Jetzt wird das Volk über das ECE befragtDie Bürgerinitiativen leiten Volksbefragung zum geplanten Einkaufszentrum ein. Experte Junker fürchtet weiteren Abstieg der Annenstraße durch das ECE.
Neun Millionen Euro hat der Einkaufsriese ECE der Stadt Graz zugesichert, unterm Strich bleiben 3,2 Millionen übrig
Jetzt steigen die Gegner noch einmal aufs Gas. Bei einer hitzigen Diskussion vor gut 100 Interessierten im Volksgarten-Pavillon sorgten die beiden Bürgerinitiativen "ECE - Nein, danke!" und "5 vor Graz" für einen Knalleffekt: Sie wollen eine Volksbefragung zum geplanten ECE-Einkaufszentrum starten. "Die Grazer sollen sagen, ob sie dieses Projekt wollen oder nicht", so Werner Miedl von "5 vor Graz". Das soll den Druck auf die Politik erhöhen - und in letzter Konsequenz das 55.000-Quadratmeter-Zentrum verhindern.
6000 Unterschriften notwendig. Die Befragung werde in den fünf unmittelbar betroffenen Bezirken Innere Stadt, Lend, Gries, Gösting und Eggenberg abgehalten. Ein Gebiet, in dem rund 85.000 Menschen wohnen. 6000 Unterschriften sind notwendig, um diese Initiative nach dem Volksrechtegesetz zu starten.
Gefährlicher Standort. Aufhorchen ließ Rolf Junker. Der deutsche Stadtforscher und Autor von "Angriff gegen die City" ging schon davor im Gespräch mit der Kleinen Zeitung mit der Politik hart ins Gericht. "Es ist verwunderlich, dass es keine Wirkungsstudie zum ECE gibt. Ein neues Einkaufszentrum holt sich gut 70 Prozent des Umsatzes von wo anders. Da muss ich als Stadt ja vorher wissen, wo das Geld abgezogen wird." In der Debatte bezeichnete Junker den Standort Annenstraße als "für die Stadt höchst gefährlich". Er sei nicht strikt gegen Einkaufszentren, diese müssten allerdings "der Umgebung Luft zum Atmen lassen." Genau das würde beim geplanten ECE, das in sich geschlossen sei, nicht passieren: "Es bildet sich ein zweiter Pol zur Innenstadt, die Annenstraße verkommt zum Transportweg, ihr Abstieg beschleunigt sich."
Impuls. ECE-Sprecherin Orthilde Sagel wies das zurück: "Unser Projekt ist sehr wohl ein Impuls für die Annenstraße, allerdings nur im Zusammenspiel mit Stadt und Stadtmarketing."
Verkehrskonzept klar. Gegen Kritik, dass das Verkehrskonzept lückenhaft sei, wehrt sich Bauamtsdirektor Wolfram Werle. "Die Verkehrslösung ist im Vertrag mit ECE genau geregelt. Der Umbau der Kreuzung Josef-Huber-Gasse/Eggenberger Gürtel ist nicht in der Schublade verschwunden." Aber: ECE will nur die Ampeln anders schalten, die Stadt glaubt, dass eine zweite Abbiegespur notwendig sein wird. Welche Variante es wird, werde letztlich das UVP-Verfahren zeigen. Der ursprünglich geplante Durchstich zur Alten Poststraße samt Unterführung ist aber politisch vorerst vom Tisch.
GERALD WINTER
FaktenNach dem Steiermärkischen Volksrechtegesetz müssen zehn Prozent der Wahlberechtigten für die Abhaltung einer Volksbefragung unterschreiben. Für die Bezirke Innere Stadt, Lend, Gries, Eggenberg und Gösting sind das rund 6000 Unterschriften. Bis Herbst sollen diese gesammelt sein.
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/1824815/index.do