Gemischte Resonanz auf die erste Woche des Langen Sechsers. Die Fahrgäste bleiben aus, Anrainerprotest regt sich. Die Kleine Zeitung zieht eine erste Sechser-Bilanz.
HELMUT BAST
Wenn der Lange Sechser nun seit einer Woche in die Eisteichgasse biegt, wird sie schon belauert, von den Zweitklasslern der Volksschule Eisteich (zumindest in der Pause). Sie haben das hier neue Phänomen Straßenbahn sogar in ein Spiel integriert. "Wir spielen Straßenbahn schauen", sagen sie dazu. Sie winken auch. Bloß niemand winkt, es ist halb zehn, zurück, der Sechser ist leer.
Bei einem Lokalaugenschein, durchgeführt am Donnerstag und Freitag, in der Früh, am Vormittag und späten Nachmittag zeigt sich: Der Lange Sechser ist (noch) kein Renner. Selbst zu den Verkehrsspitzen ist er nur mäßig besetzt. Die Bewohner des potenziellen Einzugsgebiets von Terrassenhaus- und Prof.-Franz-Spath-Siedlung bis ins Peterstal nützen ihn nicht. Wie das laut einer Studie von 2002 vorhandene Fahrgastpotenzial von über 8000 täglichen Personenfahrten zustande kommen soll, scheint mehr als fraglich. Ein älterer Herr meint auch zu wissen, warum: "Der Sechser ist ja früher die St.-Peter-Hauptstraße bis zum Schimautz gefahren. Das hätte man aufgreifen und bis Raaba verlängern müssen. Hier fahren ja keine Leute." Sein Sitznachbar widerspricht: "Endlich ist was für den öffentlichen Verkehr geschehen." Unbeeindruckt von der Verlegung der Tramhaltestelle zeigen sich jedenfalls Christine Huber und Alois Eder vom Würstelstand beim St.-Peter-Schulzentrum: "Gejausnet wird ja trotzdem."
Stefan Walter vom Verein "Fahrgast", ein Lobbyist für den öffentlichen Verkehr, ist begeistert vom Langen Sechser. "Die Bauausführung hat unsere Erwartungen übertroffen." Optimal empfinde er das Rasengleis entlang des St.-Peter-Pfarrwegs. Die Fahrgastzahlen würden auch noch steigen, meint er, weil Studien zeigten, dass Straßenbahnen bis zu 50 Prozent mehr Benützer anziehen als der Bus.
Die Zeiten, wo vor ihrer Wohnung in der Eisteichgasse der Bus gefahren ist, wünschen sich dagegen Anrainerin Angela Seufzer und ihre Familie zurück. Sie wandte sich an die Kleine Zeitung, um auf die neuen Schattenseiten aufmerksam zu machen: den Lärm. "Alle drei bis vier Minuten rauscht eine neue oder donnert eine alte Straßenbahn mitten durchs Siedlungsgebiet", so Angela Seufzer. Selbst im hofseitigen Schlafzimmer werde sie bereits um fünf Uhr früh davon geweckt. Enttäuscht zeigt sich Seufzer davon, dass der von der GVB versprochene Lärmschutz und die Verwendung moderner Straßenbahnzüge nur leere Versprechungen gewesen seien. Zudem sind die Trams oft viel zu schnell im Siedlungsgebiet unterwegs. Seufzer fordert daher die ausschließliche Verwendung von neuen Straßenbahnen oder auch einen Schienenersatzverkehr in schwach frequentierten Zeiten.
Quelle:
www.kleine.atEs ist ja eigentlich logisch, das der 6er von heute auf morgen nicht mit mehr Fahrgästen unterwegs ist. Das dauert...
Welcher Lärm ist erträglicher - Bus oder Straßenbahn?
