In dieser Causa muss ich schon verantwortungslos agierenden Zeitungen einen Vorwurf machen: Anstatt die Sensibilität des ÖV-Ausbaues zu erkennen, erst gründlich zu recherchieren und notfalls die verantwortlichen HGL-Entscheidungsträger wie Stadtpolitiker auf möglicherweise Verbesserungswürdiges vertraulich hinzuweisen, wurde das Gegenteil getan. In reißerischer Manier bot man bereitwillig den Anti-ÖV-Hetzern ein Forum, denn es ging anscheinend mehr um Befriedigung von Sensationsgeilheit mancher Leser als um Sachlichkeit. Begriffe wie "Donnerwalze" wurden ohne Rücksicht auf die abschätzbaren, weitreichenden Folgen, unkritisch kolportiert. Der ganze Stil bisher war: Arme, ruhebedürftige Anrainer werden von böhsen, unnötigen Straßenbahnmonstern heimgesucht und um ihre bescheidene Lebensqualität gebracht.
Mich wundert es nicht, dass Politiker wie HGL sich in dieser Lage einfach nichts mehr bezüglich ÖV trauen. Wenn die Lokalmedien es wollten, könnten sie sogar im Handumdrehen einen Volksaufstand gegen laute, dröhnende, veraltete, stinkende, unpünktliche, unbequeme, milliardenverschlingende, autoverkehrsbehindernde, parkplatzverschlingende, Feinstaub-durch-Bremssand-erzeugende, menschentötende Straßenbahnen, Züge und Busse mit furrrchtbar bösartigen und hinterfotzigen Fahrer(inne)n und voller telefonierender, randalierender, ungewaschener und diebischer Fahrgäste vom Zaun brechen. Für Medien ist das ganz einfach, denn zu kritisieren findet man immer etwas. Ich bin mir sicher, wenn die Lokalmedien es wollten, könnten sie es letzten Endes bis zu einer Totaleinstellung des gesamten HGL-Betriebes treiben, wenn sie nur jeden Tag in doppelseitiger Aufmachnung einen (angeblichen) ÖV-Skandal auswalzen oder sich lange genug über die spezifische Gefährdung von Autos, Radfahrern, Fußgängern und insbesondere KINDERN, Mutzikatzen und Wuffis durch Straßenbahnen und Busse genüsslich auslassen.
Ich glaube, dass der Ball hier bei den oft unterschätzten Medien liegt, die jetzt Verantwortungsbewusstsein über Auflagengier stellen müssen. Es liegt sehr viel an den Medien, die richtige positive Einstellung, das förderliche Klima zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs ohne Wenn und Aber herbeizuführen und zu fördern, an dem meiner Meinung nach kein Weg vorbei führt. Dann erst werden sich Politiker und HGL-Verantwortliche wieder an größere Aufgaben herantrauen. Sollten gewisse Medien sich weiterhin gemeinschaftsschädlichen Querköpfen und Eigennützlingen willig prostituieren, wonach diese Außenseiter lechzen, dann müssen sich jene Medienverantwortlichen dessen bewusst sein, dass sie möglicherweise dem gesamten Gemeinwesen der Landeshauptstadt schweren Schaden zufügen, der die Stadt in ihrer Entwicklung enorm zurückwerfen wird!