Fahrwerksprobleme: Variobahn-KrisengipfelMehr als ein Jahr nach Lieferung der ersten von insgesamt 45 Garnituren sind aber noch immer nicht alle Schwierigkeiten beseitigt. Am Montag wird mit Hersteller "Klartext geredet".
GRAZ.
Man kauft ein neues Auto, muss es bei Lieferung aber erst einmal von der lokalen Werkstatt adaptieren lassen, bevor man damit klaglos durch die Stadt fahren kann. Ein derartiges Problem hat die Holding Graz mit den neuen Straßenbahnen Marke Variobahn - die Kleine Zeitung berichtete.
Mehr als ein Jahr nach Lieferung der ersten von insgesamt 45 Garnituren sind aber noch immer nicht alle Schwierigkeiten beseitigt. Laut Technikern macht das Fahrwerk allen nachträglichen Einbauten zum Trotz weiterhin unüberhörbar Probleme. Hersteller Stadler habe beim Optimieren (der Innenverkleidung, der Fahrwerksklappen und so weiter) zwar brav geholfen, ein Durchbruch wäre bislang aber nicht erzielt worden. Doch die Zeit drängt: Je mehr Variobahnen unterwegs sind, desto deutlicher wird, dass die andere Niederflurtram (Cityrunner) leiser ist.
Daher findet am Montag ein Krisengipfel mit Hersteller Stadler statt, wie Holding-Graz-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik am Sonntag bestätigte. Mit Michael Daum, dem Chef der deutschen Stadler Pankow GmbH, wird "Klartext geredet". Um über einen Lieferstopp oder rechtliche Schritte zu reden, dafür sei es zu früh.
Die Linien Graz, mit ihrer 97 Millionen Euro schweren Bestellung zweifellos gute Kunden der Berliner, erwarten sich endlich handfeste Lösungen für das laute Fahrwerk. Dass es rechtlich die Normen erfüllt, reicht nicht.
THOMAS ROSSACHER
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2692963/fahrwerksprobleme-variobahn-krisengipfel.story
KrachmacherAm Rosenmontag zerbrechen sich Fachleute den Kopf, warum die neue Tram-Generation in Graz so laut daherkommt. Rosen werden keine gestreut, da man das Problem einfach nicht in den Griff kriegt (siehe Seite 16). Da hilft es wenig, wenn Ingenieure die vorhandene Einhaltung der Schallemissionsnormen predigen und der Berliner Hersteller höflich sein Bedauern ausdrückt. Die Bürger der Murstadt empfinden es anders.
Graz muss die Ellbogen ausfahren, steckt es doch 97 Millionen Euro aus Steuer- und Kundengeldern in seinen neuen Tram-Fuhrpark. Der sollte obendrein das Aushängeschild der neuen Holding und der neuen Graz Linien (vormals GVB) sein. Nicht einzusehen, warum man dann "Krachmacher" auf die Schienen schickt.
Der Berliner Hersteller wiederum darf sich ruhig offensiver um das "lokale Problem" kümmern. Graz ist nach Wien der größte Markt in diesem Segment in Österreich. Schon einmal hat ein Hersteller fest geglaubt, dass er die Grazer wieder mit seinen Trams ausstatten kann - ein Irrtum.
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