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Thema: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat (4716-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat

70 Prozent aller Zugtickets werden in Österreich am Automaten gekauft. Die Geräte bieten aber noch jede Menge Verbesserungspotenzial. Wie die nächste Fahrkartenautomaten-Generation der ÖBB aussehen könnte, zeigen Studenten der FH Joanneum.

An der FH Joanneum in Graz haben in den letzten Monaten mehrere Studententeams an Konzepten für den ÖBB-Fahrkartenautomat der Zukunft gebastelt. Im Studiengang "Interface Design and Usability" ging es darum, Geräte und Anwendungsfälle zu entwerfen, die frische Wege bei Benutzbarkeit und Gestaltung beschreiten. Die Konzepte der Studenten sollen den ÖBB Ideen liefern, welche Anforderungen an einen Ersatz der derzeitigen Fahrkartenautomaten gestellt werden können. Die aktuellen Geräte auf Österreichs Bahnsteigen sollen nämlich bald einen moderneren Nachfolger erhalten.

"Das heutige User Interface ist seit 12 Jahren im Gebrauch. Dafür sieht es eh noch okay aus, aber es gibt Verbesserungspotenzial", sagt Christoph Pauschitz. Der Geschäftsführer des Industriedesign-Unternehmens GP designpartners leitet die Lehrveranstaltung, in deren Rahmen die Studentenprojekte durchgeführt wurden. "Vorgaben gab es wenige, nur die Bedienbarkeit für alle Personen, auch solche mit körperlicher Beeinträchtigung, war Voraussetzung", so Pauschitz. Was dabei alles herauskam, kann man in der folgenden Bildergalerie durchstöbern.

Design für Alle

Bei einem Projekt wie dem Design eines Fahrkartenautomaten der Zukunft gibt es zahlreiche Gestaltungs-Aspekte, die man bedenken muss, sagt Pauschitz. Eines der grundlegendsten Themen ist etwa "Design for all". Ein Fahrkartenautomat muss von Jedermann bedient werden können. Verschiedenste Bedürfnisse und Hintergründe müssen bedacht werden. Bei der Gestaltung einer Benutzeroberfläche müssen große Unterschiede bedacht werden, etwa jener zwischen "digital natives" und älteren Generationen. Aus der Erfahrung mit den aktuellen Automaten weiß man, dass ein Ticket-Kauf oft schon an ganz einfachen Dingen wie dem erstmaligen Berühren des Bildschirms scheitert. "Viele warten darauf, dass die Werbung am Bildschirm verschwindet", erzählt Pauschitz.

Ein Fahrkartenautomat stellt einen wichtigen Markierungspunkt auf einem Bahnhof dar. Die Frage, wo und wie er platziert wird, ist von enormer Bedeutung. Dinge wie Sichtbarkeit oder die Eile vieler Passagiere, die unter Druck möglichst schnell und intuitiv ein Ticket erwerben müssen, müssen hier beachtet werden. Bedient man als Anwender dann einen Automaten, fühlt man sich oftmals exponiert und beobachtet. Dem kann man als Designer entgegenwirken, indem man Abgrenzungen schafft. Oftmals genügt hier alleine die Andeutung einer Separierung vom restlichen Bahnhofspublikum.

Vandalismus-Abwehr

Schon beim Design eines Fahrkartenautomaten wird großer Wert darauf gelegt, keine Anreize für Vandalismus zu schaffen. "Man will Leute nicht dazu einladen, das Gerät kaputt zu machen", sagt Pauschitz. Gestalter verwenden dazu gerne psychologische Tricks. Eine Auswirkung davon seien etwa große Glaswände bei Bushaltestellen, erklärt Pauschitz. Versucht man ein großes Glas einzuschlagen, sei die Auswirkung größer, dazu steige die Gefahr, sich zu verletzen.

Ein großer Fokus liegt auf der Gestaltung der Bedienoberfläche. "Das heutige User Interface sieht wie ein Formular aus. Man hat eine große Auswahl an Optionen. Das ist für Power-Nutzer interessant. Benutzerfreundlicher sind Ja/Nein-Fragen, Weichenentscheidungen statt multipler Auswahl", meint Pauschitz. Eine gute Bedienoberfläche müsse die Sichtbarkeit der Komplexität beim Auswahlvorgang minimieren. Schlussendlich geht es bei einem Fahrkartenautomat auch um das Serviceerlebnis und die Frage, wie modern ein Unternehmen durch ein Gerät wirken kann.

