Feuerwerk: Das Verbot verpufftTrotz verschärfter Bestimmungen und Aktionen größerer Städte gegen die Knallerei erwartet der Pyrotechnikhandel heuer satte Umsätze.
Nur ein Feuerwerk war 2009 in Graz erlaubt
Freitagnacht lässt es die Republik krachen: 14 Millionen Euro werden heuer zu Silvester verpulvert, so die Prognose der Wirtschaftskammer. Im Vorjahr ging man von 8,5 Millionen aus. Mit deutlich höheren Umsätzen rechnet auch der steirische Handel, bestätigt Robert Siegert, Berufsgruppensprecher des Pyrotechnikhandels. Ein Grund dafür: Die (zertifizierten) Feuerwerkskörper können mehr. Nach einer Gesetzesnovelle ist eine höhere "Nettoexplosivstoffmasse" erlaubt. Die bessere Wirtschaftslage ist ein weiterer Grund.
Dass jede Knallerei nahe größerer Menschenansammlungen verboten wurde und Städte wie Graz, Leibnitz und Leoben gegen private Feuerwerke mobilmachen, spielt keine Rolle. Ebenso wenig, dass die Strafen auf bis zu 10.000 Euro erhöht wurden. "Das ist bei den Kunden überhaupt kein Thema", nickt Siegert.
Die Feuerwehren rotieren"Es geht zu wie im Mundl: Der eine schießt dem anderen die Rakete ins Fenster", schildert Dieter Pilat von der Grazer Berufsfeuerwehr eine herkömmliche Silvesternacht. Obwohl spürbar weniger Kracher als früher fliegen, ist die Zahl der Einsätze stabil. Im Vorjahr ist man mehr als 40 Mal zu Wohnungs- und Fahrzeugbränden ausgerückt. Im Stadtbezirk Andritz hatte ein verirrter Feuerwerkskörper ein Wirtschaftsgebäude in Brand gesetzt. Der Sachschaden lag bei 200.000 Euro.
Eigentlich waren Raketen, Kracher & Co. im Ortsgebiet bereits in der Vergangenheit verboten. "Streng genommen sind nicht einmal die langen Sprühkerzen am Christbaum erlaubt", hinterfragt der Grazer Fachhändler die Bestimmungen. Zwischen Theorie und Praxis klaffe eine große Lücke. "Zahnlos" sei das Regelwerk, die Verbote wären kaum kontrollierbar. "Man sollte sich überlegen, was man vorschreibt", fasst Siegert zusammen.
Kritik kommt zudem vom Leiter des Grazer Umweltamtes, Werner Prutsch. "Was zu Silvester passiert, das ist zu 90 Prozent verboten." Das "Raketenverbot" greift nicht (siehe Interview). Der Beweis: Trotz der Kontrollen und Anzeigen zu Silvester explodieren die Feinstaubwerte. Im Vorjahr lag die Belastung in der Landeshauptstadt zwischenzeitlich bei 478 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. In Leibnitz, Leoben, Kapfenberg und Weiz waren es zwischen 220 und 280. Zur Erinnerung: Das gesetzliche Feinstaublimit liegt bei 50 Mikrogramm.
Aktion scharf in GrazUngeachtet des offensichtlichen Misserfolgs trommeln Städte wie Graz und Leoben das Raketenverbot und bewerben ihr Feuerwerk als das einzig offizielle. "Die Polizei Leoben wird anlässlich des Jahreswechsels die Einhaltung der Bestimmungen streng überwachen", tönt es aus der Montanstadt. "Das Abschießen von pyrotechnischen Gegenständen ist im Ortsgebiet ausnahmslos verboten", betont man in Graz. Bürgermeister Siegfried Nagl kündigt eine Aktion scharf an. Die Exekutive werde rigoros Kracher und Raketen beschlagnahmen, damit "man sich zu Silvester auch mit kleinen Kindern in die Innenstadt trauen kann". Dass dennoch geschossen wird, weiß man im Magistrat. Abhilfe würde nur ein Verkaufsverbot schaffen. "Das wurde aber abgelehnt. Mit dem Hinweis, dass fast nirgends geknallt werden darf."
KNALLKÖRPER-KUNDEFeuerwerkskörper sind per Gesetz in vier Kategorien (F1 bis F4) eingeteilt. Die beiden oberen Klassen ("mittlere" sowie "große Gefahr") sind für alle Amateure ohnehin tabu.
Knallerbsen und Fontänen zählen zur Kategorie F1 und dürfen ab zwölf Jahren gekauft und benutzt werden.
Kracher und Raketen gehören zur Kategorie F2 ("geringe Gefahr" und "geringer Lärmpegel"). Man darf sie ab 16 Jahren erwerben. Die Benutzung ist aber reglementiert.
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2616096/feuerwerk-verbot-verpufft.storyWeiterführende Links:
Feuerwerkskörper zum Jahreswechsel
Was ist erlaubt und was nicht?
http://www.graz.at/cms/beitrag/10161307/1618648/Feuerwerk: Was es zu bedenken gilt!
http://www.graz.at/cms/beitrag/10161337/1618648/