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Thema: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“  (5481-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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„Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
,,Wir sehen die Konkurrenz im Auto"

Bahnfahren.  Die ÖBB arbeiten an einem neuen Ticketsystem. 2012 könnten die Preise steigen. Die Sanierung läuft besser als erhofft.
ÖBB-Chef Christian Kern will mit verbessertem Angebot und mehr Komfort gegen die neue Konkurrenz auf der Weststrecke punkten. Die Investitionen werden sich aber in den Ticketpreisen niederschlagen, sagt er im SN-Interview.


SN: Ab Dezember herrscht auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg Konkurrenz. Wie viele Kunden wird ihnen die ,,Westbahn" nach ihren Berechnungen wegnehmen?
Kern: Da gibt es unterschiedlichste Simulationen. Das Entscheidende ist, dass wir die Konkurrenz nicht in der ,,Westbahn" sehen, sondern immer noch im Auto. Unsere Aufgabenstellung wird sein: Wie bringen wir mehr Menschen zum Zugfahren. Ich glaube, dass die Konkurrenz, so paradox das klingt, sogar zu einer Belebung des Bahngeschäfts führen kann, weil Zugfahren mehr Aufmerksamkeit bekommt und Leute sagen, ,,probieren wir das aus". Grundsätzlich sehen wir bei der Konkurrenz interessante Ansätze, aber wir werden sehen, wie sich die einzelnen Ankündigungen in der Realität bewähren.


SN: Zum Beispiel?
Kern: Die Sitzabstände in den ,,Westbahn"-Zügen in der ersten Klasse sind enger als bei uns. Al -so wird ,,1.-Klasse-Komfort zum
2.-Klasse-Preis" eine erfahrbare Legende bleiben. Faktum ist: Wir haben mit dem Railjet das deutlich bessere Produkt, werden deutlich schneller die Strecke absolvieren. Wir investieren viel in Kundeninformation, in komfortablere Ausstattung, in Kaffeemaschinen, in Trolleys. Der Unterschied ist, wir müssen immer die gesamte Bahn im Blick haben. Wir fahren nicht 14 Züge am Tag, sondern 6500. Im Moment sind
mit der ,,Westbahn" aber vor allem unsere Anwälte beschäftigt. ,,Westbahn" und Uwe Scheuch sind derzeit die beiden, die den Herrn Böhmdorfer (Anwalt, Anm.) reich machen.


SN: Dass sich ein neues Unternehmen auch mit Klagen gegen den Ex-Monopolisten durchsetzen muss, ist doch nachvollziehbar?
Kern: Ja, es gibt legitime Interessen, aber manches ist schon leicht paranoid. Wenn wir eine Klage bekommen hätten, okay, zehn auch okay, danach habe ich aufgehört zu zählen. Zum Thema David gegen Goliath: Man sollte sich wirklich genau anschauen, wer ist wer. Der größte und erfolgreichste österreichische Bauunternehmer mit dem zweitgrößten europäischen Bahnunternehmen (die französische SNCF steigt mit 26 Prozent ein, Anm.) ist ein Mix, der nicht leicht als David durchgeht.

SN: Ab Oktober fahren Railjets auch auf der Südstrecke. Ab wann, wie viele, wie oft?
Kern: Ab Oktober wird das erste Zugpaar fahren, in Monatsabständen wird aufgestockt. Es werden natürlich die Züge mit der höchsten Auslastung sein. Ziel ist ein Zweistundentakt, parallel mit den ICE-Zügen.

SN: Was bedeutet das für die Preise? Die ÖBB haben jetzt zwei Produkte, die sich doch ziemlich unterscheiden, und gleiche Preise für alle Züge. Und sie haben die Ticketpreise seit 2008 nicht erhöht.
Kern: Wir haben in Österreich im Schnitt um 40 Prozent niedrigere Preise als in der Schweiz und in Deutschland. Das ist auf Dauer kein nachhaltiger Zustand, vor allem was den Fernverkehr betrifft. Dementsprechend müssen wir uns in einem vernünftigen Zeitraum die Preispolitik überlegen. Genau zum Beginn des Wettbewerbs hielte ich das für kein gutes Signal. Jetzt wollen wir zeigen, dass wir unser Leistungsangebot erhöhen. Es kostet aber Geld, den Reisekomfort zu erhöhen, und das muss abgegolten werden.

SN: In welchem Zeitraum?
Kern: Ich gehe davon aus, dass wir 2011 das Preisgefüge dort lassen, wo es ist, und danach ist das zu entscheiden.

SN: Ist eine stärkere Differenzierung vorstellbar?
Kern: Beim Fliegen wird heute schon kapazitäts- und nachfrageorientiert gesteuert. Das ist auch die Zukunft des Bahnfahrens: Wenn die Nachfrage nach einem Zug höher ist, wird er mehr kosten als ein schwächer frequentierter, so steuert man Reiseströme.


