http://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMNITZ/Chemnitz-Mehrheit-will-Baeume-auf-der-Reichenhainer-Strasse-erhalten-artikel8315392.phpChemnitz: Mehrheit will Bäume auf der Reichenhainer Straße erhalten
Bei der Präsentation von Varianten für das Chemnitzer Modell war das Echo geteilt
Chemnitz. Auf der Reichenhainer Straße sollen trotz Straßenbahnschienen auch Bäume stehen. Das ist Konsens bei den Chemnitzer Bürgern. Doch welchen Weg man beim Bau des Chemnitzer Modells einschlagen soll, um diesen Zustand zu erreichen, darüber gehen die Ansichten sehr weit auseinander. Ein Bürgerforum am Mittwochabend in einem mit rund 140 Chemnitzern voll besetzten Hörsaal der TU hat gezeigt, dass es unmöglich sein wird, auf alle Wünsche einzugehen. Dort wurden vier Varianten für den Bau der Straßenbahn auf der Reichenhainer Straße vorgestellt. Das Chemnitzer Modell soll Eisenbahn und Straßenbahn verbinden. Vom Hauptbahnhof aus kann man dann bis Talheim durchfahren.
Das Tiefbauamt der Stadt prüft jetzt alle Argumente für und gegen die Varianten. Dann wird es eine Empfehlung an den Stadtrat geben. Wenn die Räte zustimmen, geht der Vorschlag im Mai an den Verkehrsverbund Mittelsachsen, der ihn für ein Planfeststellungsverfahren ins Rennen schickt.
Die vorgestellten Varianten waren zum einen die ursprünglich favorisierte Trassenführung in der Mitte der Straße. Dafür müsste die Allee aus 220 Bäumen, hauptsächlich Platanen, abgeholzt, später aber wieder nach gepflanzt werden. Dagegen hatte es Proteste gegeben, weswegen nun weitere Möglichkeiten untersucht wurden. Die erste Alternative würde vorsehen, dass beide Gleise auf der momentanen stadtwärtigen Fahrbahn verlaufen, der restliche Verkehr würde dann in die landwärtige Fahrbahn verlagert. Von allen Varianten müssten für diese am wenigsten Bäume gefällt werden. Eine weitere Alternative schlägt vor, dass auf jeder Seite der Straße ein Gleis verläuft, mit einem Abstand von einem Meter von den Bäumen entfernt. Diesen hatte ein Baumgutachter empfohlen. Eine dritte Variante sieht vor, die Straßenbahnen noch weiter weg von den Bäumen verlaufen zu lassen. Dafür würde allerdings die Fahrspur auf 3,50 Meter verengt und der Verkehr auf der Reichenhainer Straße beruhigt werden.
Im Publikum zeichnete sich, zumindest den Wortbeiträgen zufolge, eine Mehrheit für die verkehrsberuhigte Variante ab. Ein Baumgutachter erklärte jedoch, dass sich die Platanen derzeit in einem schlechten Zustand befinden, für den der Standort verantwortlich sei. Könnten die Bäume sonst bis zu 180 Jahre alt werden, gibt ihnen der Gutachter nur bis zu 70 Jahre. Daraufhin sprach sich Bernd Hahn, Verkehrsreferent des Studentinnenrates, für die Abholzungsvariante aus, weil die neu gepflanzen Bäume dann bessere Bedingungen haben würden. "Wir sollten nicht auf Krampf etwas erhalten, das dann wegstirbt", sagte er.
Bernd Gregorzyk, Tiefbauamtsleiter der Stadt, sagte: "Was, wenn die Bäume sterben? Dann fragen wir uns in fünfzehn Jahren, warum wir das alles gemacht haben." Außerdem bereite ihm bei der verkehrsberuhigten Variante die Verkehrssicherheit Bauchschmerzen. 3,50 Meter seien sehr knapp bemessen.
LG
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