Der neue "Murpark" eröffnet bereits kommende Woche. Shopping Nord befindet sich noch in Bau, außerdem sind eine "Stadtgalerie" und ein Factory-Outlet bei Leibnitz geplant. Einkaufen, flanieren und Unterhaltung genießen - in der steirischen Landeshauptstadt sprießen neue Shopping-Projekte und Erweiterungen von Einkaufszentren aus dem Boden: Während die Shopping City Seiersberg, "Kastner + Öhler" in der Innenstadt sowie das Center West ausbauen, eröffnet in wenigen Tagen der Murpark in Graz-Liebenau und bringt so weitere 36.000 Quadratmeter auf den Markt. Bereits gebaut wird an der "Shopping Nord", geplant sind zudem ein ECE-Einkaufszentrum beim Hauptbahnhof und ein Factory-Outlet-Center 20 Kilometer südlich von Graz.
144.000 Quadratmeter. Nach den Berechnungen des Wiener Standort-Beratungsunternehmens Regioplan kann derzeit auf rund 144.100 Quadratmetern Verkaufsfläche in Einkaufszentren in und um Graz geshoppt werden. Den Betreibern ist das offensichtlich noch zu wenig, denn die SC Seiersberg will im Frühjahr 2008 weitere 30.000 Quadratmeter eröffnen, so Geschäftsführerin Karin Pfeffer und verweist auf das überregionale Einzugsgebiet "ihrer" Shoppingmall - 15 Prozent ihrer Kunden seien aus dem benachbarten Ausland. Die Grazer Einkaufszentren hingegen betrachtet Pfeffer mehr als regionale Anbieter.
Ausbau. Auch das Grazer Traditionskaufhaus "Kastner + Öhler" arbeitet momentan die Pläne für den Ausbau ihrer Innenstadtpräsenz aus. Die Bauarbeiten am spektakulären Dachausbau im Herzen der Stadt sollen im Herbst beginnen und in mehreren Abschnitten in etwa zwei Jahren abgeschlossen sein, erklärte Geschäftsführer Martin Wäg. Danach sollen zu den derzeit etwa 30.000 Quadratmetern Verkaufsfläche weitere rund 10.000 Quadratmeter kommen. Insgesamt würden rund 40 Mio. Euro in den Aus- und Umbau investiert, so Wäg.
Shoppingcenter. Neben der Innenstadtlage ging "Kastner + Öhler" mit einer Filiale im neuen Murpark erstmals in Graz in eine periphere Lage. Der Geschäftsführer begründete dies damit, dass "man dort sein muss, wo die Kunden sind, und die sind nun mal in der Innenstadt und in den Shoppingzentren".
Hauptbahnhof. Ebenso in Planung ist das ECE-Einkaufszentrum "Stadtgalerie" nahe des Hauptbahnhofs mit voraussichtlich rund 55.000 Quadratmetern und einem Investitionsvolumen von etwa 200 Mio. Euro. Regioplan-Geschäftsführer Wolfgang Richter schätzt, dass das Projekt "Stadtgalerie" mit 60- bis 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch realisiert wird und typisch für die Innenstadt hochwertige Mieter anbieten werde. Gegen dieses Vorhaben hegen allerdings Stadtpolitiker wie Innenstadtgeschäftsleute Bedenken.
Südsteiermark. In der Leibnitzer Gemeide Jöß, rund 20 Kilometer südlich von Graz, plant Investor und Grundeigentümer Bertram Conrad-Eybesfeld ein Factory-Outlet-Center (FOC) mit rund 20.000 Quadratmatern Verkaufsfläche und einem Budget von etwa 50 Mio. Euro. Im Herbst sollen die Bagger auffahren - die Eröffnung sei im Oktober 2008 geplant, so Conrad-Eybesfeld. Derzeit warte er noch auf die Sondergenehmigung für einen Einzelstandort vom Land Steiermark. Gegen diesen Standort läuft die Wirtschaftskammer Sturm, die Nachteile für die Kaufleute im Leibnitzer Raum sieht, die sich zu einer kürzlich erst groß präsentierten Einkaufsinitiative zusammengeschlossen haben.
Der Murpark ...... der am 21. März in Liebenau seine Pforten öffnet, will mit dem Standort punkten. Sowohl die Straßenbahn gibt es dort, als auch ein Park-und-Ride-Haus mit speziellem Angebot für Pendler. Das einzige Einkaufszentrum am linken Murufer habe rund 36.000 m2 Verkaufsfläche.
Fokus auf "Überregionalität" Angesichts des bevorstehenden härteren Wettbewerbs durch die neuen bzw. ausgebauten Einkaufszentren sehen sich die Betreiber der Shoppingmalls in Graz und Umgebung dennoch allesamt gut positioniert. Factory-Outlet-Planer Bertram Conrad-Eybesfeld spricht sogar davon, es sei für ihn von Vorteil, wenn es viele Einkaufszentren gebe. Regioplan-Geschäftsführer Wolfgang Richter ist sich jedoch sicher, dass "nicht alle auf Dauer erfolgreich" sein könnten.