SN: Dann müssen sie aber auch Reservierungspflicht haben.
Kern: Die Logik würde sich verändern, weil das Kundenverhalten beeinflusst wird. Es ist nicht einfach, weil unsere Systeme nicht dafür geeignet sind. Unsere IT besteht aus 18 Datenbanken mit Kundendaten. Das ist ein Übel, weil wir kein modernes Marketinginstrument haben und Pricing ist ein wichtiges Instrument.

SN: Ab wann ist das denkbar? Ab nächstem Jahr?
Kern: Wir arbeiten daran, aber ich möchte keinen Zeitpunkt nennen. Möglicherweise noch nicht nächstes Jahr.

SN: Thema Sanierung: Sie wollen die Verluste der ÖBB heuer halbieren. Schaffen sie das?
Kern: Wir schätzen jetzt zur Mitte des Jahres, dass das gelingen wird. Die Restrukturierungsprogramme greifen schneller und besser als erhofft. Wir sind bei der Planung aber davon ausgegangen, dass wir von regulatorischer Seite keine weiteren Prügel vor die Füße geworfen bekommen. Ich finde es daher völlig unverständlich, warum die Deckelung der Energieabgabe für die Bahn mit Jahresbeginn gefallen ist. Das kostet uns gemeinsam mit dem Ökostromgesetz 30 Mill. Euro pro Jahr. Das macht die Sanierung schwieriger.


SN: Was heißt das? Dass sie das Ziel einer schwarzen Null 2013 nicht erreichen werden?
Kern: Doch! Wir halten am Ergebnisziel fest, nur müssen wir noch mehr sparen. Aber irgendwo stößt das an seine Grenzen: Kritiker rufen uns zu, es gibt kein frisches Geld für eine Kapitalerhöhung, wir dürfen keine Frühpensionierungen mehr machen, wir dürfen die Ticketpreise nicht erhöhen, wir sollen aus jedem Gebirgstal jederzeit fünf Baumstämme abholen und dann noch ein positives Betriebsergebnis erzielen. Man muss auch die Anforderungen realistischer dimensionieren.


SN: Kritische Stimmen sagen, die Einschnitte im Güterverkehr würden für die ÖBB am Ende teuer werden, weil 80 Prozent Fixkosten nicht verschwänden, nur weil sie Verladestellen schlössen.
Kern: Bei einem Unternehmen, das immer nur Deckungsbeiträge verdient und nie Vollkosten, können sie exakt den Tag berechnen, an dem es insolvent ist.

SN: Im Personenverkehr regt derzeit vor allem die Reduktion der Züge auf der Strecke Graz-Salzburg die Menschen auf. Warum gibt es hier ein ,,Streichkonzert"?
Kern: Die Reduktion ist Teil unseres Sanierungskurses, weil wir auf Wirtschaftlichkeit achten müssen. Wenn die Strecke Graz-Salzburg nur schlecht ausgelastet ist, müssen wir uns als wirtschaftlich denkendes Unternehmen fragen, ob das Sinn ergibt. Um unrentable Strecken zu betreiben, sind wir auf Bestellungen vom Bund und den Ländern angewiesen.

© SN/SW

Quelle: http://www.salzburg.com/online/nachrichten/newsletter/Wir-sehen-die-Konkurrenz-im-Auto-.html?article=eGMmOI8V5zF2La2eNllciBAFkl4UAeCdinPIfkM&img=&text=&mode=
LG TW 581

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #1
Wir investieren viel in Kundeninformation, in komfortablere Ausstattung, in Kaffeemaschinen, in Trolleys.

Ist die ÖBB ein EVU oder ein Kaffeehaus?




SN: Ab Oktober fahren Railjets auch auf der Südstrecke. Ab wann, wie viele, wie oft?
Kern: Ab Oktober wird das erste Zugpaar fahren, in Monatsabständen wird aufgestockt. Es werden natürlich die Züge mit der höchsten Auslastung sein.

Stimmt, so vertreibt man so schnell wie möglich die meisten Fahrgäste. ::)


Wir haben in Österreich im Schnitt um 40 Prozent niedrigere Preise als in der Schweiz und in Deutschland. Das ist auf Dauer kein nachhaltiger Zustand, vor allem was den Fernverkehr betrifft. Dementsprechend müssen wir uns in einem vernünftigen Zeitraum die Preispolitik überlegen. Genau zum Beginn des Wettbewerbs hielte ich das für kein gutes Signal. Jetzt wollen wir zeigen, dass wir unser Leistungsangebot erhöhen. Es kostet aber Geld, den Reisekomfort zu erhöhen, und das muss abgegolten werden.

