Grazer Tram-Tunnel am Wiener AbstellgleisFinanzierung des Tram-Tunnels unterm Gürtel zum Hauptbahnhof an der Kippe: Jetzt wollen Nagl und Rücker zum Finanzminister pilgern.
Nagl und Rücker wollen zum Finanzminister
Der Spatenstich in dieser Woche sollte ein Festtag werden - immerhin stecken die ÖBB bis 2016 rund 157 Millionen Euro in den Grazer Hauptbahnhof, auch um Bahnsteige und Gleise für den Vollausbau der S-Bahn fit zu machen. Dennoch war es für Graz unterm Strich ein Tag der Ernüchterung. Denn die Nahverkehrsdrehscheibe samt Tram-Tunnel von der Annenstraße, unterm Gürtel durch, mit unterirdischem Gleisbogen zum Bahnhof hängt völlig in der Luft.
Bund. "Der Bund zeigt uns die kalte Schulter", klagt Grünen-Vizebürgermeisterin Lisa Rücker. Nur mit Hilfe des Landes ist das Projekt nicht zu stemmen. Allein dieser Teil des Verkehrsknotens kostet 75 Millionen. Rücker: "Wir bauten darauf, dass die Hälfte Bund und Land tragen, die andere Hälfte die Stadt." Doch SP-Infrastrukturministerin Doris Bures ließ die Stadt abblitzen.
Eine Perspektive, die Grazer Verkehrsplanern die Grausbirnen aufsteigen lässt. Anfang 2013 sollte das Projekt realisiert sein, nun wackelt der Baustart 2010 gewaltig. Der Gürtelkreuzung beim Hauptbahnhof droht damit der totale Kollaps, weiß Baudirektor Bertram Werle: "Wenn die S-Bahn uns im 15-Minuten-Takt Passagiere herbringt, müssen unsere Straßenbahnen diese vom Bahnhof wegbringen." Die Frequenzen an der Kreuzung sind aber jetzt schon am Limit. Das geplante Shopping-Center-Projekt der ECE-Gruppe bei Leiner wird - so es bewilligt wird - noch zusätzlich Autoverkehr anziehen.
Keinen Cent vom Bund. Graz landet mit seinen Tram-Projekten in Wien seit Jahren am toten Gleis. Für den Ausbau der Linien 4, 5 und 6 gab es vom Bund keinen Cent. Dennoch will VP-Bürgermeister Siegfried Nagl nun nicht aufgeben. Gemeinsam mit Rücker pilgert er nun zu VP-Finanzminister Josef Pröll, um doch noch Mittel umzuleiten.
BERND HECKE
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Zu billig!Wir wollen nicht unfair sein. Die da im Wasserkopf sind nicht nur böse. Sie spendierten Millionen für die Kulturhauptstadt. Der Rubel vom Bund rollt auch für die Koralmbahn und Bahnunterführungen in Graz, die West und Ost verbinden. Jetzt fließen noch 157 Millionen in die Infrastruktur des Hauptbahnhofs. Nein, unsere Stadt ist nicht immer nur Stiefkind.
Und doch wähnt man sich manchmal am Abstellgleis: Graz baute drei Tram-Linien aus und sah vom Bund keinen Cent, der versprochene Südgürtel ist seit Jahren ein Phantomschmerz für verkehrsgeplagte Grazer. Und jetzt blockiert Wien auch den so wichtigen Tram-Tunnel zum Bahnhof (S. 26/27).
Entweder sind die da draußen wirklich böse, oder man verspricht bei uns im Rathaus die teuersten Projekte - ohne Chance auf Realisierung. Weil schuld sind eh die in Wien. Das, mit Verlaub, ist uns zu billig!
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