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Qualitätsbilder / An der blauen Welle (1/3)
Letzter Beitrag von 5047er - 22 05, 2024, 23:51
Eigentlich hatte ich ja nur Lust darauf, einen kurzen Ausflug nach Budapest zu machen.  Insbesondere die Straßenbahnlinien nach Pesterzsébet hatten es mir angetan. Ich war dort draußen zwar schon, aber vor einiger Zeit hat "flow" hat das auch vor einiger Zeit recht "schmackhaft" präsentiert und so eine Fahrt im Sommer am offenen Fenster einer unklimatisierten Straßenbahn hat für mich schon einen gewissen Reiz.

Im Juli ergab sich dann die Gelegenheit, zwei Tage dafür frei von sämtlichen Verpflichtungen zu bekommen. Zufälligerweise fiel der erste Tag dann auch auf das Retro-Wochenende am Balaton. Eigentlich war ich ja bisher kein besonderer Freund großer Eisenbahn-Veranstaltungen, wo sich Hunderte Leute in übervolle Züge quetschen, einem beim Fotografieren immer jemand im Bild steht, oder ähnliches. Dennoch baute ich das "Retró hétvége" spontan in die Planung ein, schlimmstenfalls könnte man ja flexibel sein und entlang einer der mir bisher noch nicht bekannten Strecken am Balaton einfach in Richtung Budapest weiterfahren.

Am Sonntag, dem 10. Juli 2023 war es dann soweit, zwei heiße und sonnige Tage in Ungarn waren vorausgesagt und ich fand mich rechtzeitig vor Abfahrt in der S3 4700 am Grazer Hauptbahnhof ein. Die Fahrt bis Szentgotthárd verbrachte ich vorwiegend mit der Recherche, welche Straßenbahn - Strecken in Budapest in Betrieb sein würden, und was baustellenbedingt gesperrt wäre - schließlich sind ja auch in Ungarn gerade Sommerferien, und damit Baustellenzeit. Pesterzsébet war offen, das hatte ich schon im Vorfeld recherchiert. Die meisten anderen Strecken, denen ich potentiell gerne einen Besuch abgestattet hätte, waren jedoch tatsächlich gesperrt, also keine Straßenbahn nach Hűvösvölgy und zum Márton Áron tér, auch die H7 war komplett gesperrt. Auch an weiteren Strecken war Baustelle angesagt, es wird also fleißig an der Instandhaltung der Infrastruktur gearbeitet. Schade, aber trotzdem würde es in Budapest garantiert nicht langweilig werden. Für den heutigen Tag hatte ich mir noch kein fixes Programm zurecht gelegt, das sollte dann eher spontan entscheiden werden.
Ohne vielen Besonderheiten wurde Szentgotthárd pünktlich erreicht. Bei 18 Minuten Umsteigezeit kam kein Stress auf, daher erst einmal das obligatorische Foto vom angekommenen Zug.
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Eine kleine Impression aus dem Anschluss-Flirt nach Sopron, den ich bis Szombathely benutzte.
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Was den Fahrkartenkauf in Ungarn angeht, nutzte ich diesmal vorwiegend Online-Tickets in der MÁV-App. Um jedoch lästigen Kartengebühren vorzubeugen, nutzte ich mein neues "Revolut"-Konto (danke für die Empfehlung), das ich vorab mit einigen Euro aufladen konnte, die ich wiederum zu einem guten Kurs recht unproblematisch direkt in Forint umtauschen konnte. So war also kein Fahrkartenkauf am Schalter von Nöten und ich löste ein Ticket nach Nemesgulács-Kisapáti, dem ersten Halt hinter Tapolca auf der Balaton - Norduferstrecke. Da sollte ich flexibel bleiben, falls ich beschließen sollte, in Tapolca zu bleiben oder den Anschlusszug nach Balatonfüred zu nehmen. In diesem könnte ich dann ja spontan noch eine Fahrkarte für die Weiterfahrt kaufen. Es soll ja auch ein günstiges Tagesticket für alle Strecken rund um den Balaton geben, ich war aber nicht fähig, mir über die App ein solches zu besorgen.  Beim Fahrkartenkauf bot mir die App an, die Teilstrecke von Celldömölk bis Tapolca für einen kleinen Aufpreis in der ersten Klasse angeboten. Wieso ich das eigentlich unschlagbare Angebot ablehnte, kann ich nicht mehr sagen.