Mehr Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit der FH Joanneum und der ÖBB bei dem Studentenprojekt hält Pauschitz für eine Win-Win-Situation. Studenten lernen, wie man etwas Vorhandenes verbessern kann, und das in einem relevanten Kontext. "Ein erfundenes Projekt ist langweilig", ist Pauschitz überzeugt. Die ÖBB hätten wiederum einen Einblick in eine junge, moderne Herangehensweise und bekämen jede Menge "Innovations-Input".

Der ÖBB fertige Pläne zu präsentieren, war dabei nicht die Aufgabe. "Es war nie gedacht, dass die ÖBB sagen:`Projekt Nummer fünf nehmen wir`", meint Pauschitz. Die Studenten hätten dagegen "im Prinzip Anforderungen aufgestellt. Die Projekte sollen zeigen, welche Dinge möglich sind." Sollten die ÖBB jedoch an einem der erstellten Projekte interessiert sein und Ideen daraus umsetzen, werden die jeweiligen Studenten im Entwicklungsprozess beteiligt.

Der Veranstaltungsleiter ist der Überzeugung, dass sich Wirtschaft und Universitäten generell mehr austauschen sollten. Beide würden unterschiedliche Ziele verfolgen. Eine Konkurrenz sei unwahrscheinlich. Pauschitz: "Was die Uni gut beherrscht, ist das Vorausblicken. Von der Wirtschaft wird das zu wenig genutzt. Stattdessen werden teure Berater engagiert. Das bringt aber oft nichts. Für die Uni ist so ein Projekt aber super. Man kann so Pragmatik mit Abgehobenheit kombinieren."

Die Lehrveranstaltung "Interface Design and Usability" soll auch im nächsten Studienjahr stattfinden. Für 2014 wird noch ein Kooperationspartner gesucht, der ähnlich wie die ÖBB ein Projekt gemeinsam mit Studenten durchführen will. "Bei Interesse bitte bei mir melden", meint Christoph Pauschitz.


Quelle: futurezone.at
Galerie der Entwürfe: im Artikel

Re: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Antwort #1

...Win-Win-Situation...
...Interface Design and Usability...
...Innovations-Input...

Wie wäre es, wenn die FH den Kurs in "benutzerfreundliche Gestaltung und Bedienbarkeit" umbenennen würde? Aber dann wäre die FH wohl mehr "out" statt "in"! (Oder heißt es nun "obsolete and out-of-date", sowie "hipp" und "trendy"?)
Aber auch die ÖBB täten gut daran, auf ein für alle Österreicher verständliches Deutsch zu setzen! Das gilt für alle Texte, sowie Anzeigen auf den Fahrkartenautomaten gleichermaßen!
Und den Managern empfehle ich Deutsch-Kurse anstelle von Rhetorik-for-Dummies-Seminare!
Diese Zwangneurose, immer und überall Denglisch und Scheinanglizismen einzustreuen, kann ich einfach nicht nachvollziehen!

Re: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Antwort #2

Galerie der Entwürfe: im Artikel


Feichtner/Gutbier sieht recht solide aus, insbesondere weil sich dieser Entwurf auch darüber Gedanken macht, wie man die Dinger möglichst platzsparend auf u.U. schmalen Bahnsteigen unterbringt. Speziell für kleine Bahnhöfe ist auch die integrierte Abfahrtstafel interessant, da man sich da u.U. weitere Displays sparen kann.

  • kroko
Re: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Antwort #3
Das Wichtigste an so einem Automaten ist nicht außen, sondern innen - die Software nämlich (obwohl natürlich auch bei Software ein gutes Design wichtig ist - und das meinst nicht das Aussehen, sondern die Funktionalität).

Re: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Antwort #4

Das Wichtigste an so einem Automaten ist nicht außen, sondern innen - die Software nämlich (obwohl natürlich auch bei Software ein gutes Design wichtig ist - und das meinst nicht das Aussehen, sondern die Funktionalität).


Klar, das ist auch extrem wichtig; trotzdem spielt auch das äußere Erscheinungsbild eine wichtige Rolle, einerseits was eben praktische Details wie Platzverbrauch u.dgl. betrifft, andererseits natürlich auch das "Bediengefühl". Da sind die derzeitigen Automaten halt einfach nur rote Kisten, die zwar ihren Zweck erfüllen einen Touchscreen und ein Bezahlsystem zu beinhalten, aber ansonsten dem Bediener keine positiven Gefühle vermitteln.