Außer Konkurrenz. Karin Pfeffer, Geschäftsführerin der SC Seiersberg, macht sich "keine großen Sorgen" über die aktuellen Entwicklungen. "Wir sind in den Köpfen der Steirer drinnen", ist sie sich sicher. Die Kunden würden letzten Endes entscheiden, wohin sie gehen und da die Shopping City im kommenden Jahr auf 100.000 Quadratmeter ausbaue, sei man "außer Konkurrenz", sagte Pfeffer. Auch das geplante Factory-Outlet-Center (FOC) in Leibnitz sei kein direkter Mitbewerber, denn sie hätten mit Ware aus den vergangenen Saisonen ein "komplett anderes Konzept" als Seiersberg mit aktueller Ware.
Zielgruppe. Conrad-Eybesfeld, der sein FOC in Jöß im Oktober 2008 eröffnen möchte, nennt jedoch eine ähnliche Zielgruppe wie die Seiersberger: Kunden aus der Steiermark, Kärnten, Slowenien, Kroatien und Südungarn. Einer Studie zufolge handle es sich um 2,5 Mio. potenzieller Kunden, so der Investor. Die SC Seiersberg sehe er nicht als Konkurrenz, denn die FOC-Mieter seien keine Händler, sondern direkt die Produzenten. Viele Einkaufszentren seien für das FOC ein Vorteil, da es die Kunden dadurch gewohnt seien, in Zentren einkaufen zu gehen. "Ich werde wegen der ganzjährigen 30 Prozent auf Markenware immer Kunden haben," so Conrad-Eybesfeld. Für die Einkaufszentren sei die Situation schwieriger.
Spannend. Wolfgang Richter von Regioplan sieht die momentane Situation in der Steiermark als "die spannendste in Österreich". Es tue sich viel, die Potenziale seien aber begrenzt. Auf Dauer könnten nicht alle im derzeitigen Ausmaß mit ihren Konzepten und Plänen erfolgreich sein. Es würden dann zwar auf Sicht "keine Ruinen herumstehen", aber die Einkaufszentren müssten entweder noch größer werden, um noch mehr Wirkung zu haben, oder die Flächen verkleinern, um nur noch den regionalen Bedarf abzudecken.
Infrastruktur. Den Standort für das FOC in Leibnitz befand der Experte für "nicht so sexy", denn die Kunden aus dem benachbarten Ausland würden spätestens dann ausbleiben, wenn es auch dort die gleiche Infrastruktur gegeben sein wird. Deshalb glaube er nicht, dass das Factory-Outlet in Jöß langfristig erfolgreich sein werde.
In Graz bald größere Dichte als in WienVerkaufsfläche soll sich von 144.000 auf 310.000 Quadratmeter mehr als verdoppeln.
Wegen des Booms bei den Shoppingmalls in Graz und Umgebung hat das Standort-Beratungsunternehmen Regioplan die bestehenden und geplanten Verkaufsflächen in Vergleich zu jenen in Wien gesetzt: Würden in Graz alle Projekte realisiert, so werde die Dichte wesentlich höher sein als jene in der Bundeshauptstadt. In der steirischen Landeshauptstadt sollen es rund 310.000 Quadratmeter werden.
Verdoppelt. Derzeit gebe es nach den Berechnungen der Regioplan etwa 144.100 Quadratmeter Verkaufsfläche in Grazer Einkaufszentren inklusive der Shopping City Seiersberg. Das entspricht einer Dichte von 0,64 Quadratmeter pro Einwohner. Rechnet man die geplanten Verkaufsflächen von rund 166.000 Quadratmetern hinzu, so würden sich für die insgesamt 310.100 Quadratmeter Verkaufsfläche eine Dichte von 1,37 ergeben.
Zahlen. Bei den Wiener Einkaufszentren inklusive der Shopping City Süd in Vösendorf (NÖ) bestehen momentan rund 553.300 Quadratmeter Verkaufsfläche mit einer Dichte von 0,36 Quadratmeter pro Einwohner. In der Bundeshauptstadt sind weitere 271.000 Quadratmeter geplant. Werden diese gebaut, so hält man in Wien bei 824.300 Quadratmeter - das würde einer Dichte von 0,53 entsprechen.
Erfolg. Regioplan führt seit 20 Jahren Standort- und Marktuntersuchungen in Österreich sowie Mittel- und Osteuropa durch und hat sich auf länderübergreifende Beratung spezialisiert. Am 10. Mai veranstaltet das Unternehmen das 9. Einkaufszentren-Symposium im Millenium Event Center in Wien mit dem Thema "Das Märchen vom idealen EKZ - Wieviel Kompromiss verträgt der Erfolg in der Realität?".
Quelle:
www.kleine.atJa wenn das wirklich so weitergeht, dann wäre das schon bald der Todesstoß für die Grazer Innenstadt. Naja, den Stoß haben´s eigentlich schon lange bekommen.
