Kennst Du oder jemand anders zufälligerweise Gründe weshalb hier nur der Güterverkehr und nicht auch der Personenverkehr bedacht wird?
Leider nein. Bei meiner Frage an den Fachmann, ob das nicht auch für Personenwagen interessant bzw. geplant ist, war die Antwort sinngemäß "Nein, damit beschäftigen wir uns derzeit eigentlich gar nicht" (den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr).
Ich vermute einmal, dass es daran liegt, dass die Fördermittel explizit für den Güterverkehr beantragt wurden und sich die großen Bahnen nur mit den jeweiligen Güterverkehrssparten daran beteiligt haben. Ob die Personenverkehrssparten grundsätzlich ausgeschlossen wurden, oder ob bei denen das Interesse einfach nicht vorhanden war (nach dem Motto: "Wir fahren eh schon seit Jahren mit Triebwagen, die eine automatische Kupplung haben, warum sollen wir Geld in ein neues Forschungsprojekt stecken?"), weiß ich leider nicht. - Wäre aber beides möglich.
Das Konzept beruht auf der allseits bekannten Schaku, eigentlich ja nix neues und auch kein wirklich großer Wurf.
Es gab in den letzten Jahrzehnten immer wieder Tests mit automatischen Kupplungssystemen im Güterverkehr, die alle aufgrund der mangelnden Umsetzbarkeit und Unzuverlässigkeit im Vergleich zur Schraubenkupplung scheiterten.
Der nun ausgewählte Kupplungstyp ist sogar ganz offizielle eine "originale" Scharfenberg-Kupplung (mit spezifischen Zusatzkönnen), die anderen automatischen Kupplungstypen werden seit Herbst nicht mehr weiterverfolgt. Der Unterschied zu früher ist nun, dass wirklich mehrere große Bahnverwaltungen gemeinsam mit der EU (und deren Fördermitteln) hinter dem Projekt stehen und es aktiv vorantreiben.
Von dem her würde ich die Ausgangsposition im Vergleich zu anderen Versuchen in der Vergangenheit nun am besten sehen. - Das heißt aber natürlich trotzdem nicht, dass es sicher funktionieren wird.
Die (auch bei den Triebwagen bemerkbare) Unzuverlässigkeit bei gewissen Witterungseinflüssen ist definitiv ein Problem. Das wird dann aber vermutlich eine rein finanzielle Betrachtung der Bahnunternehmen sein, ob die DAK mehr Einsparung im Betrieb bringt, als die Ausfälle/Verzögerungen durch Probleme beim Kuppeln kosten. - Ob man sich damit bei Kunden im Problemfall beliebt mach, ist natürlich ein anderes Thema.
Und selbst wenn man die mechanische und digitale Verbindung immer zuverlässig herstellen kann, stellt sich mit die Frage, wie man das ganze in ganz Europa umsetzen will. Dafür müssten wirklich alle mitmachen, sonst wird's nur noch komplizierter. Dann hat man innerhalb Europas verschiedene Kupplungsvarianten und der Betrieb wird noch ineffizienter.
Genau diese Umsetzung ist auch aus meiner Sicht das größte Problem! Man müsste wirklich innerhalb sehr kurzer Zeit alle Wagen umrüsten, wenn nicht zwei Parallelsysteme (mit den entsprechenden Erschwernissen/Kosten) entstehen sollen. Aber auch wenn eine schnelle Umrüstung funktioniert, führt das zu sehr hohen Kosten für die Eigentümer der Güterwagen in sehr kurzer Zeit (auch wenn sicher ein Teil von öffentlicher Hand gefördert wird), die Werkstätten werden überlastet sein und es wird sicher auch ein gewisser Wagenmangel herrschen, wenn man viele Wagen innerhalb kurzer Zeit umrüstet. - All diese Sachen sprechen (realistisch betrachtet) für einen langen Umrüstungsprozess, der auf einige Jahre hinweg zu Problemen führt. Denn auch die von mir erwähnten Szenarien von Adapterwagen usw. sind ja eigentlich auch nur für kurze Zeit (während einer schnellen Umrüstungsphase) wirklich brauchbar - als Dauereinrichtung über längere Zeit, ist das nur ein Klotz am Bein.
Bezüglich "alle müssen mitmachen": Da sehe ich eigentlich kein so großes Problem, da die DAK wohl (wenn sie wirklich eingeführt wird) Grundvoraussetzung in der gesamten EU sein muss, um eine Betriebsgenehmigung für einen Güterwagen zu bekommen. Aus meiner Sicht kann es da nur zwei Möglichkeiten geben:
1. Gesetzlich geregelte Verpflichtung zur flächendeckenden Einführung der DAK in der gesamten EU (andere Bahnen in nicht-EU-Ländern werden dann auch dazu gezwungen, wenn die Wagen in die EU fahren sollen - z.B. die Schweiz ist aber sowieso jetzt schon beim Forschungsprojekt mit dabei)
oder
2. Das Projekt DAK wird fallengelassen
Alle Lösungen dazwischen sind meiner Meinung nach nicht praktikabel und machen den Güterverkehr komplizierter und teurer, wie du auch bereits angemerkt hast.