So bewegt man die Leute gaaaanz sicher zum Bahnfahren, das Auto ist so oder so das komfortabelste Verkehrsmittel. ::)


SN: Im Personenverkehr regt derzeit vor allem die Reduktion der Züge auf der Strecke Graz-Salzburg die Menschen auf. Warum gibt es hier ein ,,Streichkonzert"?
Kern: Die Reduktion ist Teil unseres Sanierungskurses, weil wir auf Wirtschaftlichkeit achten müssen. Wenn die Strecke Graz-Salzburg nur schlecht ausgelastet ist, müssen wir uns als wirtschaftlich denkendes Unternehmen fragen, ob das Sinn ergibt. Um unrentable Strecken zu betreiben, sind wir auf Bestellungen vom Bund und den Ländern angewiesen.

Nur blöd dass staatliche Unternehmen bzw. EVUs nicht dazu da sind, wirtschaftlich zu sein.  ::)

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #2
Zitat
So bewegt man die Leute gaaaanz sicher zum Bahnfahren, das Auto ist so oder so das komfortabelste Verkehrsmittel. Roll Eyes

Auswirkungen auf andere Bahnlinie wird es auch geben, etwa die ECs zwischen Leoben - Wien wird man wohl in Zukunft etwas leerer sein, wenn keine Fahrgäste vom Ennstal mehr mitfahren.

Zitat
Stimmt, so vertreibt man so schnell wie möglich die meisten Fahrgäste. Roll Eyes

Der RJ ist auf der Süd genau der falsche Zug, damit wird auch die Radmitnahme kaum noch möglich sein und es gibt noch weitere Nachteile.  :-X
LG TW 581

  • flow
Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #3

Der RJ ist auf der Süd genau der falsche Zug, damit wird auch die Radmitnahme kaum noch möglich sein und es gibt noch weitere Nachteile.  :-X


Da ist der nächste Aufschrei vorprogrammiert. Die kurzen Momente der Erleuchtung (Führung der inneralpinen IC mit Steuerwagen; Fahrradstellplätze in den Bmpz 29-91) weichen wieder mal längeren Perioden geistiger Umnachtung.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #4
Der RJ ist auf der Süd genau der falsche Zug, damit wird auch die Radmitnahme kaum noch möglich sein und es gibt noch weitere Nachteile.  :-X
Es soll aber eh nur jeder zweite Zug auf RJ umgestellt werden.

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #5
Zitat
SN: Ab Oktober fahren Railjets auch auf der Südstrecke. Ab wann, wie viele, wie oft?
Kern: Ab Oktober wird das erste Zugpaar fahren, in Monatsabständen wird aufgestockt. Es werden natürlich die Züge mit der höchsten Auslastung sein. Ziel ist ein Zweistundentakt, parallel mit den ICE-Zügen.

ICE auf der Südbahn? ???
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #6

Zitat
SN: Ab Oktober fahren Railjets auch auf der Südstrecke. Ab wann, wie viele, wie oft?
Kern: Ab Oktober wird das erste Zugpaar fahren, in Monatsabständen wird aufgestockt. Es werden natürlich die Züge mit der höchsten Auslastung sein. Ziel ist ein Zweistundentakt, parallel mit den ICE-Zügen.

ICE auf der Südbahn? ???
Wohl eine .

  • kroko
Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #7
"Parallel mit den ICEs" meint wahrscheinlich parallel mit den ICEs auf der Westbahn. Soll heißen: umsteigen vom Westbahn-ICE zum Südbahn-railjet und umgekehrt.

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #8

"Parallel mit den ICEs" meint wahrscheinlich parallel mit den ICEs auf der Westbahn. Soll heißen: umsteigen vom Westbahn-ICE zum Südbahn-railjet und umgekehrt.


Oder es war einfach ein Hör/Tippfehler des Interviewers, und es sind die ICs gemeint.

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #9


"Parallel mit den ICEs" meint wahrscheinlich parallel mit den ICEs auf der Westbahn. Soll heißen: umsteigen vom Westbahn-ICE zum Südbahn-railjet und umgekehrt.


Oder es war einfach ein Hör/Tippfehler des Interviewers, und es sind die ICs gemeint.


...oder ein Verständnisfehler jener Sekretärin, die das "Tonband" abgetippt hat.

  • Metro5
Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #10
Ich glaube, es ist alles andere als erwartbar, dass die ÖBB sich von den Deutschen einen ICE anschaffen, um damit über den Semmering zu tschuckeln. Obwohl hirnrissig genug wär's ja und seitdem die Pinkatalbahn weg ist, hat man ja ein paar Euro mehr zum Ausgeben...  :pfeifend:

Re: „Wir sehen die Konkurrenz im Auto“
Antwort #11

Ich glaube, es ist alles andere als erwartbar, dass die ÖBB sich von den Deutschen einen ICE anschaffen, um damit über den Semmering zu tschuckeln. Obwohl hirnrissig genug wär's ja und seitdem die Pinkatalbahn weg ist, hat man ja ein paar Euro mehr zum Ausgeben...  :pfeifend:


Ein ICE wäre mir 100 mal lieber als der RJ.  ;D
LG TW 581