Kick-Fans könnten mit Zug direkt zum Stadion fahren - der Bahnsteig ist aber seit Jahren verwaist.
Als die jetzige UPC-Arena im Jahr 1997 eröffnet wurde, hat man einfach auf ihn vergessen. Und seitdem steht er gleich einem stummen Mahnmal für gebrochene Politikerversprechen da: der Bahnsteig direkt hinter dem Stadion in Liebenau.
1994 wurde er vom damaligen ÖVP-Sportstadtrat Werner Stoiser bei der Projekt-Präsentation des neuen Fußball-Mekkas noch als integraler, 800.000 Schilling teurer Bestandteil eines modernen Stadions vorgestellt. Zitat Stoiser damals: ,,Wenn dann etwa die Rapid-Fans kommen, können sie vom Bahnsteig unterirdisch in ihren Sektor gebracht werden."
Die Unterführung kam nie, wohl aber die Rapid-Fans (und andere). Am vergangenen Wochenende lieferten sich hunderte ,,Grün-Weiße" eine regelrechte Schlacht mit Sturm-Anhängern und der Polizei. Letztere fordert nun vehement eine - mit der schon beschlossenen Verlegung des Auswärtsfansektors Hand in Hand gehende - Inbetriebnahme des Bahnsteiges. Polizeigewerkschafter Michael Kosmus: ,,Würden wir Auswärtsfans von dort ins Stadion begleiten können, wären Ausschreitungen sicherlich besser zu verhindern."
Schildbürgerstreich ...
Wir halten also fest: Die Stadt Graz lässt in weiser Voraussicht einen Bahnsteig errichten, mit dem laut Exekutive sich so manch unschöne Szene verhindern ließe, benützt ihn aber nicht. Ein Schildbürgerstreich? ,,Nein, ganz und gar nicht. Die ÖBB hat nur leider wenig Interesse daran, Sondergarnituren vom Hauptbahnhof zum Stadion zu führen, da bei den wenigen Malen, wo das gemacht wurde, teure Vandalismusschäden entstanden sind", betont Stadtrat Gerhard Rüsch.
Heißt das also, der gesicherte An- und Abtransport scheitert an mangelnder Rentabilität? Das will man bei den Bundesbahnen so ganz und gar nicht auf sich sitzen lassen. Presselady Manuela Sorian dazu: ,,Fakt ist, die Stadt Graz hat bis heute für ihren eigenen Bahnsteig keine Betriebsstättengenehmigung erteilt. Wir müssen daher jedes Mal mit einer Ausnahmegenehmigung fahren. Wenn es die Stadt aber wünscht, werden solche Transporte natürlich angeboten, nur muss man diesen Wunsch auch äußern."
Autor Mario Lugger & Dieter Demmelmair
Quelle:
www.grazerwoche.atOb es hier auch Sinn macht, die Haltestelle in Zukunft für die S-Bahn immer offen zuhalten?