Re: [KORALMBAHN] - Presseberichte
Antwort #577 –
Um wieder zu Fakten zurückzukehren:
Am 2. April 1832 ersuchte Karl Ludwig von Bruck namens der Triestiner Kaufleute und auch Bürger um eine Konzession für die Bahnlinie Triest - Semmering - Wien. Er wurde an v. Sina weiterverwiesen, der ihm den Bau zusagte. Hier kommt jetzt Erherzog Johann ins Spiel: Kaiser Ferdinand wollte ein Flachlandstrecke über Ungarn und nahm dann, auch aus militärpolitische Gründen davon Abstand. Der erste Entwurf für die Semmeringbahn stammt von Matthias von Schönerer 1839. 1844 war dann Ghegas Projekt fertig und legt ihn seinem Vorgesetzten, dem Staatsbahndirektor Ermenegildo Francesconi vor. Dort lag er gut, und Ghega beschäftigte sich mit dem Bau der untersteirischen Strecke. Schließlich wurde Anfang August in Gloggnitz und Ende August 1848 in Mürzzuschlag mit dem Bau begonnen. Und zwar ohne baukommissioinelle Begehung, die mit 2 monatiger Verspätung nachgeholt wurde. Als in Wien im Oktober sich die Ereignisse überstürzten, wurden 10.000 Arbeiter quasi zwangsverpflichtet. Ferdinand I. hatte inzwischen abgedankt und Franz Joseph bestieg den Thron. Die Strecke wurde in 14 Baulose eingeteilt, sodaß überall gleichzeitig gebaut werden konnte. Am 12. Oktober 1853 wurde das letzte Schienenstück gelegt, sodaß die Strecke eingleisig befahren werden konnte, im Frühjahr 1854 war das 2. Gleis und die Signalanlagen (Korbsignale) fertig. Franz Joseph wollte keine festliche Eröffnung, der Personenverkehr wurde am 17. Juli 1854 aufgenommen. Die Gesamtkosten betrugen 24,59 Millionen Gulden (~268 Mio. €), geplant waren ca. 10 Mio. Gulden.
Der Bau des 1428 m langen Haupttunnels dauerte vom 4. Juni 1848 bis zum 24. September 1853. Der Koramltunnel wird 32,9 km lang sein, die zweiröhrige Bauweise bedingt also eine Baulänge von über 65 km, dazu kommen noch die Verbindungs- und Rettungsstollen. Es ist natürlich ein Groß- aber keineswegs ein Mammutprojekt.
Und daher ist es auch unredlich, den gesamten Bau der Semmeringerbahn, wie sie Ghega immer bezeichnete, mit dem Bau des Koralmtunnels zu vergleichen. Die Baulänge der Koralmbahn beträgt 130 km, die der Semmeringbahn 42 km. Die Leistungen Ghegas sind unbestritten, aber alleine die menschunwürdigen Bedingungen bei kärglichsten Lohn der Arbeiter sind heute vorbei. Und auch deswegen ist jeder Vergleich unsinnig.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.