Re: Gleichenberger Bahn
Antwort #527 –
Montag, 1. November 2021, 18:18
Der Lokführer plaudert, und verabschiedet sich dabei auch von den Kollegen (ÖBB) im Bahnhof Feldbach. Es ist 18:05 und bereits dunkel. Wenige Minuten später besteigt er den Triebwagen, öffnet mir die Türe und ich steige als einziger Fahrgast ein. Als schließlich der Zug aus Graz ankommt, steigen doch noch zwei Fahrgäste zu, der eine sogar mit Gepäck. Beide wollen nach Bad Gleichenberg. Zum Glück noch keine Regen! Wir fahren los und ich genieße die Fahrt im hellen Scheinwerferlicht. Beim nächsten Halt "Feldbach Landesbahn", steigt noch ein pensionierter Mitarbeiter der Bahn mit seinem Enkel zu. Beide wollen noch einmal mit der Bahn fahren. Es geht Richtung Prädiberg und es fängt an zu regnen. Die Schienen sind jetzt sehr rutschig geworden durch das Laub und den Niederschlag, und der Lokführer muss sich sehr konzentrieren. Ganz überraschend steigen in Fischa noch zwei Eisenbahnfreunde zu. So geht es durch die Nacht bis Bad Gleichenberg. Öfters kreuzen Rehe die Gleise, welche durch akustische Signale vertrieben werden.
In Bad Gleichenberg regnet es weiterhin, was mich aber nicht davon abhält, noch Erinnerungsfotos zu machen. Mit etwa fünf Eisenbahnfreunden plus den beiden aus Fischa sowie dem Herren mit seinem Enkel, geht es wieder zurück nach Feldbach durch die Nacht. In Trautmannsdorf steigt noch eine jüngere Dame mit ,,Handy-Ticket" zu. Ab jetzt verläuft die Fahrt angenehm ruhig. Im Bereich der Haltestelle Prädiberg, kommen dann einige Fahrgäste nach vorne in den Führerstand und schauen ganz still in die Nacht. Es breitet sich eine fast schon andachtsvolle Stimmung aus. Es sind die letzten Kilometer und Minuten bis zum Ende der Reise in Feldbach. Dort pünktlich angekommen, steigen einige Fahrgäste in den Zug nach Graz. Ich bleibe am Zaun der P&R Anlage stehen und schaue dem Zug bei seiner Abfahrt in die Remise zu. Ein sehr wehmütiges Gefühl überkommt mich und ich danke dem ,,Universum" für die schönen Momente, welche ich mit der Bahn erleben durfte.
Soweit ein Abschlussbericht von der vermutlich letzten regulären Fahrt der 90 Jahre alten Gleichenbergerbahn. Leider musste ich bei dieser Fahrt vernehmen, dass das Land nur die Bahninfrastruktur weiter aufrecht erhalten will (siehe auch den weiter oben verlinkten Text der Landesregierung). Etwa 150 000 Euro pro Jahr, falls ein gutes Konzept vorliegt und falls es jemanden gibt, welcher die Kosten der Züge übernimmt. Diese müssten, wie 2021 bereits geschehen, extern bezahlt werden. Ob das wirklich so stimmt, weis ich nicht, würde aber ins Bild passen. Weitere Kommentare dazu erübrigt sich wohl, ...
Anbei zwei Abschlussbilder der Fahrt. Das eine zeigt den Zug vor der Fahrt nach Bad Gleichenberg, das andere in Bad Gleichenberg bei leichtem Regen.