In Szombathely hatte ich dann dank pünktlicher Ankunft (übrigens die letzte des Tages) auch gut zehn Minuten Umsteigezeit. Währenddessen kam 480 007 mit IC 922 "Savaria" eingefahren.
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 Zur Weiterfahrt als Sz 9087 nach Celldömölk stand eine V43 mit drei y-Wagen bereit. Pünktlich ging es los, planmäßig mit lediglich einem Zwischenhalt in Sarvar. Der Zug war mäßig frequentiert, gefühlsmäßig je zur Hälfte mit Leuten mit Kamera, Nohab T-Shirt oder ähnlichem sowie Leuten mit Badetasche, insofern erfüllt der Zug ganz klar seinen Zweck als Balaton-Zubringer. Pünktliche Abfahrt in Sarvar, in Ostffyasszonyfa (zugegebenermaßen noch nie zuvor gehört) gab es dann einen Betriebsaufenthalt. Offenbar Befehlsübergabe durch den Fahrdienstleiter. Ein paar Minuten Aufenthalt, mit einem knackigen Achtungspiff wurde die Zugbegleiterin vom Lokführer aus dem Zug gelockt, um an der Abfertigung mitzuwirken und schon ging es weiter. Doch nicht etwa ohne weiter Zwischenhalte, denn vor jeder technisch gesicherten EK wurde angehalten, kurzer Achtungspfiff und dann ging es weiter. Bei einer EK waren dann tatsächlich auch Leute am werkeln, es dürfte dann also eine Störung gegeben haben, wobei augenscheinlich alle EKs für die restlichen Verkehrsteilnehmer rot waren. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir Celldömölk,  aus dem planmäßigen 10-Minuten Anschluss ist eine Zwei-Minuten Zitterpartie geworden.  Immerhin gab es einen bahnssteiggleichen Anschluss.
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 So eine nicht vorhandene Seitenselektive Türsteuerung kann da eine ungemeine Hilfe sein, wobei der Anschluss-Gyorsvonat 19607 auch alle Fahrgäste, die den Weg hinten herum gewählt hatten, noch abgewartet hat.
Als Zulok fungierte übrigens die M62 194, als Wagenzug war eine klassische Schnellzuggarnitur unterwegs, auf ungarisch nennt sich diese "Vastagcsíkos Gyorsvonat". Genauer gesagt war der Zug aus zwei Wagen mit den charakteristischen eckigen Fenstern, gebaut in Posen/Polen sowie zwei Bautzner Wagen, einer davon erster Klasse, unterwegs. An sich dürften diese Wagentypen durch die Lieferung von Neufahrzeugen in den letzten Jahren komplett aus dem Planverkehr verschwunden sein. Umso schöner ist es zu sehen, dass die MÁV-Start offenbar Interesse an der Erhaltung ausgemusterter Wagentypen zu haben scheint.
Die Auslastung in der zweiten Klasse war sehr hoch, sodass ich es vorzog, am Gang zu bleiben, anstatt mir mit ca. fünf bis sieben Mitreisenden ein Achter-Abteil zu teilen. Da hätte sich der Aufpreis auf die zumindest etwas weniger stark ausgelastete erste Klasse schon gelohnt. Naja, zu spät.
Immerhin bot der Stehplatz am Fenster einen guten Blick auf die arbeitende Zuglok. Ich gehöre ja eigentlich nicht wirklich zu den großen Fans von lauten und stinkigen Loks, dennoch muss ich zugeben, dass das Schauspiel für eine Diesellok schon sehr imposant ist. Ungewohnt, aber erwartbar war es natürlich auch, wenn man unterwegs bereits von -zig Fotografen erwartet wird.
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Nachdem mein Plan war, in Tapolca auszusteigen, ging ich kurz vor der Ankunft noch in den ersten Wagen, um vorne Aussteigen zu können. Dabei wollte sich die Lok noch durch die Übergangstüre fotografieren lassen.
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In Tapolca gab es dann das erwartete Getümmel. Überall waren Leute unterwegs, die den Retró - Zug schon sehnsüchtig erwarteten. Wir hatten ein paar Minuten Verspätung und mein eigentlicher Anschlusszug war nicht da, der war wohl hoffentlich noch nicht abgefahren. Immerhin stand er noch am Abfahrtsmonitor, der schien also noch gar nicht bereitgestellt zu sein.
Daher hatte ich noch genug Zeit, den Gy 19607 bei der Abfahrt zu fotografieren.
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Kurz darauf wurde mein Zug bereitgestellt, 628 317 mit dem Sz 19775 nach Balatonfüred. Nach dem auf der MÁV - Seite im Internet veröffentlichten Plan sollte da ja eigentlich eine M41 drauf sein, aber noch eine M62 nimmt man auch gerne. Auch der Zug war gut gefüllt, neben "normalen" Fahrgästen waren sichtlich auch international bunt gemisches Publikum dabei. Einen Sitzplatz fand ich aber dennoch. Nachdem ich keinen besseren Plan hatte, stieg ich wie geplant in Nemesgulács-Kisapáti aus. Das Thermometer stand bereits sicher auf über 30°C, aber ich war mit Sonnencreme und 6 Liter Mineralwasser in Plastikflaschen, die ich mir in der Früh noch schnell besorgt hatte, gut bewaffnet, um in der ungarischen Einöde nicht zu dehydrieren. Nach dem Aussteigen wollte ich noch ein Foto vom Zug machen, dabei verhielt ich mich aber äußerst ungeschickt. Ich wollte die hübsche schwarz-weiß gestriche Begrenzung als erhöhten Standpunkt für das Foto nutzen, verbrachte aber so viel Zeit damit, dass ich dabei das eigentliche Foto verhaut habe. Naja, immerhin machte ich zuvor noch ein Foto, bevor der Zug abgefahren war.
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Nachdem ich das Foto versemmelt hatte, wollte ich auch für den nächsten Zug hier bleiben. Nach einigen Minuten Wartezeit versammelten sich ein paar Leute, Familien mit Kindern am Bahnsteig. Ich wusste nicht so recht, was die wollten. Kurz darauf kündigten sich Pfiffe an. Ahh, jetzt war alles klar, die wollten Dampflok schauen. Die 424 247 mit dem Ex 1972 "Tekergő" (Szolnok - Tapolca) nahm ich gerne mit, wenn auch im vollen Gegenlicht, der Zug war übrigens rund 15 Minuten verspätet.
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Einige Minuten später trat mein persönlicher Starzug die Strecke. Retró hétvége hin oder her, aber ein "Mit der Kirche ums Kreuz - Badesaison - Intercity" ist irgendwie eine coole Sache. Noch dazu mit einer wild zusammengewürfelten Garnitur, die ich später noch besser kennenlernen würde. 418 330 zeigte sich mit IC 19705 "Kék Hullám (auf Deutsch "Blaue Welle") von Szombathely nach Budapest Déli und machte hier auch Halt. Die beiden Zugbegleiter geben von hinten nach vorne zuerst Abfahrbeit und anschließend mit der grünen Winkscheibe fertig und schon geht es mit rund zehn Minuten Verspätung weiter.
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Spannend ist auf dieser Linie übrigens auch das Halteschema, denn von Szombathely ausgehend sind die Züge dieser Linie bis Tapolca echte Intercitys, um anschließend bis Balatonfüred an nahezu jeder Station zu halten, ehe sie ab dort wieder zu echten Fernverkehrszügen werden.

