Re: Variobahn Graz
Antwort #25 –
Variobahn: Neues Design für Grazer Straßenbahn
Stadtwerke stellen "Silberpfeil"-Design vor, mit dem die Variobahn glänzen soll. Kritiker orten aber Schönheitsfehler an den Tramgarnituren: Es gebe zu wenig Sitzplätze und Türen.
Das Design der silbernen "Bim"
Weiß mit silberner Front, die sich sphärisch krümmt. Mit den 45 neuen "Variobahnen" sollen ab 2009 erstmals in Graz Straßenbahnen nicht in Grün-Weiß durch die Stadt rollen. Die Stadtwerke präsentierten gestern die "Silberpfeile". Doch Kritiker beschäftigt weniger das Design als ein massiver Schönheitsfehler der neuen Garnituren. Diese haben nur 37 fixe Sitzplätze, während etwa die Cityrunner über 50 verfügen. Zählt man die ausklappbaren Notsitze dazu, steht es 47 zu 54 für den Cityrunner.
Nachbesserungen. Für SPÖ-Stadträtin Elke Edlinger der Anlass, bei der 97,2 Millionen Euro teuren Bestellung dringend Nachbesserungen einzufordern: "Schon jetzt ist es zu Stoßzeiten für Senioren und Familien schwierig, Sitzplätze zu finden. Da kann es ja wohl nicht sein, dass neu bestellte Garnituren noch weniger Sitzplätze bieten als der bestehende Fuhrpark."
Zu kleine GVB-Werkstatt. "Die Fahrgäste müssen mit der neuen Beschaffung ausbaden, was die GVB bereits 2001 verbockt haben. Da hat man eine nagelneue, aber mit 30 Metern viel zu kurze Werkstätte gebaut", kritisiert Stefan Walter vom Verein "Fahrgast". Nur aus diesem Grund können keine längeren Straßenbahnen mit mehr Kapazität und Sitzplätzen angeschafft werden. Die Variobahn ist mit 2,30 Metern zwar zehn Zentimeter breiter als der Cityrunner, aber mit 27 Metern eben gleich lang.
Kritikpunkt. Nicht der letzte Kritikpunkt von "Fahrgast": Mit nur vier statt fünf Türen mache man sich die Vorteile der Niederflurtram zunichte: Die schnelle Aus- und Zusteigmöglichkeit ohne Schlangestehen. "Schon beim Cityrunner ist das in Stoßzeiten ein großes Problem", so Walter. Auch die Nürnberger Variobahn habe sechs Türen (bei allerdings 34 Meter Länge), den Linzer Fahrgästen stehen gleich sieben Zustiegsmöglichkeiten in ihre Straßenbahnen zur Verfügung,
60 Millionen Fahrgäste. Alle Interessen der jährlich 60 Millionen GVB-Fahrgäste unter einen Hut zu bringen, sei nicht leicht, sagt GVB-Direktor Antony Scholz. Immerhin habe man mit Experten und Behindertenvertretern zusammengearbeitet: Zwei Rollstuhl- und zwei Kinderwageplätze sind das Ergebnis. An diesen Stellen sind auch die Klappsitze untergebracht. Eine mechanische Rampe soll Rollstuhlfahrer einen barrierefreien Zugang ermöglichen.
"Neue Ära". Für Grünen-Verkehrsstadträtin Lisa Rücker bricht mit der Variobahn, die insgesamt die größte Fahrgastkapazität aufweist, jedenfalls eine "neue Ära des schienengebundenen Verkehrs" an.
HELMUT BAST, BERND HECKE
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Steht auf . . .
Es ist der Klassiker unter den GVB-Durchsagen. Sitzt man in der Bim, kurz vor dem Kunsthaus, appelliert die Lady via Lautsprecher an die Jungen, Älteren den Sitzplatz frei zu machen. Nicht immer mit Erfolg - und so erlebt man manchen Streit um den Sitzplatz oder, wie sich frustrierte Senioren schmerzende Beine in den Bauch stehen.
Aber nun rollen ja ab 2009 45 neue Tramgarnituren auf Graz zu. Alle Stückerln sollen sie spielen und im "Silberpfeil-Design" glänzen. Da stimmt man in der Südkurve auf dem Jakominiplatz schon "Steht auf . . . für die Variobahn" an. Und hat leider allzu Recht. Denn mit nur 37 fixen Sitzplätzen bieten die 97-Millionen-Euro-Bims um 13 weniger als die Cityrunner. Eine Stehpartie zu Stoßzeiten ist uns da sicher.
Diese Bestellung verstehe, wer will. Senioren und Familien werden damit ihre Probleme haben. Da kann die Lady noch so appellieren.
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Liebe Grüße
Martin