Leere Kassen im Freilichtmuseum StübingDem renommierten Österreichischen Freilichtmuseum in Stübing fehlen fast 300.000 Euro. Falls nicht sofortige Hilfe kommt, muss die Museumsstiftung aufgelöst werden.
Freilichtmuseum Stübing
Eine dramatische Kuratoriumssitzung steht am Donnerstag im Freilichtmuseum (ÖFM) Stübing bevor. Dort soll nämlich die Zukunft der einzigartigen Kultureinrichtung geklärt werden - und die sieht alles andere als rosig aus. Das heurige Budget ist nicht gesichert. Bis zu 300.000 Euro fehlen zur Abdeckung von Defiziten.
Schuld an der Finanznot ist ironischerweise der herausragende Ruf des ÖFM: Immer mehr alte Bauernhäuser wurden über die Jahre ins Museum transferiert und dort originalgetreu aufgebaut. Mittlerweile stehen auf dem 65 Hektar großen Areal fast 100 Exponate, ursprünglich waren nur 33 vorgesehen. Dadurch explodieren die Erhaltungskosten und der nötige Personalaufwand. Die Hälfte des Jahresbudgets von 1,2 Millionen Euro wird zwar aus eigenen Einnahmen erwirtschaftet, für den Rest müssten aber die Erhalter aufkommen.
Bund fühlt sich unzuständig
Ein Problem ist, dass sich niemand zuständig fühlt. Das ÖFM war ursprünglich ein Verein, wurde aber 1985 in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt. Beteiligt sind fünf Bundesministerien (Unterricht, Wissenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft und Finanzen) sowie alle neun Bundesländer. Damit ist das ÖFM an sich keine Einrichtung des Landes, sondern ein Bundesmuseum.
Genau das wird aber in Wien geleugnet. "Das ÖFM ist kein Bundesmuseum, sondern eine Stiftung", sagt Petra Hafner, Sprecherin von Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Das Unterrichtsministerium zahlt jährlich 73.000 Euro und ist auch verschiedentlich für Sturmschäden aufgekommen. Eine Hauptverantwortung lehnt man aber ab, obwohl 1962 der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel treibende Kraft hinter der Museumsgründung war.
"Eine Kulturschande"
Gerade die Konstruktion als Stiftung macht die aktuelle Finanznot brandgefährlich. Denn das ÖFM kann nicht einfach Kredite aufnehmen oder in Konkurs gehen. Ein internes Rechtsgutachten zeigt einen anderen Weg auf: Ist nicht genügend Vermögen vorhanden, um den Stiftungszweck zu erfüllen, dann müssen die Gremien zwingend die Auflösung der Stiftung beantragen. Über diesen Punkt wird in der morgigen Kuratoriumssitzung zu diskutieren sein.
Kommt es tatsächlich so weit, dann wäre das "kulturpolitisch eine Katastrophe bis Schande", wie Museumsdirektor Egbert Pöttler meint. Seit er 2004 die Agenden von seinem Vater übernommen hat, kämpft er permanent ums Überleben der einzigartigen Institution.
Dass auch der Besucherschwund zu den Problemen beiträgt, ist nicht zu leugnen. Im Vorjahr besuchten 58.000 Menschen das ÖFM, während es im Spitzenjahr 1982 noch 123.000 Besucher waren. Allerdings wurde das Museum vor sechs Jahren grundlegend neu aufgestellt, und seither konnte jährlich ein Besucher- und Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent erreicht werden. Soll das ÖFM, das auch eine Stätte der Forschung ist, überleben, wird der Bund sich deutlich dazu bekennen müssen.
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http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2356395/leere-kassen-freilichtmuseum-stuebing.story