Ausbau(planungen) Phyrnachse

Begonnen von Moderator1, 26 04, 2022, 13:21

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Moderator1


zweidreineun

In einem Artikel zum Neubau des Bosrucktunnels heißt es:
ZitatDer Bau des Bosrucktunnels sei aber mit dem des Semmeringbasistunnels vergleichbar – auch geologisch, erklärt Matthä: ,,Das Bosruckgebirge ist mindestens so kompliziert wie das Semmeringgebirge, was die Geologie betrifft."
Dem Namen nach nehme ich an, der neue Bosrucktunnel solle an einer ähnlichen Stelle gebaut werden, also ebenfalls den Bosruck führen.
Als Laie frage ich mich, ob eigentlich auch alternative Tunneltrassen in Erwägung gezogen wurden. Ich bin wie gesagt Laie, aber ist die Geologie nicht tendenziell komplizierter, je tiefer man sich durch einen Berg graben muss? Der bisherige Bosrucktunnel führt, genauso wie der Autobahntunnel, direkt unter dem Gipfel des Bosruck (1992m) hindurch, einem der höchsten Gipfel in der Gegend.
Wäre es nicht evtl. günstiger, eine Trasse zu wählen, die weniger tief unter der Erdoberfläche führt - zum Beispiel durch den Pyhrnpass? (mit 954m Passhöhe ganze 1000m niederiger als der Bosruck)
Pyhrnpass-Basistunnel-.jpg
Dadurch wäre der Tunnel zwär länger, aber vielleicht einfacher zu bohren?
Zusammen mit einer Umfahrung Selzthal und einem Ausbau bis Liezen könnte damit eine ähnlich gute Trasse entstehen.
In der roten Variante (Skizze) ergäbe sich der Vorteil, dass Personenzüge zwischen Graz und Linz in der Bezirkshauptstadt Liezen halten könnten und Liezen dann den Knoten bilden könnte (anstatt Selzthal), dafür wäre es ein Umweg für Güterzüge und wahrscheinlich schwieriger zu bauen als die blaue Variante.

PeterWitt

Nun, ob die Geologie im Bereich des Phyrnpasses so wesentlich anders ist wage ich nicht zu beurteilen, aber da die Schichtungen eher Ost/West verlaufen denke ich nicht an große Unterschiede - generell ist halt das Problem, dass relativ brüchiges Gestein wild aufgeworfen wurde und somit die Stabilität beim Graben nicht so gegeben ist.
Die direktere Anbindung von Liezen mittels der Schleife im Westen sowie einer Schleife Selzthal hätte aber bestimmt einen gewissen Charme. Wenn man dann die Züge aus dem Salzkammergut die ca. 10 km bis Liezen verlängert sowie etwaige Züge aus dem Gesäuse ebenso in Liezen enden lassen würde, man hätte einen mitunter tollen zentralen Knotenpunk für die Obersteiermark.

Ragnitztal

Zitat von: zweidreineun am  06 05, 2022, 22:57In einem Artikel zum Neubau des Bosrucktunnels heißt es:Dem Namen nach nehme ich an, der neue Bosrucktunnel solle an einer ähnlichen Stelle gebaut werden, also ebenfalls den Bosruck führen.
Als Laie frage ich mich, ob eigentlich auch alternative Tunneltrassen in Erwägung gezogen wurden. Ich bin wie gesagt Laie, aber ist die Geologie nicht tendenziell komplizierter, je tiefer man sich durch einen Berg graben muss? Der bisherige Bosrucktunnel führt, genauso wie der Autobahntunnel, direkt unter dem Gipfel des Bosruck (1992m) hindurch, einem der höchsten Gipfel in der Gegend.
Wäre es nicht evtl. günstiger, eine Trasse zu wählen, die weniger tief unter der Erdoberfläche führt - zum Beispiel durch den Pyhrnpass? (mit 954m Passhöhe ganze 1000m niederiger als der Bosruck)

Dadurch wäre der Tunnel zwär länger, aber vielleicht einfacher zu bohren?
Zusammen mit einer Umfahrung Selzthal und einem Ausbau bis Liezen könnte damit eine ähnlich gute Trasse entstehen.
In der roten Variante (Skizze) ergäbe sich der Vorteil, dass Personenzüge zwischen Graz und Linz in der Bezirkshauptstadt Liezen halten könnten und Liezen dann den Knoten bilden könnte (anstatt Selzthal), dafür wäre es ein Umweg für Güterzüge und wahrscheinlich schwieriger zu bauen als die blaue Variante.

