Viel Lärm um die Variobahn
Garnitur kam am Montag zum Stillstand - und schüttete "rechtzeitig" vor dem Anrainer-Infoabend Öl ins Feuer. Holding Graz verweist auf Verbesserungen.
Auch Mainz ist an der Variobahn interessiert. Dort machte kürzlich eine Garnitur halt - auf dem Weg nach Graz, wo die neue Bim Gegenwind verspürt
Es war ein technischer Defekt, der in den besten Tramfamilien vorkommt - und doch schaufelte er Wasser auf die Mühlen jener, die die nagelneue und "lautstarke" Bim bis heute kritisieren: Montag früh musste eine Variobahngarnitur bei der Haltestelle "Maut Andritz" stehen bleiben und letztlich in die Remise gebracht werden.
Es ist auch ein Vorfall, der "rechtzeitig" Öl ins Feuer gießt: Denn am 10. Mai lädt die Holding Graz verärgerte Anrainer zu einem Informationsabend. Und da soll - im Beisein des Chefs der Herstellerfirma "Stadler" - Tacheles gesprochen werden.
Im Vorfeld dieser Veranstaltung gehen jedenfalls die Wogen erneut hoch: Zum einen wird die "Einladungspolitik" für den Infoabend kritisiert. "Wir sollten unsere Fragen vorab schicken und einen Sprecher nominieren", schüttelt Heinz Perchthaler stellvertretend den Kopf. "So etwas mag bei der englischen Queen üblich sein. Aber es soll ja eine Debatte auf Augenhöhe sein."
Darüber hinaus wirft man der Holding generell "Geheimniskrämerei" vor, wie auch SPÖ-Gemeinderätin Susanne Bauer nach Gesprächen mit Anrainern unterstreicht: "In den Wohnungen vieler Anrainer wurden Messungen durchgeführt. Die Ergebnisse werden ihnen aber vorenthalten, weil es angeblich ein ,Betriebsgeheimnis' ist. Das ist grotesk."
Kritikpunkte, die Barbara Muhr seitens des Holding-Graz-Vorstandes zum Seufzen bringen: "Wir sind nach vielen Gesprächen mit den Anrainern auf einem guten Weg. Ich hoffe sehr, dass wir diesen jetzt nicht wieder verlassen." Immerhin liege eine doppelseitige "Zu erledigen"-Liste vor, "viele Punkte, etwa neue Gelenkinnenverkleidungen, wurden bereits umgesetzt. Und es gibt mittlerweile sehr wohl Verbesserungen. Aber es stimmt, wir sind noch nicht am Ziel, auch wenn die Variobahn ja alle Normen erfüllt. Die Umsetzung aller Optimierungsmaßnahmen wird bis Herbst dauern. Und bis dahin bitte ich einfach um Geduld."
Was die Messergebnisse bei den Anrainern betrifft, so verteidigt Muhr das Vorgehen: "Die Grundconclusio, dass keiner der erhobenen Vorwürfe bestätigt wurde, haben wir sehr wohl kommuniziert. Aber aus der Hand geben wir nichts, das sind bitte interne Analysen!"
SP-Mandatarin Bauer widerspricht: "Wir sprechen von einem städtischen Unternehmen. Diese Gutachten wurden also auf Kosten der Grazerinnen und Grazer finanziert!"
THOMAS ROSSACHER, MICHAEL SARIA
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2734479/viel-laerm-um-variobahn.story
Der FahrplanDerzeit sind zwölf Variobahngarnituren in Graz, fünf davon im Einsatz. Die restlichen Fahrzeuge müssen ebenfalls adaptiert und dann zugelassen werden.
Bis zum Ende des Sommers will man alle Optimierungsmaßnahmen umgesetzt haben.
Es wird ernst
Bei aller Aufregung rund um die neue Variobahn, bei aller Liebe zu den mit Leidenschaft ausgetauschten Pro- und Kontra-Argumenten - unterm Strich war das bisher die Aufwärmrunde.
Richtig spannend wird es erst jetzt, da es bei der neuen Bim ans Eingemachte geht. Denn die Frage ist: Was passiert, wenn die "Optimierungsmaßnahmen" wie geplant umgesetzt werden - dann aber nicht wie geplant das Optimum erreicht wird? Zuckt man dann mit den Schultern und sagt: "Nichts für ungut"? Wer bezahlt die Adaptierungen? Steigt man dann aus dem Vertrag mit der Firma Stadler aus? Ist das überhaupt möglich, immerhin heißt es stets, die Neue erfülle alle Normen? Und wie lange sieht Stadler noch zu, ehe ein Rechtsanwalt liebe Grüße nach Graz schickt?
Die Antwort erhalten wir in den kommenden Monaten. So oder so.
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