Ja, nur ist die Mathematik-Matura nicht die Politik, die Parameter ändern sich halt alle paar Jahre.
Nun, weder bei der SW-Linie haben sich die Parameter so geändert, dass eine Realisierung nicht mehr dringlich wäre, noch bei der Entlastungsstrecke, eher das Gegenteil ist der Fall.
Dass sich Parameter ändern und dadurch Pläne verworfen werden bzw andere Projekte vorgereiht werden ist klar, wobei man auch immer bedenken muss, dass dies wechselseitig passiert - z.B. war der Ring in Graz früher in beide Richtungen befahrbar, die Umstellung auf Einbahn war ein riesen Wirbel; die Annenstraße war früher ein Stau-Hotspot, heute ist sie weitgehen Autofrei, und das, ohne dass es anderswo einen Kollaps gibt. Es ist z.B. auch die Frage, ob das Mariatrostertal heute so dicht verbaut wäre, gäbe es keine Straßenbahn (das parallel verlaufende Stiftingtal ist ja z.B. nahezu leer von größeren Siedlungsbauten, und das bei durchaus vergleichbarer Lage). Daher ist nicht nur die Straßenbahn dorthin zu bauen, wo es dringlich wäre, es wäre auch die Infrastruktur zu stellen und danach die Entwicklung der Stadt darauf anzupassen (was ohnehin passiert, da gute Infrastruktur immer eine Entwicklung der Umgebung nach sich zieht). Dieser Punkt wurde jedoch längst (z.T. schon 60er/70er Jahre) verpasst, denn nun wächst die Stadt ohne passender Infrastruktur vor sich hin und es wird umso schwieriger, diese dem Bedarf nachträglich anzupassen. Dazu muss man dann halt auch den Mut haben und Straßen wieder dem MIV zu entziehen, um den Raum anders zu nutzen - was anderswo funktioniert, könnte bei uns ja auch gehen, nur da fehlt eben der Mut (oder die Vision).
Da werden dir die damals (und z. T. heute noch) Agierenden wahrscheinlich was anderes erzählen, weil solche Projekt sicher nicht "passieren". Es gab bei einigen sicherlich günstige Parameter. Problem war und ist, dass man nicht die wesentlichen Kernprojekte (v. a. die Entlastungsstrecke da nicht auch realisiert hat).
Nun, "passiert" ist natürlich überspitzt ausgedrückt - natürlich mussten auch solche Projekte vorbereitet, geplant, verhandeln, finanziert und gebaut werden - sie waren halt in keiner langfristigen strategischen Planung enthalten und wären weder davor noch danach realisiert worden, hätte man sich nicht bei anderen Projekten "mit dran" gehängt.
4er: ohne Bau Murpark (und Zutun des Bauherren) wäre der 4er wohl kaum zum Interspar verlängert worden
5er: wäre ohne Verlegung des Bahnhofs nicht passiert, hätte so auch keinen Sinn gehabt
7er: Ja, es wurde gebaut, aber eben nur die minimalst nötige Lösung, mit dem Ziel, die Kreuzung am Riesplatz für den MIV frei zu bekommen und eine Endstation mit Überholgleis für die doch stark frequentierte Linie 7 zu schaffen, und all dies auch bloß getrieben durch die Notwendigkeit im Zuge des Baus der MedUni. Zum Hahnhofweg hätte man zumindest auch eine gewisse Erschließung der Siedlungen gehabt, und v.a. auch den LKH-Kindergarten angebunden, denn wenn Bedienstete ihre Kinder dort abgeben wollen können sie es beinahe nicht öffentlich, da man für 4 Stationen in eine selten verkehrende, gerade zu Stoßzeiten aufgrund ihrer ungünstigen Linienführung auch extrem unzuverlässige Buslinie umsteigen muss.
3/6er: die Verlängerung Laudongasse war ja auch keine strategische Planung, sondern eine Verlegenheitslösung als Ersatz für die am Widerstand der Bevölkerung gescheiterten verlegten Endstation bei der Remise 3, die wiederum nur deswegen nötig wurde, da man die NVD am HBF baute. Ja, die NVD war länger geplant und sicherlich auch wichtig und richtig, aber der damit verbundene "Netzausbau" ist halt quasi passiert.
Aber, es gibt ja berechtigt Grund zur Hoffnung, weil bei Smart City sowie (beinahe) bei Reininghaus plant und errichtet man die Infrastruktur schon zusammen mit der Bebauung, um alles gemeinsam in Betrieb zu nehmen.
Und ja, wenn dann eines Tages (wann immer dann wirklich...) die Entlastungsstrecke existiert, dann wird einem Netzausbau (fast) nichts mehr im Wege stehen - fast, weil dann der Knoten Jakominiplatz nach einer dringenden Lösung schreit...
Denn: wie will ich die NW und SW-Linie dort auch noch unterbringen, vor allem dann noch mit längeren Fahrzeugen? Die derzeitigen Planungen sehen ja mWn eine Führung dorthin vor.
Wie gesagt, es ist etwas geschehen, klar, vor allem auch am Wagenpark und an Begleitmaßnahmen (Haltestellenausbau z.B.). Aber, von dem Berg an anstehenden Aufgaben ist dies in meinen Augen nur die Spitze...