Heimische "Öffis": Neuer Schub bei den TarifenAb 1. Juli werden die öffentlichen Verkehrsmittel wieder teurer. Fahrgastvereine steigen auf die Barrikaden. Dennoch sind die Österreicher die fleißigsten Bahnfahrer in der Europäischen Union.
Kurz vor Ferienbeginn fahren der steirische Verkehrsverbund wie auch die ÖBB ab 1. Juli mit ihren Preisen kräftig in die Höhe. Der Verbund sogar um durchschnittlich 5,6 Prozent, die ÖBB um 4,9 Prozent. Die 24-Stunden-Karte des steirischen Verkehrsverbundes kommt von nun an auf 4,10 Euro statt 3,80 (siehe Grafik). Die Fahrt mit dem Zug von Graz in die Kulturhauptstadt Linz kostet statt früher 35,20 Euro ab Mittwoch 37,80 Euro. Also um 2,60 Euro mehr.
Auf den Barrikaden. Das lässt die Fahrgastvereinigung probahn auf die Barrikaden gehen: "Laut Statistik Austria sind die ÖBB-Tarife seit 1997 um 76,41 Prozent gestiegen, der Benzinpreis nur um 60,8 Prozent", erklärt Peter Haibach von probahn. Er fordert "die Rücknahme der unverschämten ÖBB-Tariferhöhung". Doch nicht nur die Preise verärgern die Fahrgäste, sondern auch die Reisebedingungen, etwa desolate, überfüllte Zuggarnituren auf einigen Verbindungen, wie jener von Graz nach Salzburg. "Die Zustände auf dieser Strecke sind großteils katastrophal. Ich fahre wieder öfter mit dem Auto", schreibt ein Leser.
Günstiges Tarifmodelle. Verena Harrasser, Sprecherin der ÖBB Steiermark, erklärt die Preiserhöhung folgendermaßen: "Seit der letzten Tarifanpassung im Dezember 2007 sind die Endverbraucherpreise für Energie, Strom und Diesel stark gestiegen." Dennoch habe man in Österreich noch immer eines der günstigsten Tarifmodelle. Die Fahrt Wien-Salzburg koste 47,70 Euro, die ungefähr gleich lange Strecke Berlin-Hamburg bei der Deutschen Bahn 68 Euro.
Treue Bahnfahre. Trotz des Ärgers bleiben die Österreicher den öffentlichen Verkehrsmitteln treu, sind sie doch im EU-Vergleich Spitzenreiter beim Bahnfahren. Jeder siebte gefahrene Kilometer wird hierzulande auf der Schiene zurückgelegt.
Pünktlichkeit ist Fahrgästen wichtig. Laut dem Bahntest 2008 des Verkehrsclubs Österreich sind für drei Viertel der Fahrgäste schnelle und pünktliche Zugverbindungen besonders wichtig. Zwei Drittel wünschen sich häufigere Verbindungen. So klagt eine Leserin, dass man derzeit nur zwei Mal am Tag von Graz direkt nach Linz fahren könne, um 6.55 Uhr und um 18.55 Uhr - und das im Jahr der Kulturhauptstadt.
SONJA HASEWEND, CARMEN OSTER
In der EU sind die Österreicher Spitzenreiter unter den Bahnfahrern. Jeder 7. Kilometer wird mit Bahn, U-Bahn oder Straßenbahn zurückgelegt.
Der Verkehrsclub Österreich befragte im Jahr 2008 19.809 Bahnfahrer: 77 Prozent wünschen sich schnellere Verbindungen, 76 Prozent mehr Pünktlichkeit, 67 Prozent gute Anschlüsse an Bus und Bahn.
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2050775/index.do