Re: NVK-Hauptbahnhof
Antwort #177 –
Es ist ja richtig schwer auf die vielen Teilaspekte einzugehen - ich versuche es mal ohne Zitieren:
1. Ausgangslage: Dazu muss man grundsätzlich sagen, dass es schon einige Projekte für eine Nahverkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof gab, die alle wegen der Unfinanzierbarkeit wieder ad acta gelegt wurden - zuletzt v. a. im Zusammenhang mit dem HL-AG-Projekt Koralmbahn. Nun ist es so, dass die GVB die Wendeschleife am Hauptbahnhof sanieren wollten. Vor einigen Jahren hätten das die GVB auch so gemacht, allerdings macht man sich mittlerweile bei Sanierungen in Graz auch mehr Gedanken (siehe Herrgottwiesgasse, Kai etc.). Da - wie ich schon mehrfach geschrieben habe - sich die Stadt die Unterführung Josef-Huber-Gasse erspart hat, keimte der Gedanke auf mit diesem Geld eine Verbesserung der Situation beim Bahnhof herbeizuführen (v. a. durch die ECE-Planungen etc.). Zunächst war ja nur mal von einer Unterführung des Gürtel die Rede und die Schleife wäre faktisch gleich wiedererrichtet worden. Deshalb kann man auch sagen, dass das auch eine Light-Variante ist (weil es einfach nicht genug Geld für dieses Projekt gibt), aus der man das Beste machen soll. Jedenfalls ist dieses Projekt auf jeden Fall um Vieles besser, als die bisherige Schleife wieder auf 50 Jahre so einzubetonieren (Störungsfreie Unterfahrung des Gürtels, Gedeckter Zugang zum Bahnhofsgebäude, Linien 1 und 7 zum Bahnhof, bessere Anschluss der westlich des Bahnhofs liegenden Gebiete durch die Zuführung der Linien 1 und 7 etc.).
2. Wendemöglichkeit/Ersatzverkehr/Entlastungsstrecke: Meiner Meinung nach ist auch das Fehlen einer Wendemöglichkeit v. a. in Richtung stadteinwärts das Problem. GVB und Stadt haben sich ja darauf geeinigt, dass im Bereich westlich des Bahnhofs eine Wendeanlage für die Linien 3 und 6 zu bauen ist. Damit ist auch mit erhöhten Betriebskosten zu rechnen, die aber insgesamt niedriger sein sollen, als der Bau einer Wendeanlage direkt beim Bahnhof kosten würde. Nach den derzeitigen Planungen würde dann der Ersatzverkehr vom Jakominiplatz zur Alten Poststraße laufen und zwar durch den NVK, weil der busbefahrbar sein soll. Ungeachtet dessen gibt es aber eine politische Willenserklärung, dass bis zur Inbetriebnahme des NVK im Jahr 2014 auch eine Entlastungsstrecke - pardon: dass darf ja nicht mehr so heißen - eine Innenstadtumfahrungsstrecke via Griesplatz in Betrieb ist, um im Falle von Störungen in der Innenstadt den Straßenbahnbetrieb durch die Annenstraße aufrecht zu erhalten. Ich hoffe, dass wird auch tatsächlich so realisiert; persönlich würde ich eine Blockschleife Vorbeckgasse/Belgiergasse/Feuerbachgasse/Südtiroler Platz bevorzugen.
3. Planungen: Da es noch nicht einmal einen Gemeinderatsbeschluss zum Bau gibt, geschweige denn eine Finanzierungsvereinbarung mit Land, Bund und ÖBB sind die Planungen natürlich noch im Laufen - mit einem Baubeginn ist ja 2010/11 zu rechnen. Allerdings müssen vorher noch die entsprechenden bau- und eisenbahnrechtlichen Bescheide erwirkt werden, insofern sind natürlich schon bestimmte Entscheidungen gefallen (z. B. der Zugang über den Bahnhofsvorplatz). Allerdings wird und kann immer wieder "von Außen" ein gewisser Input möglich ist, ist z. B. im Punkt der Überdachung zum Bahnhofsgebäude so passiert.
4. Vorschläge: Um das klar zu sagen, ich bin kein Vertreter der Stadt Graz (ganz im Gegenteil) und ich finde das unheimlich interessant, welche Vorschläge und Ideen hier ventiliert werden. Allerdings ist die Situation was eine Schleifenführung am Hauptbahnhof schon durch das Ingenieurbüro IKK untersucht worden (da gibt es auch einen Link in diesem Thread). Dieses Projekt wurde dann aber auch aus Kostengründen auf die jetzige Variante reduziert. Was die Anbindungsmöglichkeit an die Keplerstraße betrifft, ist zu sagen, dass seitens der Stadt keine Linie durch die Keplerstraße geplant ist. Aber vielleicht wäre es zumindest sinnvoll, zu untersuchen, ob es eine Einbindungsmöglichkeit in den NVK möglich wäre (auch wenn das seitens der Stadt nicht gewünscht wird). Viel wichtiger wäre aber, eine "Extended Version" zu machen, d. h. das Projekt jetzt so zu bauen wie geplant, aber z. B. die Möglichkeit der Ergänzung (v. a. Schleifenanlage) zu ermöglichen.
Wolfgang
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)