Nunja, ich kannte mich hier jetzt nicht unbedingt gut aus, so ging ich in der Mittagssonne mit schwerem Rucksack zuerst der Hauptstraße, dann entlang von Feldwegen ungefähr den halben Weg zurück nach Tapolca, wo ich auf der Fahrt eine durchaus nette Stelle entdeckt hatte. Wobei, der schwere Rucksack sich unterwegs bei den Außentemeraturen dann doch zunehmend leerte ich es keineswegs bereute, so viel Wasser gebunkert zu haben. Es kam 628 321 mit der Schnellzuggarnitur, mit der ich nach Tapolca gefahren bin. Der Zug nannte sich nun Sz 19785 von Tapolca nach Balatonfüred.
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Ich ging wieder zurück nach Nemesgulács-Kisapáti, nicht besonders einfallsreich, möchte man meinen. Aber wenn man mit dem Zug unterwegs ist, ist der Aktionsradius gewissermaßen begrenzt. Schon bald kündigte sich der nächste Kék Hullam an, grob gesagt gibt es hier während der Sommerfahrplans einen 50-/70-Minuten - Takt. Alle zwei Stunden einen lokbespannten IC sowie alle zwei Stunden einen Regionalzug, der planmäßig mit einer dreifachen Brotdose fahren würde, aufgrund des Retro-Wochenendes aber mit besondererem Material unterwegs war. Es zeigten sich 418 149 und 418 130 mit dem IC 19795 (Tapoca - Budapest Déli).
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Wer wenig Interesse an Reisezugwagen bzw. Zugbildungen hat, möge bitte die folgenden Zeilen überspringen.
 Ich gehe kurz auf die planmäßige Zugbildung der Züge dieser IC-Linie ein: In Richtung Budapest hängt an erster Stelle einer der noch recht neuen ARmz, anschließend ein modernisierter CAF Bmz, ein modernisierter und klimatisierter DWA Bpmz, ein Bdmpee (ein modernisierter und umgebauter Bmx mit großzügigen Fahrradabteil) sowie als fünfter Wagen üblicherweise ein Bmx, der eigentlich ein Mittelwagen der BDVmot-Triebzüge ist. An starken Reisetagen können einzelne Züge natürlich auch nach Bedarf verstärkt werden. Am frühen Sonntag Nachmittag dürfte es einiges an Urlauber-Rückreiseverkehr geben und dementsprechend war der Zug mit zwei Schwalben (Fecske)-Bhv verstärkt.

