Das Pendlerpauschale ist eben eine Subventionierung eines weniger effizienten Lebensraums.
Genau das meinte ich.
Aber all diese Dinge haben nur bedingt mit dem Klimaticket zu tun und liegen außerhalb des Einflussbereichs des Landes. Das habe ich mit ,,zahlt der Bund, nicht das Land" gemeint: Die Höhe des Pendlerpauschales hat keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des 1er-Tickets von Seiten des Landes. Nur weil das Pendlerpauschale abgeschafft wird, hat das Land nicht plötzlich mehr Geld zu Verfügung!
Das ist mir klar, das Klimaticket wird jedoch vom Bund subventionert. Der Vorschlag von 5047er wäre genausogut darauf anwendbar. Der Thread heißt ja "Neues aus dem Infrastrukturministerium". Abgesehen davon gibt es ja noch den Finanzausgleich.
Ein niedrigerer Preis kann aber meiner Meinung nach Menschen überzeugen, die nicht 100% der Wege mit dem ÖV erledigen können - denn das Auto ist ,,eh schon da", da spielen die variablen Kosten gedanklich keine Rolle mehr; wohl aber wirkt ein hoher ÖV-Ticketpreis abschreckend.
Genau darin liegt das Problem: "Das Auto ist eh schon da". Nicht-Kfz-Inhaber sind die treusten Nutzer des Umweltverbundes. Nicht umsonst wurde in der Seestadt die U-Bahn lange vor dem Rest gebaut, die Bewohner sollten sich von vorne herein kein Auto kaufen müssen.
Ein Auto kostet in Österreich im Schnitt rund
€500 pro Monat. Bei ca.
625 Kfz pro Tausend Einwohner ergibt alleine das Auto ca. Kosten €312 pro Monat pro ÖsterreicherIn. Da ist auch Wien eingerechnet, wo es wesentlich weniger Pkw gibt. Es wird also pro Person im Schnitt €3 744 im Jahr für eine (die schädlichste) Mobilitätsform ausgegeben. Man kann daher glaube ich festhalten, dass Kosten bei der Wahl der Mobilitätsform eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Der ÖV-Ticketpreis ist irrelevant, wenn es keinen ÖV gibt. Eine geschenkte Jahreskarte hilft mir nicht, wenn ich im Schichtdienst arbeite und regelmäßig um 24:00 Uhr nach Köflach muss. Oder wenn ich am Sonntag zum spazieren auf die Teichalm möchte (keine Verbinung heute laut BusBahnBim). Wenn ich um 3:00 Uhr vom Fortgehen heim nach Wetzelsdorf will, eine Studentenstadt es aber nicht schafft eine Nightline nach 2:30 Uhr zu betreiben.
Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Wie soll das denn gehen, wenn wir jetzt darüber diskutieren ob der Preis für den ÖV günstiger sein soll, weil sowieso schon ein Auto daheim steht? Wie kann denn das eintreten, wenn wir nach wie vor keinen Beschkuss über die Elektrifizeriung der GKB und der Ostbahn haben? Wie soll das den funktionieren, wenn nach wie vor auf der grünen Wiese gebaut wird, sodass es gar keinen vernünftigen ÖV geben
kann? Die Klimabilanz für 2040 wird
jetzt einzementiert und es wird allen ernstes darüber diskutiert, ob die Jahreskarte für die Steiermark nun €550 kostet oder €2 300. Das ist eine Maßname, die man 2039 umsetzen kann, wenn alles andere erledigt ist. Die jetzige Diskussion ist in etwa so, als wenn ein Herzinfarktpatient gerne etwas weniger für seine Medikamente bezahlen möchte, obwohl doch die einzige Lösung für sein Problem Sport und gesunde Ernährung ist.
Ich vermische hier Zuständigkeiten der Gebietskörperschaften, aber der Streit über die Preisfrage im ÖV und das Ignorieren der anderen Pull-Faktoren zieht sich quer durch die österreichische Verkehrspolitik.
Auch die geförderte Jahreskarte Graz hat sehr wohl einen Einfluss auf die Nachfrage! In Graz ist ein niedriger Preis nötig, um Wenigfahrer vom Kauf einer Jahreskarte zu überzeugen
Der Kauf einer Jahreskarte alleine bezweckt nur leider nichts. Der ÖV Anteil im Modal Split ist von 2013 auf 2018
nicht gestiegen. Einführung der Jahreskarte war 2014/2015. Hätte es eine Änderung des Mobilitätsverhaltens gegeben, wäre das im Modal Split ersichtlich. Der große Gewinner war das Fahrrad. Meines Wissens nach wurde aber beim Fahrrad nicht am Kostenfaktor geschraubt, sehr wohl aber die Infrastruktur ausgebaut.
Und außerdem haben die Billigflieger gezeigt, dass ein niedriger Preis an sich schon Nachfrage hervorrufen kann.
ÖV im klassischen Sinne soll aber keine neue Nachfrage generieren, sondern bestehende oder zu erwartende Nachfrage bedienen. Hier spielt Preis nur eine untergeordnete Rolle in der Verkehrsmittelwahl.
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro