die ebenfalls im 15-Minuten-Takt fahren. Diese Linien dienen einerseits als Verbindung der strahlenförmig verlaufenden S-Bahnen und Regio-Busse, aber auch der besseren Anbindung der betroffenen Gemeinden an den ÖV.
Konkret könnte im dicht besiedelten Süden eine Tangential-Buslinie zwischen Raaba (S/R), Hausmannstätten (R), Fernitz, Kalsdorf (S), Zettling, Unterpremstätten, Premstätten-Tobelbad (S) und Lieboch (S) verkehren.
Ich bin mir nicht sicher, ob die regionalen Tangentialverbindungen genutzt werden würden und erst recht finde ich da einen 15 Minuten Takt übertrieben. Wahrscheinlich reicht da sogar die verstärkte Vermarktung von GUSTMobil.
Park & Ride
Entlang der S-Bahn- und Regio-Bus-Achsen sollen an allen Haltestellen und Bahnhöfen kleine Park- and Ride-Plätze errichtet werden, die die Menschen aus der jeweiligen Umgebung ansteuern können. Dort sollen sichere Abstellplätze für Fahrzeuge aller Art verfügbar sein.
Ist (jedenfalls bei der S-Bahn) heute schon realisiert, aber muss auf jeden Fall weiter ausgebaut werden!
Fazit Punkt 8: Nicht schlecht, aber auch viel übertriebener Wunschgedanke und Maßnahmen, die mMn nicht unbedingt den ÖV verbessern würden (zB Öffnung der Ragiobusse für alle).
Aber auch hier: Das alles in einen Punkt zu stecken wohingegen Punkte wie "Genug Geld für den Radverkehr" und "Genug Radabstellplätze" als eigene Punkte angeführt sind, ist meiner Meinung nach keine gute Idee und lässt mich daran zweifeln, dass dem ÖV genug Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Bis auf diese Kritikpunkte finde ich diese Kampagne aber gut und werde sie jedenfalls mit einer Unterschrift unterstützen!
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.
- Sokrates