Bis zum nächsten Zug war nun 70 Minuten Zeit. Beim Warten auf den letzten Zug erspähte ich wenige Meter entfernt Tische, auf denen Leute Platz nahmen und sich wieder entfernten, das könnte durchaus ein Lokal sein, wo es etwas zu Essen gibt, das wäre eine willkommene Abwechslung zu Salzgebäck und dem mitgebrachten Jausebrot. Ich hatte eh Zeit und so sah ich mir die Lokalität genauer an. Drei junge Herren waren zugegen, offenbar die Betreiber des Lokals. Man sprach mich freundlich auf ungarisch an, jedoch gab ich zu verstehen, dass mir eine Konversation in anderer Sprache lieber wäre. In aus österreichischer Sicht perfektem Englisch gab man mir zu verstehen, dass ich in der Gilvesy vinotéka, gelandet bin. Es gibt daher vor allem Wein, aber auch verschiedene kleine Snacks sowie Pizzen. Ich bestellte eine Pizza sowie ein Glas hervorragenden Weißwein nach Empfehlung, ich habe leider vergessen, welcher. Einer der drei verschwand sodann mit einem Sackerl Rucola hinter einem recht rustikal wirkenden Garagentor. Ich bekam mein Glas Wein, der übrigens großartig geschmeckt hatte und hielt etwas Small Talk mit dem Kellner. Ich wusste nun, dass hier in der Gegend ein bedeutendes Weinbaugebiet ist und er, dass hier ein Retro-Wochenende bei der Eisenbahn stattfindet. Wenige Minuten später kam der andere mit einer optisch und geschmacklich überzeugenden Pizza aus dem Garagentor hervor, einzig etwas größer hätte sie sein können.