Die ,,geologischen Schwierigkeiten", wie sie manchmal im Tunnelbau auftreten, haben selten etwas, zumindest hier in Österreich, mit der ,,Tiefe",  also der Mächtigkeit der Gesteinsüberdeckung selbst zu tun, sondern fast immer mit der Beschaffenheit des Gesteins. Im Falle von Semmering-Basistunnel oder dem Bosrucktunnel findet man zumindest abschnittsweise (reines) Kalkgestein vor, welches unter Einwirkung (kohlen-)sauren Wassers zu Verkarstung neigt, d. h. zur Ausbildung von Höhlen, Dolinen, Schlünden, Schächten. Beim Durchqueren solcher geologischen Schichten gehen Probleme im Tunnelbau, wie Wassereinbrüche und Verstürze im Tunnelvortrieb einher. Beim SBT macht man gerade diese leidige Erfahrung. Des Weiteren können manchmal tektonisch stark beanspruchtes zerrüttetes Gestein in Bereich geologischer Störzonen den Vortriebsmaschinen zu Schaffen machen.

Ob man mit den von Dir vorgestellten alternativen Varianten der Karstproblematik gänzlich entkommen kann, kann ich dir nicht genau beantworten, ich bezweifle das aber. Ich bin selbst nur ein fachlicher Laie, der sich nur hobbymäßig ein bisschen mit Geologie beschäftigt.  ;)

FlipsP

Ragnitztal hat es eh schon sehr gut ausgeführt, aber ich möchte doch noch ein wenig ergänzen.

Die Überdeckung (also wie viel Berg über dem Tunnel ist bzw wie tief er gegraben wird) ist beim Tunnelbau eher egal. Weitaus problematischer ist die Länge (und die wird bei höherer Überdeckung natürlich immer länger), weil hier einfach viel mehr Störzonen vorkommen können.

zweidreineun

Danke für eure Antworten!
Dann kommt es wohl einfach auf das Gestein an. Könnte sich ja trotzdem lohnen, alternative Trassen wie diese auf Störzonen zu untersuchen und zu vergleichen.

Zitat von: FlipsP am  07 05, 2022, 06:47Weitaus problematischer ist die Länge (und die wird bei höherer Überdeckung natürlich immer länger)
In diesem Fall wär das eben nicht so - der Pyhrnpass-Basistunnel wäre länger als der bisherige Bosrucktunnel, obwohl die Überdeckung niedriger wäre.

Zitat von: PeterWitt am  06 05, 2022, 23:17Die direktere Anbindung von Liezen mittels der Schleife im Westen sowie einer Schleife Selzthal hätte aber bestimmt einen gewissen Charme. Wenn man dann die Züge aus dem Salzkammergut die ca. 10 km bis Liezen verlängert sowie etwaige Züge aus dem Gesäuse ebenso in Liezen enden lassen würde, man hätte einen mitunter tollen zentralen Knotenpunk für die Obersteiermark.
Genau, so würde ich mir das vorstellen. Liezen wäre als Bezirkshauptstadt und größte Stadt in der Gegend wohl wesentlich besser als Knotenpunkt geeignet.
Der Bahnhof Selzthal würde dann wohl nur noch durch die Gesäusebahn bedient werden - hoffentlich nicht nur am Wochenende - und als Abstell-/Rangierbahnhof dienen.

FlipsP

Zitat von: zweidreineun am  09 05, 2022, 23:40In diesem Fall wär das eben nicht so - der Pyhrnpass-Basistunnel wäre länger als der bisherige Bosrucktunnel, obwohl die Überdeckung niedriger wäre.

Klar ist das möglich!
Es wären ja auch 2 verschiedene Standorte der Tunnel. Aber am selben Standort kann das nie gehen. Da hat ein Basistunnel immer eine höhere Überdeckung, als ein Scheiteltunnel.

Aber wie schon geschrieben: Die Überdeckung ist im Prinzip egal. Die hat keinen großen Einfluss.