Robin Hood: Nach Pleite neuer StartDie steirische Robin Hood-Airline muss Insolvenz anmelden. Masseverwalter hofft, mit einer Geldspritze von den Eigentümern Neustart nach dem "Grounding" durchziehen zu können.
Die unternehmerische "Notlandung" - böse Zungen sprechen gar von einer neuerlichen Bruchlandung von Robin-Hood-Chef Georg Pommer - war absehbar. Nach einem finanziellen Tiefflug, den die Airline vor allem auf die mit Steuermitteln finanzierten Dumpingpreise der AUA zurückführt, hat die heimische Regionalfluglinie gestern Insolvenz anmelden müssen. Die Eckdaten laut Kreditschutzverband von 1870: 3,5 Millionen Euro an Aktiva stehen 6,8 Millionen Euro an Verbindlichkeiten gegenüber, daraus resultiert eine Überschuldung von 3,3 Millionen Euro.
Die Höhe der Aktiva dürfte indes sehr optimistisch getroffen worden sein. Nach erster Durchsicht durch den Masseverwalter Heimo Hofstätter ist bei der Robin Hood wenig zu holen. Der Airline-Experte - Robin Hood ist nach der Styrian Spirit und der Fairline schon Hofstätters dritte Insolvenz über den Wolken - ist dennoch für die Fortführung des Unternehmens sehr optimistisch. Im Gegensatz zu den beiden anderen Airlines gäbe es seitens der Gesellschafter Geld für die Fortführung des Betriebes, die nächsten zwei/drei Monate seien gesichert. Die hinterlegte Kaution reiche bis Mai/Juni, im Gegensatz zu früheren Pleiten brauchten die Passagiere daher keine Angst um ihr Geld zu haben. Beim Masseverwalter liegen dem Vernehmen zufolge derzeit 100.000 Euro, mit einem Zuschuss seitens der Gesellschafter von einer halben Million Euro will Robin Hood einen 20-prozentigen Zwangsausgleich schaffen.
Partner in Sicht
Nach der Entschuldung durch den von den Eigentümern durchfinanzierten Ausgleich hofft Airline-Chef Georg Pommer, in neue Zeiten fliegen zu können, ab April sei sogar an eine Ausweitung des Zürich-Flugs gedacht. Das Unternehmen stehe zudem, verlauteten die Eigentümer, mit einem kleinen, europäischen Nischencarrier, "in Endverhandlungen", es sei daran gedacht, nach der Sanierung eine neue Verbindung in den Süden aufzubauen.
Als Ursache der Insolvenz gibt Robin Hood hohe Anlaufkosten sowie die Folgen der Wirtschaftskrise an. Wiederholt hart kritisiert wurde die Geschäftspolitik der AUA, die nur mit 500 Millionen Euro vom Staat über Wasser gehalten werden konnte. Die Robin Hood hingegen werde nicht vom österreichischen Steuerzahler entschuldet, sondern von den privaten Eigentümern.
Robin Hood ist das (vorläufige) Ende des dritten Startversuchs, eine steirische Airline dauerhaft am Himmel zu etablieren. Der erste Versuch namens "Styrian Spirit" endete bekanntlich mit einer harten Bruchlandung, der zweite Versuch nannte sich "Fairline" mit dem Captain Georg Pommer an Bord. Auch die Fairline musste den Weg zum Handelsgericht antreten. Dann folgte die Clevair, die zwar an die Startbahn rollte, aber nie abhob.
Robin Hood startete 2007, hinter dem Unternehmen stehen mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent zwei Gesellschafter des Grazer Mautspezialisten Efkon, der mittlerweile aber zu 75 Prozent dem Baugiganten Strabag gehört.
RAINER STRUNZ
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http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/wirtschaft/2313827/fluglinie-robin-hood-soll-weitergefuehrt-werden.story
Graz-Thalerhof kämpft um ZürichDie heimische Airline Robin Hood ist insolvent, kann aber die Verbindung Graz - Zürich aufrechterhalten. Die irische Ryanair hat ihr Angebot ausgedünnt und fliegt auch nicht mehr von Graz nach Barcelona. Gerhard Widmann vom Flughafen Graz-Thalerhof nimmt Stellung zur Situation.
Wie haben Sie auf die Insolvenz der Robin Hood Airline reagiert?Mag. Gerhard Widmann: Ich möchte vorweg betonen, dass die Destination Zürich sehr wichtig ist. Für uns wie für den Tourismus- und Wirtschaftsstandpunkt Steiermark. Wir werden daher alles unternehmen, dass diese Flugverbindung gesichert ist. Natürlich sind das keine guten Nachrichten, aber die nötige Kaution wurde bereits beim Masseverwalter hinterlegt, daher bleibt der Betrieb vorerst aufrecht.
Haben Sie Alternativen für den Fall, dass Robin Hood nicht mehr nach Zürich fliegen kann?
Mag. Gerhard Widmann: Wir sind ständig in Gesprächen mit verschiedenen Airlines, um das Angebot zu vergrößern. Zunächst ist der Flugbetrieb nach Zürich gesichert. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Ryanair hat zuletzt die Flüge von Graz nach Barcelona eingestellt. Das Angebot für Steirer wird also kleiner?Mag. Gerhard Widmann: Ab 1. Mai fliegt die Air Berlin fünfmal zwischen Graz und Berlin. Die Welcome Air wird künftig Köln anfliegen. Wir sind halt in einer schweren Luftfahrtskrise. Aber wir sind zuversichtlich, zumindest den Stand von 2007 halten zu können. Für den Sommer sind 60 Destinationen geplant. Davon sind 40 Chartercarrier, 20 werden im Linienverkehr angeflogen.
Welche Rolle spielt Fly Niki in der näheren Zukunft?Mag. Gerhard Widmann: Fly Niki ist ein wichtiger Partner für uns. Vor allem die Anbindung zum Drehkreuz Palma de Mallorca spielt eine wesentliche Rolle. Über diesen Flughafen wird auch Barcelona wieder erreichbar sein.
Robin Hood hat mehrfach die staatliche Förderung der AUA angeprangert. Diese 500 Millionen Euro seien für die Dumpingpreise der AUA verantwortlich und wären wettbewerbsverzerrend. Was meinen Sie dazu?Mag. Gerhard Widmann: Dazu möchte ich mich nicht äußern.
Mag. Gerhard Widmann ist Geschäftsführer des Flughafen Graz.
MATTHIAS REIF
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http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2313914/auswirkungen-graz-thalerhof.story