Nach dem Bezahlen nahm ich, wenig kreativ, wieder an der selben Stelle an der Haltestelle Platz. Es waren bereits andere Fotografen vor Ort, ich grüßte freundlich mit "Jó napot". Mangels Wissen, ob ein verbaler Austausch mit den Hobbykollegen an der Verständigung scheitern würde, war ich eher still. Obwohl, zwischendurch waren dann schon auch deutschsprachige Wörter zu vernehmen. Bitte nicht übel nehmen, falls jemand vor Ort war, mit dem ich dann nicht in Konversation getreten bin. Beim folgenden Zug wurde es dann sogar spannend, ob die berühmte Fotowolke nicht das Bild etwas veranstalten würde. Wunschgemäß wurde das Foto von 628 329 mit dem "Télikék személyvonat" dann aber doch sonnig, was auch bei den anwesenden Fotografen sichtlich für ein Aufatmen sorgte.
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Den nächsten Kék Hullam wollte ich noch abwarten, der sollte wieder sieben Wagen haben und daher in Doppeltraktion mit einer M62 an der Spitze kommen. Es machte zumindest den Eindruck, dass man ab sieben Wagen eine zweite Lok braucht. Ob dies tatsächlich so ist, weil eine M41 zu schwach ist oder der Fahrplan nicht haltbar wäre, kann ich nicht sagen. Es kam dann sogar eine Dreifachtraktion, 628 305 vor zwei 418ern, dessen Nummern ich gerade nicht parat habe mit IC 19703 (Tapolca - Budapest-Déli), am Zugschluss mit zwei Bmx als Verstärker.
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Nachdem der Zug durch war, ging ich über die EK und stieg in den letzten Wagen des Zuges ein, der gerade zum Halten gekommen war. Man möge mich gerne für verrückt halten, aber ich mag unklimatisierte Fahrzeuge im Sommer, es ist für mich einfach deutlich angenehmer in einem Fahrzeug wo die Temperaturen ähnlich wie draußen sind, als wenn man sich plötzlich wie in einem Kühlschrank à la railjet (oder andere modernen Fahrzeuge) findet, wo man plötzlich eine Jacke braucht, es über zehn °C weniger als draußen hat und man sich von gefühlt eiskalter Luft aus der Lüftung eine Erkältung holt. In der alten Farbgebung wirkt die Inneneinrichtung des Bmx etwas altbacken, irgendwie ist es aber trotzdem angenehm.
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 Bei Badacsonylábdihegy ist zum ersten Mal der Balaton zu sehen.
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In Badacsonytomaj kam der Zugbegleiter zur  Fahrkartenrevision, und teilt mir gleich noch etwas mit, zumindest " tíz perc késés" waren für mich verständlich. Auf der eingleisigen Strecke konnte das eigentlich eh nur der Gegenzug sein. Nach einigen Minuten schaute dann eine 418er mit dem Gegen-IC vorbei und es konnte weiter gehen.
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Der Zug füllte sich zunehmend, und bei dem Andrang war auch klar, dass auch der oft lange Fahrgastwechsel an den Stationen keinen unwesentlichen Teil zu den Verspätungen auf dieser Strecke beiträgt. Dann doch wenige Kreuzungsbahnhöfe auf der eingleisigen Strecke bei einem doch relativ dichten Verkehr im Sommer und die Verspätung kann sich über den Tag gesehen ziemlich aufschaukeln. In Révfülöp verlasse ich den Zug wieder. 

Ich ging auf die Fußgängerbrücke, die vom Bahnhof zum Strand führt. Der Gegenzug hätte planmäßig bereits kommen sollen und die Zugkreuzung hätte man von Zánka auch hierher verlegen hätte können, wenn der Zug denn pünktlichgewesen wäre. Doch das war nicht der Fall und so hieß es warten. Das war mir aber eh lieber, denn planmäßig wird hier am Nachmittag nicht gekreuzt und so müssten die nächsten Züge in Richtung Tapolca alle am "fotogensten" Gleis in der Mitte, also dem durchgehenden Hauptgleis kommen. Dachte ich mir zumindest. Auf der Fußgängerbrücke war viel Betrieb, vor allem Gäste des Strandbades waren in beide Richtungen unterwegs. Nach einigen Minuten Wartezeit war dann eine Durchsage am Bahnhof zu vernehmen, die den Regionalzug nach Tapolca ankündigte. Személyvonat und elsö vágány (Bahnsteig 1) war für mich soweit verständlich.  Also nichts mit dem mittleren Gleis, schade. Mit rund 20 Minuten Verspätung tauchten 418 130 und 149 mit dem Sz 19776 auf, der Fahrdienstleiter hatte auch offenbar was mitzuteilen. Gut, mittlerweile war es auch schon fast Zeit für den nächsten Gegenzug, den "schnellen" Ex 1973 "Tekergő". Den wollte man offensichtlich recht pünktlich durchbringen.
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Noch eine Aufnahme von "unten".
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Ich wollte den Zug nochmals einige Hundert Meter weiter Richtung Westen zu fotografieren, da eh genug Zeit dafür sein sollte. Doch da der Zug offensichtlich auf sich warten ließ und auch vom Gegenzug noch keine Spur war, schaute ich mal am Handy nach einer Fahrgelegenheit nach sowie einer Unterkunft in Budapest. Eigentlich hatte ich ja am Vormittag mit dem IC 19701 geliebäugelt, besser gesagt mit dem "Retro"- 1.Klasse Wagen ARp, der da drauf war, zudem hätte der auch einen echten Speisewagen gehabt. In der App wurde die 1. Klasse dann aber als ausverkauft angezeigt, schade. Also hatte ich eh keinen Stress, unbedingt diesen Zug buchen zu wollen, ließ es also vorerst bleiben. Auf die Unterkunft habe ich jetzt nicht unbedingt viel Wert legen wollen, da klar war dass ich eh erst am späten Abend da war und in der Früh schon zeitig wieder aufstehen wollte buchte ich mir ein Bett im 6er-Schlafsaal in einem Hostel in Erzsébetváros.

