Graz oder: die Stadt, die durch das Bahnnetz fielIm Fernverkehr nahm das Zugangebot in 20 Jahren massiv ab. Nur Wien, Salzburg und Innsbruck sind direkt zu erreichen. Noch heuer könnte es aber ein Zuckerl geben: den Railjet auf der Südbahn.
HANNES GAISCH
Die Proteste waren also nicht umsonst. Bei den Direktzügen von Graz nach Salzburg und nach Innsbruck wird nun nicht gekürzt - und die ÖBB kündigen an, die Strecke durch das Ennstal attraktiver machen zu wollen (die Kleine Zeitung berichtete). Der ,,Kahlschlag", wie er befürchtet wurde, ist abgewendet.
Ein Blick auf den aktuellen Fahrplan offenbart dennoch die Randlage der steirischen Landeshauptstadt im Bahnnetz. Nur Wien, Salzburg und Innsbruck sind noch direkt zu erreichen. Nach Linz müssen Zugreisende seit Kurzem umsteigen.
Der Verein ,,Fahrgast" erinnert sich an für die Steiermark viel bessere Zeiten: 1991, als der Abschnitt St. Michael - Selzthal als Teil der Strecken nach Linz, Salzburg und Innsbruck noch eingleisig war, verkehrten dort täglich 20 Fernverkehrszüge in jede Richtung. 1993 etwa konnte man per Zug noch alle zwei Stunden nach Linz und Innsbruck reisen. Der EC 168 ,,Robert Stolz" erreichte die Tiroler Landeshauptstadt vor 18 (!) Jahren gar um sieben Minuten schneller als heute.
Im Jahr 2011 fahren nur noch acht Fernverkehrszüge, obwohl der Abschnitt St. Michael - Selzthal längst zweigleisig und so schneller geworden ist. Verbessert hat sich aus steirischer Sicht zuletzt nur die Verbindung nach Wien mit einem Stundentakt. 17 Direktzüge spuckt der Fahrplan derzeit aus. Doch zum Vergleich: Auf der Westbahn zwischen Wien und Linz gibt es täglich 46 Verbindungen.
Diesen Vergleich hört man bei den ÖBB allerdings nicht gern, da die Westbahn viel besser ausgebaut ist als die Südbahn. Auch die Kritik, die Steiermark sei Stiefkind, weist Sprecher Walter Mocnik zurück. Richtig sei, dass in der Steiermark zu lange zu wenig investiert wurde.
,,Aber das holen wir jetzt mit der Koralmbahn und dem Semmeringtunnel nach." Bis 2014 sind Investitionen von 8,8 Milliarden Euro vorgesehen. Im Ennstal wurde in den vergangenen drei Jahren zwar der Bestand saniert, doch das ist zu wenig, um die Pyhrnstrecke maßgeblich zu beschleunigen. Dafür müsste ein zweites Gleis gebaut werden, davon ist in den Plänen für die kommenden Jahre aber keine Rede. Denn für die ÖBB hat die Südbahn Priorität; sie ist wegen der höheren Bevölkerungsdichte entlang ihres Verlaufs wirtschaftlich attraktiver.
Der Verein ,,Fahrgast" fordert gar kein zweites Gleis - hat aber trotzdem ein Konzept parat, um den Direktzug nach Linz wieder zu beleben: Dies wäre mit einer Verknüpfung von Nahverkehrszügen zu schaffen, erklärt die Bahnfahrer-Lobby.
Möglicherweise gibt es für die Steiermark aber bald eine positive Nachricht. Mocnik bestätigt interne Verhandlungen, den modernen Railjet, der für die Westbahn angeschafft wurde, auch auf der Südbahn einzusetzen. Graz - Wien würde nicht schneller, aber komfortabler. Und auch das ist ja ein Punkt, an dem sich die ÖBB verbessern will.
Quelle:
www.kleinezeitung.at