Die größten Würfe und die ärgsten Bausünden in GrazDie Steirer haben gewählt: Das Grazer Kunsthaus ist das moderne Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Als ärgste Bausünde gilt die Thalia - die aber bald überarbeitet werden wird.
30 Prozent für den "friendly alien": Das Kunsthaus ist das prägendste moderne Grazer Bauwerk
Es war ein langer, steiniger Weg, der nun mit einem besonderen Erfolg gekrönt wurde. Das Grazer Kunsthaus wurde von den Lesern der Kleinen Zeitung zum prägendsten Bauwerk der Landeshauptstadt gekürt. Im Gegenzug gilt die Thalia nicht nur unter Experten, sondern auch unter einfachen Passanten als ärgste Bausünde.
Sieben Experten - Architekten, Denkmalschützer und Städteplaner - hatten eine Vorauswahl von insgesamt 59 Bauwerken getroffen, die Steirerinnen und Steirer haben nun entschieden: Welcher moderne Bau in der Landeshauptstadt ist für die Ewigkeit? Was hätte man am besten gar nie realisieren sollen?
Die Antworten fielen letztendlich eindeutig aus. Mehr als 30 Prozent wählten das Kunsthaus am Lendkai zum modernen Grazer Wahrzeichen - wenn man die Tiefgarage unterm Kaufhaus Kastner & Öhler und den Flughafen Graz abzieht, die wir nach Manipulationen im Finale der Abstimmung leider aus der Wertung nehmen mussten.
Bei den Sünden war die Sache nicht so eindeutig, aber immer noch 15 Prozent verhalfen der Thalia zum zweifelhaften Sieg .
So glanzvoll der Erfolg unter den Lesern der Kleinen Zeitung war, so abenteuerlich ist die Entstehungsgeschichte des Kunsthauses. Die Idee eines Hauses für moderne Kunst musste lange reifen, erst das Kulturhauptstadtjahr 2003 war der endgültige Startschuss. Blieb die Frage: Wohin mit dem Kunsthaus?
Streit um den StandortDie Stadtregierung wollte 1997 das Haus in den Schloßberg hinein bauen. Die FPÖ setzte diesem Plan aber 1998 mit einer Volksbefragung (85 Prozent Nein-Stimmen) ein Ende - dafür wurde für die Landesausstellung 2000 der Dom im Berg gebuddelt.
Erst 1999 entschied man sich für den Südtirolerplatz. Mit einer einzigen kleinen Skizze sollen die britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier die Grazer Regierung von ihrer blauen Blase überzeugt haben - mit dem Nachteil, dass niemand wusste, wie man sie wirklich bauen kann. Der Grazer Architekt Herfried Peyker musste rettend eingreifen und den Bau betreuen. Die technisch aufwendige Außenhaut ließ die Kosten auf fast 40 Millionen Euro explodieren. Die Eröffnung ging im Herbst 2003, zum Ende des Kulturhauptstadtjahres, über die Bühne.
Häufige Kritik: Das Kunsthaus sei außen top, innen für Ausstellungen aber unbrauchbar. Kunsthaus-Chef Peter Pakesch, der sich im Baujuwel sehr wohl fühlt, dazu: "Die Ausstellungsräume stellen uns vor die Herausforderung, im wahrsten Sinn des Wortes mit jeder Ausstellung neue Räume zu entwickeln." Aber es funktioniert.
Quelle:
www.kleine.at |
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2169256/groessten-bausuenden-praegendsten-bauwerke-graz.story