 Es war übrigens wieder die klassische Schnellzuggarnitur, am Zugschluss hänge übrigens 628 321. Zwischen dem Foto am Bahnhof und dem Foto hier lagen übrigens stolze 23 Minuten - so eine Zugkreuzung kann einem Zug schon eine schöne Verspätung mitgeben.
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Da an sich schon bald der nächste IC kommen hätte sollen, ging ich wieder auf die Brücke. Doch in etwa zu dessen Planzeit kam kein IC, sondern ein Leerpersonenzug. Damit hatte ich nicht gerechnet, war aber sehr erfreut. Es zeigten sich 628 304 und 418 304 mit einer stattlichen Schlange aus "Schwalben"-Bhv.
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Da mittlerweile der nächste Gegenzug im Form des Sz 19783 anstand, war wieder das vom letzten Zug bekannte Prozedere angesagt, einmal von unten.
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Und noch einmal nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof.
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Der Sz 19783 kreuzte im Bahnhof noch den folgenden Kék Hullám, sodass 418 316 mit auch nicht am mittleren Gleis daherkamen, sondern wieder "elsö vágány" angesagt war. Noch einmal die exakt selbe Stellen wollte ich jetzt nicht unbedingt, sodass ich eine andere Perspektive mit viel Lok und wenig Zug an der Ausfahrt wählte. Macht jetzt nicht gerade viel her, aber eine bessere Idee hatte ich nicht.
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Nachdem der IC fast pünktlich war, hatte ich eine knappe dreiviertel Stunde bis zum nächsten Zug. Daher machte ich einen kleinen Spaziergang zum Strand. Es wirkte alles recht einladend und mit Lokalen, einer Speilhalle etc. gab es die typische Infrastruktur eines Urlaubsortes. Am Stand fühlte man sich dann schon fast wie am Meer, sehr angenehm. 
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Wieder am Bahnhof kündigte die Ansage den Sz 19786 von Balatonfüred nach Tapolca wieder am Bahnsteig 1 an. Aber wieso? Eigentlich sollte hier doch kein planmäßiger Gegenzug kommen, oder etwa doch? Scheinbar war der IC 19793 noch überfällig und gut eine Halbe Stunde verspätet. Nicht gerade begeistert war ich erneut über den Bahnsteig. Unbedingt viel Licht hätte der da jetzt nicht mehr, deshalb nahm ich die hübsche 628 329 am Beginn des Bahnsteigs auf.
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Kurz überlegte ich, dem nächsten Zug in gut einer Stunde noch entgegen zu fahren und irgendwo mitzunehmen. Da ich aber nicht über eine besonders gute Ortskenntnis verfügte entschied ich, mit dem IC gleich nach Budapest zu fahren, um nicht zu spät am Abend anzukommen. In der App ließ sich der Zug nicht mehr buchen, da er ja eigentlich schon abgefahren wäre. Also versuchte ich mich am Automaten. Den Zug konnte man noch auswählen, ich fütterte den Automaten mit einem 10000 Forint - Schein und hielt kurze Zeit später einen Fahrschein, eine Sitzplatzreservierung und einige Forint sowohl Papiergeld als auch an Münzen in Händen. Schnell habe ich noch meine Wasservorräte am Trinkbrunnen aufgefüllt. (So nebenbei, In Ungarn gibt es praktischerweise an sehr vielen Bahnhöfen Trinkbrunnen - hier könnten sich die ÖBB eine ganz große Scheibe abschneiden!). Und schon fuhr der stattliche 7-Wagen Kék Hullam ein.

