Sie nannten sie die DonnerwalzeVariobahn reißt Anrainer weiter aus dem Schlaf und erschüttert Häuser. Jetzt zitieren GVB den Chef des Berliner Stadler-Werks nach Graz.
Die Variobahn erschüttert Graz - so lautete eine der ersten Schlagzeilen, als die neue Tram heuer im Frühjahr ihre ersten Runden gedreht hat. Geschäftsleute auf dem Hauptplatz, wie Alexander Jodl, hielten sich die Ohren zu. Anrainer der Linien 4 und 5 berichteten von Erschütterungen, die ihre Häuser erbeben ließen.
Die Grazer Verkehrsbetriebe versprachen Schalldämmungen, Lärmmessungen und die Temporeduktion, um den Pegel zu senken. Obwohl die Garnitur zugelassen ist und völlig in der Norm liege. Die Anrainer geduldeten sich und warteten auf Besserung.
Doch jetzt, sechs Monate nach Ankunft der neuen Bim, schrecken die Anrainer immer noch frühmorgens aus dem Schlaf, der Lärm, die Erschütterungen seien nicht entschärft. Längst nennen die Lärmgeplagten sie die ,,Donnerwalze": ,,Ich hab' erst gestern wieder fünf Glühbirnen getauscht. Wir beobachten auch schon die Risse im Haus, um zu sehen, ob sie von der Variobahn kommen." Viele wundern sich auch über Schweißarbeiten in der Theodor-Körner-Straße, mutmaßen, dass die schwereren Variobahn-Garnituren die Gleise beschädigen. Andreas Solymos von den GVB will nicht bestätigen, dass sie etwas ruinieren: ,,Aber durch die zusätzlichen Tonnen nimmt man die Variobahn natürlich anders wahr."
In den letzten Tagen häuften sich wieder Beschwerde-E-Mails an die GVB, die auch G7 erreicht haben (siehe rechts oben). Nicht nur - wie bisher - aus dem Raum Körösi- und Theodor-Körner-Straße, auch aus der Jakomini- und Conrad-von-Hötzendorf-Straße senden Bewohner ein SOS. GVB-intern ist längst Feuer am Dach, hofft man inständig, dass man nicht im großen Stil Gleise samt Unterbau erneuern muss.
Süßwarenhändler Jodl berichtet auch heute noch vom Hauptplatz, dass die Stadler-Tram aus Berlin ,,nicht wesentlich leiser geworden ist". Es ist ja auch noch nichts Wesentliches passiert. Die ersten fünf Garnituren sind noch nicht schallgedämpft, erst die sechste, die jetzt hier ist, hat solche Elemente in die Radkästen eingebaut bekommen. Alle 45 sollen nachgerüstet werden. Eine Anrainerin hat aber auch schon vom gedämmten 206er-Wagen gehört: ,,Leiser war der nicht!"
Noch tappt man bei den GVB im Dunkeln. ,,Wir nehmen die Probleme sehr ernst", betont Holding-Graz-Vorstand Wolfgang Malik, ,,und bitten jetzt den Berliner Stadler-Geschäftsführer Michael Daum nach Graz, um gemeinsam Lösungen zu suchen." Stadler habe ja ein vitales Interesse, ,,dass Graz für sie nicht zum Waterloo wird", sekundiert Solymos. Erhofft sich der Konzern doch europaweite Folgeaufträge.
Auszüge aus den Beschwerden der Anrainer (Namen der Redaktion bekannt):,,Seit Einführung der Donnerwalzen werde ich täglich in der Früh wachgerüttelt."
,,Seit fast einem halben Jahr kämpfen wir für eine technische Verbesserung der Variobahn, damit diese Erschütterungen aufhören, die unsere Gesundheit und Gebäude zerstören."
,,Nicht nur als Anrainer, auch als Passagier nimmt man im Inneren der Bahn starke Schwingungen wahr, die sich dann auf unsere Liegenschaft ausbreiten."
Quelle:
G7