Über die 22 Classic hinaus wurde keine Option mehr gezogen, mit den 6 N-Tw und Nf-Beiwagen eine für die nächsten Jahre günstigere Lösung gefunden.
Mit Verlaub, du scheinst von der Situation in Kassel keine Ahnung zu haben: Es wurden ja auch nicht mehr als 22 NGT8 bestellt (16 fest und 4 + 2 auf Option) und dass 6 N8C jetzt doch noch bleiben, ist eher eine jüngere Entscheidung. Man hat damit schlichtweg den Fuhrpark vergrößert und keinen 1:1-Ersatz gemacht. Und ob NF-Beiwagen überhaupt kommen, wird man nach dem Test mit einem der Rostocker-NF-Beiwagen sehen.
Insgesamt kann ich mir nicht vorstellen, dass man bei der neuen Flexity-Serie jetzt schon sagen kann, dass die nicht funktionieren. Man ist da ja noch in der Einführungsphase und da gibt es eine Menge Einstellungsarbeit.
Der dortige Fuhrpark besteht im Moment aus:
25 NGT6C (Duewag) mit den Baujahren 1990 und 1994 --> diese Fahrzeuge werden gerade einem Refitprogramm unterzogen --> dieses Fahrzeug war eines der ersten Niederflurfahrzeuge (70 %) in Deutschland
32 8(Z)NGTW (Flexity Classic) mit Baujahren zwischen 1999 und 2003 --> diese Fahrzeuge haben z. T. EBO-Zulassung für die Strecken nach Helsa und ins Baunatal (Großenritte)
22 NGT8 (Flexity Classic) mit Baujahren zwischen 2011 und 2013 --> zunächst sollten hier nur 16 Fahrzeuge beschafft werden, dann wurde aber doch eine Option von 4 + 2 Fahrzeugen gezogen
6 N8C mit Baujahr 1986 die weiterhin im Betriebsstand bleiben --> die weiteren 16 N8C mit Baujahr 1981 sind noch vorhanden, die meisten davon abgestellt, einige noch in Betrieb
28 8NRTW-E bzw. D (Alstom) für den RegioTram-Betrieb
Und jetzt mal zur Verdeutlichung, was eine Stadt - die angeblich pleite ist - so in den letzten Jahrzehnten an Straßenbahnausbau zusammenbringt, nachdem man Ende der 1970er-Jahre die Straßenbahn fast eingestellt hätte:
- zwischen 1992 und 1998 wurde die sogenannte Helleböhnstrecke errichtet (faktisch komplett aus Rasengleis bestehend, Investitionskosten seinerzeit knapp 30 Mio. Euro, rund 6 Mio. Neubaustrecke)
- 1995 wurde die Straßenbahn mit einer Neubaustrecke und mit Mitbenutzung eines Streckenteils der Kassel-Naumburger-Eisenbahn bis nach Baunatal/Großenritte (Stichwort: VW-Werk) verlängert
- 2001 wurde die so genannte Lossetalbahn bis Helsa eröffnet (bzw. die Bahnstrecke reaktiviert)
- 2006 wurde die Lossetalbahn bis Hessische Lichtenau verlängert (Investitionssumme für beide Abschnitte 65 Mio. Euro)
- 2007 Inbetriebnahme des RegioTram-Netzes (Tunnelverbindung unter dem Hauptbahnhof - Streckenlänge: 165 km)
- 2011 wurde die Verlängerung nach Vellmar in Betrieb genommen (knapp über 4 km Neubaustrecke)
Dazu kommen erhebliche Investitionen in Schleifenanlage (Druseltal, Ihringshäuser Straße, Holländische Straße), wo die Straßenbahn im Linksverkehr und Gleisverschlingen (Druseltal) so geführt wird, dass man zum Bus Tür-zu-Tür umsteigen kann (etwas wogegen sich z. B. die GVBHGL seit Jahr und Tag wehren), absolut funktionierende Beschleunigungsmaßnahmen (in Kassel steht man mit der Straßenbahn faktisch an keiner Ampel), perfekt ausgebaute Haltestellen (da sind z. B. die Bereiche mit günstigem Einstieg für Kinderwagen und Rollstühle extra mit gelben Flächen gekennzeichnet) und perfekte Fahrgastinformation (inner- und außerhalb des Fahrzeugs).
Insgesamt ist die Netzlänge der Straßenbahn heute knapp 53 km.
Und die nächsten Projekte werden kommen: Wiederaufbau Herkulesbahn, Strecken nach Waldau und Harleshausen.
W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)