Meine Reservierung war für den Wagen 7, wieder ein Bmx. Eigentlich wollte ich mir ja die 1. Klasse Premium im ARmz gönnen - die war aber ausverkauft. Ich genieße die Fahrt am Fenster und habe bis Balatonfüred eine Vierergruppe für mich. Da dort aber ohnehin ein Lokwechsel stattfand, schaute ich kurz nach draußen. Die 418 149 und 130 gingen vom Zug und im Hintergrund wartete bereits eine 433 darauf, nun zu übernehmen.
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Ich stieg in den Halbspeise- bzw. eher Halbbistrowagen ein und wollte mich bezüglich den gastronomischen Angebotes informieren. In bestem Englisch gab man mir zur verstehen, dass man nur Snacks und keine warmen Speisen habe. Schade, dann wurde es eben ein kühles Soproni. Ich schlenderte also Wagen für Wagen durch den Zug, mittlerweile war auch in der 2. Klasse auch fast jeder Platz besetzt (auch der Fahrradwagen war bummvoll mit Fahrrädern) und ich hätte auf meinem reservierten Platz drei Mitreisende gehabt. Da fiel mir in meinem Wagen aber ein Klappsitz am öffnebaren Fenster gegenüber vom WC auf, der nicht besetzt war und auch keine Platznummer besitzt. Gekauft, übrigens mit bestem Blick auf den Schaltschrank.
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Ab Balatonfüred wurden wir Fahrgäste übrigens an allen - jetzt eh nur mehr wenigen - Haltebahnhöfen auf Ungarisch und Englisch begrüßt und verabschiedet sowie über die aktuelle Verspätung informiert. Wie es sich für einen IC eben gehört. In flotter Fahrt ging es großteils entlang von Campingplätzen und Ferienwohnungen in zweiter Reihe dem Balaton entlang. Meist parallel zum hier meist gut ausgebauten und teilweise sogar eigens beleuchteten Radweg. In der beginnenden Abenddämmerung bei sommerlichen Temeraturen am offenen Fenster dem See entlang reisen - das hat definitiv was für sich. In Székesfehérvár war dann nochmals ein größerer Fahrgastwechsel angesagt, wobei hier deutlich mehr Leute aussteigen als ich mir erwartet hätte und von da an ging die Fahrt in die beginnende Nacht hinein ehe dann bald Budapest erreicht war. Ich wollte bis zum Déli pályaudvar mitfahren, obwohl Kelenföld vermutlich schneller gewesen wäre. Wobei der Déli für einen Retro-Tag da eh die viel passendere Wahl war. Irgendwie mag ich den leicht morbiden Charme dieses Bahnhofs. Irgendwie war die Zeit hier wie stehen geblieben,  alles war noch gleich wie bei meiner ersten Reise nach Budapest vor auch schon über zehn Jahren, wo ich auch hier angekommen bin. Sehr erfreut war ich, hier noch auf das alte Logo der  Metró zu stoßen.
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Ich kaufte mich am Automaten am Metró-Eingang eine 24-Stundenkarte, obwohl diese im Vergleich zu den Einzelfahrten eigentlich schon fast unverschämt teuer ist, und schon ging es die für die M2 typisch lange Rolltreppe nach unten. Ich dürfte die letzte Metro knapp versäumt haben, in 8:30 Minuten sollte die nächste fahren. Irgendwie fühlte sich die Wartezeit bis dahin gefühlt ewig an. Die Fahrt war dann jedoch kurzweilig und an der Station Astoria stieg ich wieder aus. Ich hatte noch Hunger, daher "gönnte" ich mir am Weg zum Hostel noch ein recht kalorienreiches Abendessen. Schon recht müde erreichte ich nach 23 Uhr das Hostel, wo ich ich von meinen Zimmergenossen freundlich empfangen wurde. Nachdem ich am nächsten Tag früh raus wollte, wurde es recht bald Zeit fürs Bett.
#22
Straßenbahn / Re: Straßenbahnbilder aus Wien...
Letzter Beitrag von Öffis Graz - 22 05, 2024, 23:46
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Wiener Linien E2 4043 & c5 1420 beim Quartier Belvedere, 21.05.2024
#23
Fernbusse / Re: Neuer Fernbusterminal Wien...
Letzter Beitrag von riggnix - 22 05, 2024, 19:45
Zitat von: 7jgt am  22 05, 2024, 09:07Unabhängig davon, dass das sicherlich sinnvoll wäre, würde man damit ins Stadtzentrum allerdings länger brauchen als mit der Linie 32 (die ja auch nicht "irgendeine" Buslinie mit vollkommenem Ramsch-Takt ist, sondern zumindest im 7,5min-Takt fährt).

Linie 32 gehört eh auch durch eine Straßenbahn ersetzt  ;)
#24
Störungen/Behinderungen / Re: Störungen, Behinderungen u...
Letzter Beitrag von flow - 22 05, 2024, 17:44
Die Tram wurde auch nicht abgeschleppt sondern ist aus eigener Kraft in Richtung Steyrergasse gefahren.