Was die Software angeht sind im Artikel ja auch einige Ansätze erwähnt. Wenngleich ich den Fokus auf strikte ja/nein-Entscheidungen nicht für der Weisheit letzten Schluss halte ist das sicher besser als die heutige Oberfläche, bei der sich Anzeige (alle Optionen gleichzeitig) und Bedienung (strikt der Reihe nach) widersprechen. Hier finde ich die beiden Interface-Vorschläge durchaus interessant (wenngleich die Symbole bei  Gürtner/Steen teilweise etwas gar abstrakt sind).

Ich würde hier ja mit einem Minimal-Formular starten, das nur Start und Ziel enthält und daneben aktivierbare Zusatzoptionen (Vias, mehrere Personen, Ermäßigung, Datumswahl, ...) anbietet, die aber eben erst dann in der Ticketvorschau auftauchen. Nachteil: weniger versierte Benutzer übersehen u.U. mögliche Ermäßigungen. Vorteil: Man sieht wirklich nur das was man tatsächlich kauft. Eyl/Müller ist hier aber jedenfalls auch ein brauchbarer Mittelweg.

Re: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Antwort #5
Ich kann mir kaum vorstellen, dass von Seiten der ÖBB mehr Interesse an den Ergebnissen einer FH-Lehrveranstaltung besteht, als eine Erwähnung in einer Pressemitteilung. Ich habe vor zwei Jahren eine Vorlesung bei Prof. Grechenig aus Wien besucht, in der er über seine Erlebnisse mit der Zusammenarbeit mit den ÖBB berichtet hat, seitdem mache ich mir keine Hoffnungen mehr, dass die Umstellung auf das neue Buchungssystem, zu dem als letzter Schritt wohl auch die Anpassung der Fahrkartenautomaten geschieht, noch in diesem Jahrzehnt abgeschlossen sein wird.

Wir haben 8 verschiedene Verkehrsverbünde und fast 1000 verschiedene Tarife. Dafür einen Konfigurator zu machen, der auch bedienbar ist, ist aussichtslos. Zur Übung kann sich ja jeder einmal überlegen, wie viele verschiedene Fahrkarten zur Auswahl stehen, wenn man an einem Sonntag im Juli von Murau nach Deutschlandsberg fahren möchte, und von wie vielen Einzelheiten es abhängt, welche davon am günstigsten ist. Oder um vom Extrembeispiel wegzugehen: Von welchen Einzelheiten hängt es ab, ob eine "Hin+Rückfahrt", "Tageskarte", "Wochenkarte" oder ein "EU-Regio-Ticket" die richtige Wahl ist, wenn man einfach zu einem bestimmten Ort hin und danach wieder zurück will.

Ich persönlich finde es jedenfalls sehr verwirrend, wenn ich im Geltungsbereiches eines anderen Verkehrsverbundes eine Fahrkarte lösen möchte, die Systematik der Tarife jedoch eine verschiedene ist.

Liebe Grüße,
Stefan

Re: Futuristische Ablöse für ÖBB-Fahrkartenautomat
Antwort #6

Wir haben 8 verschiedene Verkehrsverbünde und fast 1000 verschiedene Tarife. Dafür einen Konfigurator zu machen, der auch bedienbar ist, ist aussichtslos. Zur Übung kann sich ja jeder einmal überlegen, wie viele verschiedene Fahrkarten zur Auswahl stehen, wenn man an einem Sonntag im Juli von Murau nach Deutschlandsberg fahren möchte, und von wie vielen Einzelheiten es abhängt, welche davon am günstigsten ist. Oder um vom Extrembeispiel wegzugehen: Von welchen Einzelheiten hängt es ab, ob eine "Hin+Rückfahrt", "Tageskarte", "Wochenkarte" oder ein "EU-Regio-Ticket" die richtige Wahl ist, wenn man einfach zu einem bestimmten Ort hin und danach wieder zurück will.


Naja, für den Computer ist das eine ziemlich simple Optimierungsaufgabe, wenn er alle relevanten Eckdaten kennt. In diesem konkreten Fall wäre das Strecke, Datum der Hinfahrt, Datum der Rückfahrt, vorhandene Ermäßigungskarten. Ist natürlich u.U. eine Menge einzugeben, daher ja auch mein Ansatz die Optionen einzeln hinzuzufügen, damit der Bildschirm nicht von Anfang an mit 1000 Optionen voll ist.
Im Grunde eine Routenpanung, bei der die Teilstrecken mit verschiedenen Kosten (Haustarif, Verbundtarif, Ermäßigungen, ...) mehrmals parallel drin sind - und dann eben auf minimale Kosten optimiert wird, und das beherrscht inzwischen ja jedes Handy.