Graz: Die Stadt der großen Ankündigungen
Mur-Gondelbahn, U-Bahn, Stadtmöbel - an Ideen mangelt es den Grazer Stadtplanern nicht. Aber wie sieht es mit der Fertigstellung von kreativen Vorhaben in der steirischen Hauptstadt aus?
Graz - Nach 2003 im Dornröschenschlaf?
Mit der
Mur-Gondelbahn ist in Graz wieder ein Projekt im Gespräch, das für viel an Furore sorgt. Doch bei der Frage, ob die luftige Schaukel tatsächlich umgesetzt wird, ist Skepsis angebracht. Nach dem Projekte-Boom im Kulturhauptstadtjahr 2003 ist der Rummel um die Murmetropole wieder etwas abgeklungen und eine ganze Reihe an innovativen Ideen und Stadtplanungsprojekten wurde auf die lange Bank geschoben. Wir haben einige Vorhaben der letzten Jahre unter die Lupe genommen und nachgefragt, wann und ob sie das Stadtbild bereichern werden.
Immer wieder wurde in Graz die Notwendigkeit und Realisierbarkeit einer
U-Bahn-Linie diskutiert, doch zur Umsetzung kam es aufgrund des finanziellen Aufwands und des noch nicht voll genutzten Potenzials der bestehenden Straßenbahnlinien nie. Zuletzt griff im Jahr 2005 der damalige Vizepräsident der steirischen Wirtschaftskammer, Gilbert Frizberg, die Idee noch einmal auf, mit einer Mini-U-Bahn den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten. Die Linie sollte im ersten Planungsschritt vom Südtirolerplatz zum Joanneumring unterirdisch verlaufen. In weiterer Folge wünschte er sich eine durchgehende Nord-Süd-Verbindung bis Liebenau und eine Ost-West-Verbindung vom LKH bis zum Hauptbahnhof. Diese Idee wurde jedoch wegen Nicht-Finanzierbarkeit wieder verworfen und die Stadt setzt nun auf den Ausbau des Straßenbahnnetzes.
"Bim zur Uni" liegt vorerst auf EisEines dieser Ausbauprojekte ist der Umbau der Straßenbahnlinie 1. Im Jahr 2008 wurde mit Trassenfindungsplanung der "Universitätslinie 1" begonnen, 2009 wurde die Suche laut Leistungsbericht der Stadtbaudirektion zum Abschluss gebracht. Seither ist es still geworden um die "Bim zur Uni" und das Projekt liegt aufgrund der Finanzierungsplanung derzeit auf Eis. Auf die Frage, ob es jemals zur Realisierung kommen wird, antwortete der Abteilungsvorstand der Abteilung für Verkehrsplanung Martin Kroißenbrunner: "Ich gehe davon aus, dass die Universitätslinie 1 gebaut wird, unklar ist jedoch, wann das sein wird. Die Vorplanung ist abgeschlossen, mit der Detailplanung muss erst begonnen werden."
Nicht immer ist der öffentliche Transport Thema des grenzenlosen Ideenreichtums, auch an die Verschönerung von Bezirken wird zumindest "gedacht". Dem großen Vorbild "Naschmarkt" in Wien nachempfunden, hatte Bürgermeister Nagl einen Geistesblitz zur Aufwertung des Griesplatzes und zur Förderung der Integration. Mit dem Pilotprojekt "Markt der Nationen" sollte vom 27.November 2009 bis zum 6. Jänner 2010 ein internationaler Markt den Flair der großen, weiten Welt auf den Griesplatz bringen. Leider gelang es nicht, rechtzeitig passende Händler für das mit 15.000 Euro geförderte Projekt an Land zu ziehen. Das Vorhaben wurde auf das Frühjahr 2010 vertagt, mit der Aussicht auf eine ganzjährige Verlängerung bei Erfolg. Leider warten die Grazer auch heute noch auf ihren internationalen Marktplatz.
"Graz braucht frischen Wind"
Einen Grund für die häufigen Verzögerungen sieht Hotelier Florian Weitzer in der Langatmigkeit der Politik und vergleicht das mit der Schnelligkeit, die die Privatwirtschaft erreichen könnte. Entscheidungen werden auf politischer Ebene erst getroffen, wenn genug positive Stimmen vorhanden sind und Unternehmerdenken ist kaum möglich. Private Investoren haben eher die Möglichkeit, Projekte auch dann durchzusetzen, wenn sie als riskante und innovative Ideen gelten. Unter diesem Aspekt wäre die Mur-Gondelbahn für Weitzer ein Projekt, dass Graz in punkto Ideenreichtum sehr aufwerten würde und er ist der Meinung: "Es ist notwendig, dass die Stadt sieben Jahre nach dem Kulturhauptstadtjahr wieder für frischen Wind sorgt!"
Ein Projekt, mit dessen Umsetzung die Grazer in diesem Jahr noch rechnen dürfen, sind die Grazer Stadtmöbel. Beim so genannten "Ideenwettbewerb Stadtmöblierung" im Zuge des Designmonats wurden Vorschläge zur Möblierung des öffentlichen Raums gesucht, die bis spätestens Ende August 2010 im Bereich Mariahilferplatz, auf der Mur-Hauptbrücke und um das Kunsthaus aufgestellt werden sollen. Der angesetzte Termin 31.08.2010 wird aber vermutlich nicht erreicht werden. Auf Nachfrage bei den Organisatoren läuft die Produktion jedoch bereits. Interessant ist, dass der Haupt-Verzögerer auch gleichzeitig der Auftraggeber des Wettbewerbs ist, denn dem pünktlichen Aufstellen der Möbel steht nur noch die finale Genehmigung der Stadt Graz im Wege.
Melanie Gaugl
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2440535/graz-stadt-grossen-ankuendigungen.story