Die Sperre war dann auch nach nur etwas mehr als einer Stunde wieder aufgehoben.
#25
Störungen/Behinderungen / Re: Störungen, Behinderungen u...
Letzter Beitrag von TW 529 - 22 05, 2024, 17:29
Zitat von: PeterWitt am  22 05, 2024, 15:45Genau, und der SUV kugelt deswegen vor Lachen am Boden.

Bei derartigen "Leistungen", sowie den permanenten Zeit/Geschlecht/Fallfehlern, die so tagtäglich in der Zeitung vorkommen, frage ich mich schon, ob das alles die künstliche Unintelligenz verfasst, oder doch noch echte Menschen (mit schlechten Deutschkenntnissen).
Der Redakteur Saria ist dafür bekannt wenn es um Öffithemen geht, dass es meist nicht der Realität entspricht, was wirklich passiert ist, wenn man nicht genau recherchiert.. ::)
#26
Störungen/Behinderungen / Re: Störungen, Behinderungen u...
Letzter Beitrag von sweiland - 22 05, 2024, 15:51
Zitat von: PeterWitt am  22 05, 2024, 15:45ob das alles die künstliche Unintelligenz verfasst, oder doch noch echte Menschen (mit schlechten Deutschkenntnissen)

Die schwindende Textqualität bei eh allen österreichischen Medien ist mir schon so lange ein Dorn im Auge, dass das gar keine KI sein kann.
Es muss ja kein professionelles Lektorat sein, aber zumindest die Rechtschreibprüfung in Word sollte man bemühen, bevor ein Artikel online oder in den Druck geht..
#27
Störungen/Behinderungen / Re: Störungen, Behinderungen u...
Letzter Beitrag von PeterWitt - 22 05, 2024, 15:45
Zitat von: danihak am  22 05, 2024, 15:27Puh. Möglicherweise hat sich die Bim auch nur vorm Auto gefürchtet und ist deshalb abgebogen...
Genau, und der SUV kugelt deswegen vor Lachen am Boden.

Bei derartigen "Leistungen", sowie den permanenten Zeit/Geschlecht/Fallfehlern, die so tagtäglich in der Zeitung vorkommen, frage ich mich schon, ob das alles die künstliche Unintelligenz verfasst, oder doch noch echte Menschen (mit schlechten Deutschkenntnissen).
#28
Störungen/Behinderungen / Re: Störungen, Behinderungen u...
Letzter Beitrag von danihak - 22 05, 2024, 15:27
Vermutlich hat es eine Berührung oder gar Kollision zwischen der Straßenbahn und dem Auto gegeben, aber das wissen wir derzeit noch nicht.

Quelle: https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/18488615/schwerer-unfall-in-graz-tram-entgleist-auto-landet-auf-dem-dach

Puh. Möglicherweise hat sich die Bim auch nur vorm Auto gefürchtet und ist deshalb abgebogen...
#29
GKB / Re: StEF Sonderfahrten
Letzter Beitrag von amoser - 22 05, 2024, 13:48
Dass das Angebot mit Sonderfahrten immer dünner und letztlich ganz aufhören wird, liegt aber nicht am Verein der StEF:

Einerseits sind die Auflagen, die durch die Bahnverwaltungen vorgegeben werden immer kurioser*, schwieriger und komplizierter, andererseits wollen Fahrgäste mit dem Klimaticket auch Sonderzüge gratis benützen.

*Der rote GKB-Schienenbus darf angeblich nicht fahren, weil seine Türen zum Gegengleis während der Fahrt aufgehen könnten. Der blaue Ex-ÖBB-ler darf hingegen fahren, er hat im Gegensatz zum VT10 allerdings eine PZB 90. Die offenen Plattformen der Spantenwagen sind bezüglich einer Gefährdung aber auch nicht ohne .....

Zur Garnitur sei bemerkt, dass eine V 100 mit Spantenwagen einem VT10 bezüglich Alter kaum nachsteht und eine Fahrt mit zweiachsigen Wagen mit offenen Plattformen auf dieser Strecke schon eine besondere Rarität ist.

Schienenbus-Fans sei verraten, dass es am 16. Juni 2024 einen Sonderzug von Graz nach Deutschlandsberg Stadt mit Pendelfahrten nach "Groß Floriaun" gibt.