Variobahn: Papiertiger sehen anders ausGrazer Delegation nahm Tram des Typs Variobahn in Nürnberg und Berlin in Augenschein. Erster Eindruck: kein "Papiertiger", wie Konkurrenz behauptet hat.
HELMUT BAST, BERLIN
Die Straßenbahn hat wieder Saison. Zumindest in Nürnberg und Graz. Nürnberg setzt - ähnlich wie Graz - nach einem massiven Rückbau des Straßenbahnnetzes in den 1960er- und 1970er-Jahren seit einigen Jahren wieder auf die Ausweitung des schienengebundenen Verkehrs. Beide Städte haben bei der Berliner Firma Stadler Pankow Niederflurwagen des Typs "Variobahn" bestellt.
Acht Stück hat Nürnberg zwar nur geordert, die GVB gleich 45. Doch beim "Roll-out" der ersten Variobahn in Nürnberg konnte sich auch eine Grazer Delegation unter Führung der beiden Stadtwerkevorstände Wolfgang Malik und Wolfgang Messner sowie von GVB-Chef Anthony Scholz ein anschauliches Bild der neuen Straßenbahn machen.
Die Grazer Gäste waren angetan vom neuen Gerät, das wirklich alle Stückln spielt. Und erleichtert, hatten doch die unterlegenen Mitbieter Siemens und Bombardier mehrmals betont, die Variobahn sei technisch zu wenig erprobt. "Wir konnten uns hier in Nürnberg überzeugen, dass wir keinen Papiertiger gekauft haben, wie uns vorgeworfen wurde. Die Variobahn ist ein technisch hochwertiges Fahrzeug mit vielen Vorzügen", betonte Malik in Nürnberg.
Die Grazer Delegation "spionierte" auch in der Stadler-Produktionshalle im Berliner Randbezirk Pankow. Stadler-Pankow-Geschäftsführer Michael Daum war bemüht, darzulegen, welches Know-how und welche Erfahrung man bei Straßenbahnen hat: "Seit 1996 bauen wir hier. Die Variobahn wurde hier entwickelt
und gebaut." Seit 1993 fahren 30 Variobahnfahrzeuge in Chemnitz, seit 1996 gibt es 56 im Rhein-Neckar-Verbund, seit 1998 40 in Helsinki. Stolz ist Daum auch darauf, dass Stadler mit der Variobahn die erste 100-Prozent-Niederflurstraßenbahn gebaut hat.
Die Auftragsbücher der Stadler-Gruppe seien voll, versichert der Chef. Neben Graz und Nürnberg haben noch München (4), Basel (60), Lyon (6), Bochum (30) und Bergen (12) bei Stadler bestellt. Kurios die Geschichte von Bergen: In den Sechzigerjahren wurde vollkommen auf Busse umgerüstet, die Straßenbahnen in volksfestartigem Rahmen im Hafen versenkt (!). Nun forciert man wieder die Straßenbahn.
Mit der Variobahn wird in Graz höchstwahrscheinlich das Ende des Ticketverkaufs über den Fahrer eingeläutet. Die Nürnberger Variante hat keine Verkaufsdurchreiche beim Fahrer mehr. GVB-Chef Scholz bestätigt, dass nur ein Verkaufsautomat für Fahrscheine vorgesehen ist. Gedacht ist auch an Videokameras, um Vandalenakten und anderem vorzubeugen. Die rechtliche Abklärung ist noch offen.
Offen ist auch noch das Design der Anfang 2010 in Graz eintreffenden Straßenbahn. Am 17. und 18. Dezember ziehen die GVB Gerhard Heufler, Designprofessor an der FH Joanneum, zu einem Workshop mit Stadler-Ingenieuren bei, um zu einer interessanten Lösung zu kommen. "Schließlich wird die neue Tram 30 Jahre ein wichtiges Stadtmobiliar in Graz sein", so Scholz.
Quelle: Kleine Zeitung
Da können wir dann ja schon gespannt sein.
SG
Grazer111
EDIT by PM: Bericht zwecks der Lesbarkeit freundlicher gestaltet.